28.Schweigen und Autorität

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Sarah

Erleichtert, aber auch irgendwie enttäuscht, registrierte ich am nächsten Morgen, dass Raven bereits aufgestanden war, als ich aufwachte, denn der Platz neben mir war leer. Seufzend stand ich auf, begann müde nach meinen Klamotten zu kramen und schloss die Tür ab- sicher war sicher.

Beschämt betrachtete ich meinen Körper im Spiegel und zog probehalber den Bauch ein, klemmte hier und da mal Speck ab und stellte fest, dass ich wirklich etwas für meine Figur tun musste...

Nirgends sah mein Körper auch nur annähernd schön aus, überall waren Dellen und Beulen, Speck und Schwabbel, und anders als bei den meisten fetten Menschen waren sogar meine Titten nicht schön, viel zu klein- kaum vorhanden praktisch und einfach genau wie der Rest meines Körpers, hässlich.

Kopfschüttelnd streifte ich mir schnell meine Jogginghose und einen Kuschelpulli über, ehe ich meine mittlerweile wieder grausam, lockigen Haare zu einem festen Dutt knotete. Desmotiviert lief ich die Treppen runter und begegnete unterwegs meiner furchtbar gut gelaunten Mutter.

"Guten Morgen Schätzchen! Ich wollte dich greade holen gehen, es gibt Frühstück" zwitscherte sie und ich verzog das Gesicht bei dem Gedanken an die vielen leckeren Kalorien, die auf mich warteten.

"Was ist denn los? Hast du schlechte Laune? Irgendwelche Probleme?"

Besorgt musterte meine Mutter mich und legte mir prüfend die Hand auf die Stirn. Genervt schlug ich ihre Hand weg und murmelte ein leises "Nichts" bevor ich mich an ihr vorbeiquetschte und die letzten paar Stufen nahm.

Ich wollte ihr nicht auf die Nase binden, dass ich ein Problem damit hatte, dass sie aussah wie ein Model und ich wie ein hässliches mutiertes Nilpferd...

"Morgen" nuschelte ich und ließ mich ohne einen Blick auf die anderen zu werfen auf meinen normalen Sitzplatz fallen.

"Guten Morgen Rotkehlchen! Du bist ja aufmerksam, oder willst du deinen Lieblingsbruder einfach nicht begrüßen?"

Überrascht hob ich den Kopf und musste beim Anblick von Jamie dann doch grinsen. Lächelnd und ein klein bisschen beleidigt saß mein großer Bruder mir gegenüber und breitete die Arme aus. Lachend sprang ich förmlich in seine Arme und sah erst jetzt Marleen, die ebenfalls dasaß und mich freundlich anlächelte.

Ich mochte das blonde Mädchen, dass meinen Bruder so glücklich machte. Sie war höflich und nett, hatte allerdings eine genauso spitze Zunge wie Jamie und scheute sich, sehr zur Freude meiner Eltern, keineswegs ihm Paroli zu bieten.

"Ich bin ihr Lieblingsbruder du Pappnase, immerhin bin ich ihr Zwilling" protestierte Sam lautstark, doch wir störten uns nicht weiter daran. Natürlich liebte ich alle meine Brüder, aber während ich Levin und Sam tagtäglich sah, kam es mittlerweile viel zu selten vor, dass ich Jamie mal zu Gesicht bekam umso mehr freute ich mich jetzt

Ich vermisste ihn, weil er einfach immer mein großer Bruder war, weil er Jamie war und mir in vielen Punkten so unglaublich ähnlich...

"Weißt du Sam, Einbildung ist auch eine Bildung"

Kichernd schlug ich Jamie gegen den Arm und räusperte mich peinlich berührt, als ich bemerkte, dass Raven mich von der Seite her anstarrte, ich war wirklich so peinlich...

"Marleen! Schön dich mal wiederzusehen...Du- du siehst gut aus" murmelte ich leise und lächelte leicht. "Du auch Sarah, wie läuft es bei dir? Jamie hat mir den Artikel gezeigt, wann hast du dein nächstes Konzert?"

Fröhlich plapperte sie drauf los und stellte mir gefühlt tausend Fragen, die ich so knapp wie möglich zu beantworten versuchte, während auch die anderen am Tisch wieder anfingen sich zu unterhalten. Unsicher betrachtete ich den reich gedeckten Frühstückstisch und dachte an meinen schwabbeligen Bauch.

