Kapitel 30

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Venus und ich hatten uns relativ schnell nachdem Venus Väter weg waren auf mein Zimmer verzogen und saßen seelenruhig jetzt gegenüber von einander auf meiner Fensterbank und hatten jeweils Blatt und Stifte zur Hand. 

Während ich wie von alleine Venus zeichnende Präsenz malte, zeichnete sie den Ausblick aus meinem Fenster. 

Die Sonne war mittlerweile untergegangen und die Sterne glitzerten am tief blauen Himmel und ließen ihn gleich viel friedlicher erscheinen. 

Einen kurzen Blick warf ich auf Venus Blatt und war mal wieder fasziniert davon, wie leicht und einfach bei ihr alles aussah und doch so einzigartig und toll. 


Die Farben passten perfekt zu der Atmosphäre und mit ihren sowohl kräftigen als auch hauch dünnen Strichen schaffte sie einfach mal wieder das perfekte Bild, während ich immer noch verkrampft an ihrem Portrait arbeitete und mich kaum konzentrieren konnte. 

Zu sehr ab gelenkt war ich von dieser ganzen Situation und der Tatsache, dass Venus tatsächlich bei mir schlafen würde

. Zwar wäre es nicht das erste mal, dass wir im selben Bett schlafen würden und nach den Vorstellungen unserer Familien auch nicht das letzte mal, aber trotzdem löste jeglicher Gedanke daran dieses Kribbeln in mir aus und ließ mich zu gleich total unsicher aber auch gut und irgendwie sicher fühlen, was aber bestimmt nur damit zusammen hing, dass Venus die Wahrheit konnte und ich mir sicher bei ihr sein konnte, dass sie es keinem verraten würde und sie mich deswegen auch nie verurteilen würde. 

Venus selber wusste nämlich genau, wie vergangene Ereignisse einen prägen und beeinflussen konnten und wie schwach man gegen diese Angst war. Sie setzte einem einfach viel mehr zu, als man wahr haben wollte und es einem lieb war, und es wirkte wie aussichtslos auch nur ansatzweise gegen sie etwas aus zu richten. 

Alles wendete sich einfach immer wieder gegen mich, vor allem dann, wenn ich den Mut hatte, tatsächlich mich ihr zu stellen und den Mut aufbrachte meiner Familie alles zu erzählen. 

Mit einem Mal kam immer wieder etwas dazwischen, ob es Vitus war, der plötzlich anfing zu weinen, ob es Valentin war, der mir mit einem seiner Sprüche den Mut wieder nahm oder auch einfach der Postbote, der im falschen Moment klingelte, oder wenn man es aus einem anderen Augenwinkel sah, vielleicht auch im richtigen. 

Vielleicht sollten diese ganzen Unterbrechungen mich einfach warnen davor, ihnen alles zu erzählen. Vielleicht meinte das Schicksal es auch einfach gut mit mir, wenn es mich schon auch irgendwie leiden ließ. 

Ich wusste es nicht und würde es wohl auch nicht in den nächsten Woche. 

Wirklich befassen würde ich mich wahrscheinlich wirklich erst mit dieser ganzen Sache, wenn die Briefe von der Kunsthochschule kommen würden, denn nur diese könnten mir, zumindest bei einer Zusage, das nötigste Selbstbewusst sein geben, um meine Familie endlich mit der Wahrheit zu konfrontieren und um dann zu hoffen, dass sie nicht ganz den Glauben an mich verlieren würden und vielleicht es nur ansatzweise verstehen würden. 

Ob ich dann wirklich auf diese Schule gehen würde, war eine andere Entscheidung, aber ganz klar eine Entscheidung, die ich mit Venus treffen würde, denn nur sie konnte irgendwie nach voll ziehen, was es überhaupt bedeutete und was für Möglichkeiten diese Schule wirklich bieten würde. 



Blinzelnd wendete ich den Blick von meinem Blatt ab, als mich etwas an meiner Stirn traf, und sah hoch zu Venus, die nur leicht lächelnd den Kopf schüttelte und mich angrinste. Etwas verwirrt sah ich sie an und rieb mir leicht die Stirn. 

Zeichnung mitten ins HerzDonde viven las historias. Descúbrelo ahora