43.Perfektion und Spenden

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Sarah

Genervt zog ich zum gefühlt hundertsten Mal eine der widerspenstigen Strähnen durch das Glätteisen und musste dem Drang widerstehen das verdammte Teil gegen die Badezimmerwand zu werfen. 

"Was ist denn los Mäuschen, du bist ja immer noch nicht fertig? Brauchst du Hilfe?" fragte meine Mutter und nahm mir auch schon das Teufelsding aus der Hand. Sie selbst trug, perfekt wie sie war, schon ihr Kleid und hatte die Haare kunstvoll hochgesteckt, während ich weder umgezogen noch mit meinen Haaren oder dem Make-up fertig war. 

Schnaubend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und überließ diesen Teil einmal mehr meiner Mum. Egal was sie tat, sie war einfach perfekt und obwohl ich sie dafür schon immer bewundert hatte, hasste ich diese Perfektion an ihr einfach, weil ich nie perfekt sein würde. 

Immer wurde ich mit ihr verglichen, bekam ständig gesagt wie ähnlich wir uns waren und doch würde ich nie so perfekt sein wie sie. Ich würde immer bloß ein Duplikat, eine Fälschung bleiben. 

Auch jetzt schaffte sie es innerhalb kürzester Zeit meine Haare zu glätten und half mir anschließend dabei sie einzuflechten, während ich einfach nur vor dem Spiegel stand und mir selbst in die Augen starrte. Was fand Raven an mir? Was sah ein Kerl wie er in mir, dass er mit mir statt mit einer dieser Schönheiten zusammen war, die ihm an jeder Ecke über den Weg liefen und die viel besser zu ihm passten als ich kleines, hässliches Entlein. 

"Du siehst wunderhübsch aus meine Kleine und jetzt husch, husch geh dein Kleid anziehen und mach dich fertig du willst deinen dunklen Prinzen doch nicht warten lassen, oder?" Grinsend schob sie mich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Nervös starrte ich auf das schwarze Kleid das auf meinem Bett lag. 

Würde es Raven gefallen? Sah ich darin auch wirklich nicht dämlich aus? Wütend vertrieb ich meine Selbstzweifel, öffnete den Reißverschluss und ließ meine Finger über den weichen Stoff gleiten, ehe ich meinen Bademantel auszog. Unsicher zupfte ich meine Unterwäsche zurecht und stieg in das bodenlange Kleid, dass ich extra für heute Abend gekauft hatte. 

Es war schlicht, zeigte wenig Haut und fiel so locker, dass meine Speckröllchen und Problemzonen gar nicht erst zur Sprache kommen würden. Aber vielleicht war es auch zu schlicht, zu versteckend und einfach nur langweilig...

Unmotiviert schlüpfte ich in meine hohen Schuhe und schnappte mir meine Tasche um mir nicht weiter Gedanken darüber zu machen, was Raven von mir halten würde, denn hey er zwängte sich für mich in einen Anzug und kam zu dieser Gala, dass war mehr als genug Beweis dafür, dass er mich wollte. 

Ihm wird es egal sein ob mein Kleid langweilig ist oder nicht, redete ich mir während der Autofahrt ein und bekam so überhaupt nichts von den Gesprächen meiner Eltern mit. Sam war zu Hause geblieben, warum hatte ich nicht so ganz mitbekommen, aber ich konnte mich auch noch nicht dazu überwinden wieder mit ihm zu reden. 

Ich war nicht mal böse auf ihn weil er so unüberlegt und dämlich gehandelt hatte und zu blind war um zu sehen was vor ihm lag, sondern viel mehr weil er mich damit zwischen die Fronten getrieben hatte- er der mir als mein Zwilling allein schon aus Prinzip zur Seite stehen sollte. 

"Sarah? Wir sind da...Du musst jetzt aussteigen?!" Besorgt blickte Dad mich an und strich mir über den Arm. Ich nickte und atmete einmal tief ein und aus, ehe ich meiner Mutter aus dem Auto folgte und mich nervös umblickte. 

Raven wollte vor dem Eingang auf mich warten, um mit mir zusammen nach drinnen zu gehen- und den anderen Gästen noch etwas auszuweichen, doch ich entdeckte ihn nirgends. Leise Zweifel kamen in mir auf, meine Hände wurden mit einem Schlag noch schwitziger und ich glaubte von allen Seiten angestarrt zu werden. 

Wo war er? 

