Teil 24

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"Soll ich dir Bonbons kaufen?", in deinen Augen lag Sorge.
"Du weißt, dass das nicht helfen wird." Du wichst meinem Blick aus, jedoch sah ich noch, dass du dich selbst beruhigen musstest. "Also, wo ist jetzt dieser Laden, in dem ich etwas anprobieren muss?", wechselte ich das Thema.
Du versuchtest zu lächeln: "Den muss ich erst noch suchen." Wir liefen die Passage entlang und wichen immer wieder vorbei eilenden Leuten aus. Als ich deine Hand an meiner spürte, zuckte ich erst zusammen, aber dann ließ ich es zu. Ich lächelte dich an, doch dein Blick wanderte durch die Menschenmasse und blieb dann letztendlich an einem Pärchen auf einer Bank hängen. "Wollen wir die anderen auch neidisch machen?", dein Grinsen wurde breiter.
"Jack, wag es ja nicht, ich bin nicht so roman-", doch noch bevor ich zu Ende sprechen konnte, hieltst du mich an der Taille fest und zogst mich an dich.
"Vielleicht bin ich es aber", deine Stimme war nur noch ein Hauch an meiner Wange.

Also küssten wir uns mitten in einer Einkaufspassage, während die Menschen um uns ausweichen mussten und lösten uns erst nach einer gefühlten Ewigkeit wieder voneinander.

Ein paar Leute sahen uns lächeln an, während andere nur den Kopf schüttelten, aber das war mir egal. "Du bist so ein Idiot, Jack Kont", sagte ich grinsend.
"Ich bin dein Idiot und jetzt gehen wir da rein", du zogst mich von der Straße weg und ehe ich es realisieren konnte, stand ich in einem Geschäft voller Unterwäsche.
Ich verschränkte die Arme: "Du kennst dich sowieso nicht aus."
"Muss ich auch nicht, kleine Blume." Schon liefst du in eine Richtung, in der eine Verkäuferin stand. "Entschuldigen Sie bitte."
Die Frau drehte sich um: "Womit kann ich Ihnen helfen?"
"Meine Freundin sucht etwas ganz Besonderes, allerdings traut sie sich nicht ihre Wünsche offen auszusprechen, sie denkt immer, jemand könnte sie für verrückt erklären." Ich funkelte dich böse an, das klang so, als ob ich von Sex besessen wäre, oder was auch immer du mit verrückt meintest.
Die Mitarbeiterin sah mich seltsam an: "Etwas Spezielles also?"
Du schobst dich vor mich: "Ja etwas, das nicht jeder hat."

Am liebsten wäre ich dir an die Kehle gesprungen. Du hast gesagt, dass du es mir heimzahlen würdest, aber nie war die Rede von einer solchen Blamage. Das würdest du sowas von bereuen, Jack.

"Dann müssen wir in die erste Etage."
"Natürlich, die erste Etage, komm Schatz", du reichtest mir deine Hand doch ich ging einfach an dir vorbei die Treppen nach oben. "Du bist ja ungewöhnlich ruhig, Elli", flüstertest du grinsend beim Treppensteigen.
"Halt die Klappe, Kont. Du bekommst das doppelt zurück."
Dein Lachen war nicht zu überhören: "Ich dachte das hier wäre mein Ausgleich."
"Das hier", ich zeigte um mich, "ist eine Kriegserklärung, mein Lieber."
Als wir oben angekommen waren, wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Unterwäsche mit Stacheln, mit Aufschriften und etliche Modelle, bei denen ich mir nicht mal sicher war, ob sie als BH und Unterhose durchgehen würden. Ich sah dich ungläubig an, doch du strahltest förmlich vor Begeisterung. Idiot.
"Vielleicht sehen Sie sich selbst erst einmal um und bei Fragen können Sie sich immer an mich wenden", sagte die Verkäuferin.
"Vielen Dank", antwortetest du.
"Das hier geht nicht als Unterwäsche durch", zischte ich dir zu.
"Ach Elli, stell dich doch nicht so an."

Stell dich nicht so an? Das war verdammte Strippermode, Jack. Und für sowas war ich in meiner jetzigen Lage leider nicht zu gebrauchen.

"Schön, dann suche etwas aus", maulte ich.
"Elli süß-sauer."
Ich verengte meine Augen zu Schlitzen: "An deiner Stelle würde ich jetzt nichts mehr sagen."
"Du hast ja recht, ich beobachte dich nur in deinen knappen Outfits, die ich jetzt übrigens aussuchen werde, Schatz." Ich starrte an die Decke, kann mich jemand hier herausholen? Ein paar Minuten später standest du wieder vor mir: "Es war schwer nur zwei auszuwählen." Ich nahm dir die Stofffetzen aus der Hand und ging auf eine Umkleide zu. "Darf ich mitkommen?", du warst direkt hinter der Tür.
"Jack, halt die Klappe, verdammt." Mein Seufzen ging in deiner Lache unter.

Gott, war mir das peinlich. Der Leder-Stachel-BH war ein wenig zu eng und die passende Hose dazu ebenfalls, aber wahrscheinlich sollte das so sein. Ich warf einen Blick in den Spiegel. Ich hatte auf jeden Fall eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Frau vom Strich.

"So kann ich nicht raus kommen, Jack."
"Hier bin doch nur ich."
"Ja, eben."
Du öffnetest die Kabine ohne weiter nachzufragen, dann verfielst du in riesiges Gelächter: "Der Puff lässt grüßen." Ich zeigte dir den Mittelfinger und dann kam auch noch die Frau von vorhin dazu.

Ach du heilige Scheiße, das darf doch jetzt nicht wahr sein.

Sie lächelte nur: "Es ist zwar sehr eng, aber so soll dieses Modell sitzen."
Du bemerktest meinen Blick: "Ich denke, wir kommen ab jetzt alleine zurecht, danke für Ihre Hilfe." Sie nickte und verschwand.
"Dein dreckiges Grinsen kannst du dir sonst wo hinstecken", murmelte ich.
"Sie hat Recht, es steht dir."
"Soll das ein Komplimente sein?"
Du lachtest: "Na komm, das war Strafe genug, zieh dich wieder normal an."
"Ein selbstverliebter Arsch mit Herz", ich lächelte.
"Dein selbstverliebter Arsch mit Herz", verbessertest du mich.

Ich schloss die Umkleide lächelnd. Wie sollte ich dir jemals wirklich böse sein, Jack?

Einsam fällt Sterben leichterWhere stories live. Discover now