Kapitel 9

14.1K 1K 289
                                    

Mit federleichten Strichen und einem sanften Druck auf den Bleistift aus geübt vollendete ich meine Zeichnung und sah mit starren Augen auf das Papier. 

Unbewusst hatte ich sie gezeichnet, unbeabsichtigt hatte ich neben ihr eine weiße Fläche gelassen mit einem imaginären Fragezeichen und der Frage, wer war sie und wie sah ihr Leben aus. 

Ihr lächelndes Gesicht sah mich an, ihre roten, leicht lockigen Haare faszinierten mich und ihre Augen vollendeten dieses Gefühlschaos. 

Leise seufzte ich auf und sah rauf in den gedämmerten Himmel. 

Ich hatte keine Ahnung wie lange ich hier schon saß, ich wusste nur das meine Familie nach mir suchte, denn vibrierte mein Handy auf Hochtouren. Mehrere Anrufe in Abwesenheit zeigte mir der Bildschirm an, so wie mehrere SMS. 

Mit leichtem Druck auf dem Herzen packte ich mein Handy wieder in meinen Rucksack und stand auf. 

Wenn ich nicht wollte, das meine Mutter die Polizei in Eifer holt, dann sollte ich langsam wieder nach Hause sonst würde in spätestens zwei Stunden halb Philadelphia voll mit Vermissten Zettel hängen. 

Meine Stifte packte ich schnell zusammen und schulterte meinen Rucksack wieder. Das Bild hielt ich unbewusst weiter in meiner Hand während ich langsam und mit vorsichtigen Schritten um den Brunnen herum lief und den Weg nach hause ansteuerte. 

Meine Augen fokussierten wieder ihr Gesicht auf der Zeichnung und konnten einfach nicht weg sehen und erst als ich fast wieder Bekanntschaft mit dem Boden machte, sah ich vom Bild auf, schwankte ein wenig und ließ reflexartig das Bild fallen um meinem gegenüber zu stützen. 

Meinem Körper kostete dies zwar ziemlich viel Kraft doch schaffte ich es, das Mädchen fest zu halten. 

,,Oh Gott das-'' unterbrachen tat sie sich selber als sie hoch sah und mir damit Einblick in diese Augen ermöglichte. 

Meine Augen weiteten sich instinktiv und fassungslos sah ich Venus an. 

,,Du schon wieder. Sag mal verfolgst du mich?!'' etwas entrüstet sah sie mich an und leicht zuckte ich auf. 

Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte das sie mich anscheinend wieder erkannt hatte oder traurig sein sollte, weil sie mich gar nicht wieder sehen wollte so wie es aussah, zumindest deutete ich ihr Gesicht und ihre Reaktion so. 

Ahnungslos zuckte ich nur mit den Schultern und verkniff mir einen leisen Seufzer wegen den Schmerzen.

 Nick hatte für ordentliche Schmerzen gesorgt und ohne eine Schmerztablette würde ich heute Abend wohl kaum ein Auge noch zu bekommen. 

,,Äh ich.. das tut mir leid.'' schüchtern und leicht ängstlich vor ihrer nächsten Reaktion sah ich sie an und hörte sie kurz darauf seufzen. 

,,Nein mir tut es leid. Sorry das ich dich so angefahren habe. Heute ist einfach nicht mein Tag'' 

Meiner auch nicht. 

Nie war mein Tag. 

Immer wieder kamen und spürte ich diese Schmerzen und ich konnte nichts gegen sie machen. Für sie gab es nicht einfach ein Medikament welches sie stillen würde. 

Sie waren einfach unausweichlich und ich war ihnen hilflos ausgeliefert.


Vorsichtig bückte ich mich um das Bild wieder auf zu heben und hielt im nächsten Moment inne als ich das andere Bild zu sehen bekam. 

Mit starren Augen fokussierte ich es und nahm am Rande war wie sie sich ebenfalls runter bückte und inne hielt. 

Meine Augen scannten die beiden neben einander gefallene Bilder ab und konnten selber nicht fassen was sie zu sehen bekamen. 

Zeichnung mitten ins HerzDonde viven las historias. Descúbrelo ahora