"Soll ich dir ein Brötchen geben Spätzchen?"

Fest entschlossen schüttelte ich den Kopf und biss mir auf die Lippe- Irgendwann musste ich immerhin mal damit anfangen! Stattdessen griff ich mir eine Kiwi aus der Obstschale und spürte gleichzeitig Ravens Blicke aus mir.

"Ist Raven eigentlich dein Freund Sarah?" Knallrot im Gesicht stammelte ich ein überraschtes "Nein?" und Marleen schien selbst zu bemerken, dass sie das eindeutig falsche Thema angesprochen hatte und widmete sich schnell wieder einem Gespräch mit meiner Mutter über irgendein Kuchenrezept.

Kuchen...

Knallhart  vertrieb ich die aufkeimenden Gedanken an leckeren Schokoladenkuchen und schnitt gedankenverloren meine Kiwi auf. Eigentlich mochte ich Kiwis gerne, aß sie oft in der Schule und auch sonst als Snack für zwischendurch, doch ein leckeres Brötchen mit Nutella wäre mir dann doch lieber gewesen.

Unwillkürlich dachte ich wieder an Raven, und vor allem an unseren Kuss...Unseren Kuss, der mich überrumpelt hatte. Unseren Kuss, der einfach perfekt war. Unseren Kuss, der mich praktisch süchtig gemacht hatte und das so sehr, dass ich sogar bereit war mir einzugestehen, dass ich wirklich dabei war mich in Raven zu verlieben.

"Sarah? Hörst du überhaupt zu?" Anklagend musterte Sam mich und schien etwas an mir zu bemerken, denn auf einmal leuchteten seine Augen so wissend und ich fragte mich für einen Augenblick, ob es möglich war, dass er mir die Sache mit dem Kuss ansah, tat diesen Gedanken allerdings als Humbug ab.

"Ach lass sie! Ihr geht es nicht gut, sie hat Kopfschmerzen oder so" verteidigte Mum mich, während ich mich wieder verlegen auf meine Kiwi konzentrierte, die allerdings bereits ausgelöffelt war.

"Vielleicht hätten wir sie lieber schlafen lassen...Magst du dich wieder hinlegen gehen Spätzchen? Du könntest später Raven Gesellschaft leisten, dann wird dir auch nicht langweilig?" Einfühlsam legte mein Dad seinen Arm um meine Schultern und ich zuckte mit den Schultern.

Auf der einen Seite klang es wirklich mehr als verlockend Raven den ganzen Tag nahe zu sein, doch auf der anderen Seite, wollte ich immer noch nicht wirklich mit ihm über den Kuss reden.

"Keine Sorge Pumuckl, du wirst deine Ruhe haben. Ich mache mich direkt nach dem Frühstück auf den Weg nach Hause" verkündete Raven und ich verschluckte mich geschockt.

Jetzt schon?

Wieso konnte Raven nicht noch länger bleiben?

"Das kommt gar nicht in die Tüte junger Mann! Vor dem nächsten Wochenende gehst du nirgends hin, sei froh dass du überhaupt aus dem Bett darfst! Du musst Schmerzen haben wie sonst was, und deine Rippe ist auch nicht nur geprellt sondern gebrochen, dass ist das was wirklich heilen muss, also Nein!" schimpfte Mum autoritär und klang dabei so furchteinflößend, dass Raven den geöffneten Mund wieder schloss und sich verlegen durchs Haar fuhr.

"Ich muss aber wenigstens nach Baileys sehen und mir Kleider holen und so..." Kopfschüttelnd sah ich zu meiner Wundermum rüber, die in fünf Sätzen das zu Stande brachte, was ich nicht zu schaffen vermag.

Meine Mum hatte ihn scheinbar wirklich im Griff...

"Sam kann später mit dir hinfahren keine Sorge" amüsiert über Ravens fehlenden Protest ließ Sam sogar sämtliche Proteste sein und fügte sich seinem Schicksal nach dem Frühstück mit Raven zu seiner Wohnung zu fahren.

Wortlos starkste der Dunkelhaarige aus dem Zimmer und diesmal wirklich ohne mich dabei anzusehen und unsicher fragte ich mich, ob ich wirklich so schlecht küsste...

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schon wieder furchtbar spät, aber ich bin momentan sooo im Stress °-°

Wie stellt ihr euch euren Traumkerl vor?

ALG Nickii ^^ 

She wants a BadboyWhere stories live. Discover now