"Suchst du wen?" Seine raue Stimme in meinem Ohr ließ mich zusammenfahren und mein Herz schneller schlagen, doch gleichzeitig war ich unglaublich erleichtert. 

Er war hier. 

Er war gekommen und wir würden das hier durchziehen. Lächelnd drehte ich mich zu ihm um und legte meine Arme um seinen Hals. Sanft fuhr ich über die weiche Haut in seinem Nacken und sah ihm in die Augen. Seine Hände legten sich an meine Hüften und fuhren sanfte Kreise durch den Stoff. Geheimnisvoll und doch so voller Liebe musterten seine grün-grauen Augen mich aufmerksam und ließen mich unwillkürlich rot werden. 

"Wir sollten rein gehen, es sind schon furchtbar viele Menschen da" murmelte er, machte jedoch keinerlei  Anstalten mich los zu lassen oder gar nach drinnen zu gehen. Seufzend löste ich mich schließlich von ihm und trat einen Schritt zurück. 

Er sah gut aus in dem blauen Jackett und dem schlichten Hemd, so viel besser wie ich, doch zumindest für den Moment war mir das egal. All das war null und nichtig, als er meine Hand griff und entschlossen auf den Eingang zulief. Wir waren ein Team, wir waren zusammen, ein echtes Paar, wieso also hatte ich trotzdem Angst vor den Blicken der Leute, die jemanden wie mich an seiner Seite sehen würden? 

Er wollte mich, nur mich, das hatte er mir schon oft genug versichert, doch ein kleines bisschen Panik blieb und wuchs in meinem Bauch zu einem riesigen Kloß, der meine Schritte immer schwerfälliger werden ließ und mich schließlich zum stoppen brachte. 

"Du wirst doch jetzt nicht kneifen wollen Pumuckl oder doch? Komm schon du siehst wunderschön aus, trägst ein tolles Kleid und nicht zu vergessen hast du den besten Freund auf der Welt, also wieso solltest du da kneifen wollen?" versuchte Raven mich aufzumuntern und zwickte mir spielerisch in die Seite, doch trotzdem bemerkte ich seine Anspannung. 

Gezwungen lächelte ich ihn an und zog ihn dann durch die Türen hinein in die Empfangshalle. Drinnen war es sofort wärmer und nachdem wir an der Garderobe die Jacken losgeworden waren, fiel zumindest ein kleiner Teil der Anspannung von uns ab und sichtlich ruhiger nahmen wir uns etwas zu trinken und hielten Ausschau nach bekannten Gesichtern, um nicht die ganze Zeit so allein herum stehen zu müssen. 

"Also ich sehe da hinten meinen Bruder und Jamie stehen und da vorne ist Nathan, Jayden ist beschäftigt und meine Eltern sehe ich auch nirgends also Variante A oder B?" Fragend blickte ich zu meinem Freund hoch, der kurz die Stirn runzelte und dann nickte. 

"Such du aus, mir ist das egal" meinte er kurz angebunden und ich seufzte theatralisch, ehe ich ihn hinter mir her zu Nathan zog, der wie wir ganz allein da stand und somit ganz sicher Gesellschaft suchte. 

"Hey ihr Zwei! Offensichtlich habt ihr euch also dazu entschlossen dazu zu kommen, dann würde ich sagen hoch die Tassen auf einen todlangweiligen Abend!" begrüßte er uns unmotiviert und hob sein Glas für einen Augenblick. 

Es stimmte, meist waren solche Galaabende und Veranstaltungen, mit wenigen Ausnahmen, einfach nur endloses Gerede von oder mit Menschen, die sich selbst als unglaublich wichtig für die Menschheit einschätzten und gar nicht aufhören wollten von noch langweiligeren Themen zu erzählen. 

Doch Jayden brachte es immer gute Publicity für seine Jugendarbeit und auch Spenden und Sponsoren um den Club aufrechtzuerhalten und zu erweitern, also ließen wir alle sowas ein zwei Mal im Jahr über uns ergehen und quälten uns mit einem Lächeln durch den Abend. 

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Es tut mir einfach mega leid, dass so unglaublich lange nix mehr kam aber momentan bin ich von Schule Arbeit und Privatleben so gestresst, dass ich die meiste Zeit am liebsten gegen die Wand rennen würde. Es kam einfach nix wirkliches zu Stande ich hoffe ihr verzeiht mir 

LG Nicki 


She wants a BadboyWhere stories live. Discover now