22.Wichser und Tagebücher

1.4K 112 21
                                    

Sarah

Nach gefühlten stundenlangen Kämpfen mit dem kleinen roten Biest, hatte ich es tatsächlich bis in die Küche geschafft, wühlte allerdings dort von Baileys belagert noch eine ganze Weile nach einem Dosenöffner, bis ich ihn in der hintersten Schublade schließlich fand. 

Erleichtert beeilte ich mich den Inhalt der Dose in eine verbeulte Metallschüssel zu geben und warf sie dem Tiger praktisch hin, weil ich nicht noch mehr Schrammen kassieren wollte. 

"Raubtierfütterung beendet?"

Überrascht fuhr ich zusammen und warf meinem Bruder finstere Blicke zu, während ich gleichzeitig rückwärts aus der Küche schlich. Erst im Flur wagte ich mich Jamie zu antworten und flehte ihn förmlich an vor Baileys zu flüchten. 

Ich hatte keine wirkliche Angst oder so, aber ich wollte Raven ganz sicher nicht die Freude machen mit tausend Schrammen und Kratzern aufzukreuzen, vor denen er mich noch großmäulig gewarnt hatte, das würde ihm bloß noch mehr Angriffsfläche bieten und die war bei mir so schon mehr als groß genug. 

"Worüber denkst du nach Rotkehlchen?" fragte Jamie und stupste mich mehr oder weniger vorsichtig an. Schulterzuckend schaute ich mich noch einmal in dem verlassenen Treppenhaus um, ehe ich mich wortlos daran machte die Treppen nach unten zu steigen, um diesem muffigen Verlies zu entkommen. 

Ich wollte mir nicht wirklich vorstellen, dass Raven, der großmäulige, arrogante, verschlossene Raven, tatsächlich hier lebte und noch viel weniger wollte ich darüber nachdenken, wie viel mehr es von ihm gab, das ich nicht kannte- noch nicht zumindest. 

Sogar jetzt, nachdem er mich zu Tode erschreckt hatte und mich mehr als einmal bloß gestellt hatte, wollte ich nicht von ihm ablassen. Zu sehr interessierte mich der 19 Jährige und zu sehr mochte ich ihn. 

Er war zwar unhöflich, arrogant und dreist, aber ich hatte einfach das Gefühl, dass da mehr ist und manchmal, wenn auch echt verdammt selten, manchmal war er doch auch ein klein wenig süß...

"Wirst du ihn darauf ansprechen?" fragte Jamie weiter und sprach ein Thema an, über das ich insgeheim nachgrübelte, seitdem wir seine Wohnung betreten hatten. 

Zu gerne wollte ich ihn darauf ansprechen, wollte ihn ausfragen und ihm noch viel lieber helfen, doch vermutlich wäre er dann schneller verschwunden wie ich die Hand hätte ausstrecken können.

Gott er war so verwirrend!

"Ich weiß es nicht...wirklich nicht. Auf der einen Seite gibt es unglaublich viel, was ich ihn gerne fragen würde, aber auf der anderen Seite habe ich auch ein klein bisschen Angst vor seinen Antworten, falls er überhaupt welche geben würde...Vielleicht sagt er mir ja auch so was über sich" murmelte ich, obwohl ich selbst nicht wirklich daran glauben konnte. 

"Er wird sicher nichts sagen" 

Ich nickte und verfiel wieder in mein nachdenkliches Schweigen, grübelte weiter über Raven und versuchte die Informationen die ich über ihn hatte wie ein Puzzle zusammenzufügen, doch ich hatte das Gefühl, als würde einfach nichts passen, als würde kein Teil zum anderen passen und erkennen konnte ich vom Gesamtbild auch nichts...

Es war zum Haare raufen und so zermürbend, dass ich als wir schließlich wieder zu Hause ankamen, kurz davor stand zu Raven zu rennen um Antworten aus ihm herauszuprügeln, allerdings hätte ich dabei wohl ehr den Kürzeren gezogen, denn sogar eine halbtote Maus hätte sich gegen mich durchsetzen können. 

"Irgendwann wird er schon offener, du weißt schon ist wie mit Obst...Irgendwann wird es immer weich, allein schon weil es anfangen muss zu schimmeln und so" 

She wants a BadboyWhere stories live. Discover now