Prolog

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Unsere erste Begegnung war eigenartig, doch besonders.

Unsere zweite Begegnung war komisch, doch stärker als die Tatsache, dass wir Fremde einander waren.

Unsere dritte Begegnung übertraf noch mal alles und unbewusst verbanden wir uns an den anderen und vergaßen einander nicht mehr.

Unsere ganzen Erlebnisse beruhten einzig und alleine auf einem zufälligen Treffen.

Es war ein eisiger Tag im Januar und mit der Lustlosigkeit, die ich schon die ganze Woche in mir herum trug, schlenderte ich durch die leere Innenstadt, in der Hoffnung irgendwie diese kuriosen Gedanken los zu werden.

Meine Beine bewegten mich auf den alten Brunnen zu, der sich in seiner mächtigen Größe präsentierte.

Als kleines Kind schon spielte ich immer mit meinen zwei älteren Brüdern an diesem Brunnen und ich wusste, die Hälfte der Münzen die hier drinnen lagen, waren von Valentin, der damals einfach nicht verstehen wollte, das die Wahrscheinlichkeit, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen, nicht größer werden würde, wenn er mehrere Münzen auf einmal rein wirft.

Valentin war schon eine Person in sich, doch machte er uns Collister Brüder erst komplett.

Ohne ihn würde einfach etwas fehlen und auch wenn er mir im Moment mächtig auf die Nerven ging mit seiner durch gedrehten Art, würde ich ihn nie ersetzen wollen.

Zwar raubte er uns manchmal alle gleichzeitig den Nerv, doch wusste ich auch, das er mit dem allen uns nur zeigen wollte, wie sehr er uns liebte.

Vor anderen spielte Valentin vielleicht den Spaßvogel und den Chaoten, doch war er in echt auch nur ein Mensch, der sich nach der Nähe seiner Familie sehnte und diese zu jeder Zeit genoss. Er zeigte dies es eben auf seine eigene Art und das war okay.

Wir Menschen waren doch nicht umsonst für unsere Individualität bekannt.

Meine Beine machten halt vor dem Brunnen und mit starren Augen sah ich auf die kleine eingravierte Krone, die zwischen den ganzen anderen Zeichen, die die Statur des Brunnen beschmückten, sich versteckte.

Ich erinnerte mich noch genau an diesen einen Tag, wo ich mit meiner ganzen Familie hier war, Vito war damals gerade ein paar Wochen alt und trotz dass ich damals gerade erst acht Jahre alt war, erinnerte ich mich noch an jedes einzelne Detail dieses Sommerabends.

Valentin, Vincent und ich turnten wie immer auf dem Rand herum und spielten fangen. Zwar hatte unsere Eltern uns dass immer verboten, doch nutzten wir diesen kleinen Moment aus, in welchem sie abgelenkt waren um unseren Spaß zu haben.

Wie ungeschickt Valentin damals schon war, stolperte er, doch fiel statt ihm Vincent ins Wasser, da dieser durch Valentins Gesträuche mit den Armen selber ins schwanken und fallen kam.

Unsere Eltern wurden durch Valentins schallendem Lachen, meinem panischen Aufschrei und Vincents Weinen erst aufmerksam und so hysterisch meine Mutter schon ihr Leben lang war, sprang sie gleich auch in den Brunnen und zog ihren Ältesten aus dem 70 Zentimeter hohen Wasser.

Mein Vater hatte damals über die Aktion meiner Mutter nur den Kopf geschüttelt und war dann in dem kleinen Café 20 Meter vom Brunnen entfernt verschwunden um im Anschluss mit einer Decke und unserem Onkel, seinem ältesten Bruder und gleichzeitig Besitzer dieses Cafés wieder zu kommen.

Vincent wurde darauf hin erst mal in die Decke gewickelt und bekam von unserem Onkel einen warmen Kakao gereicht und ein kleines Pflaster auf die Wunde oberhalb der Stirn geklebt.

Noch heute sah man bei genauem hin sehen die kleine Narbe, die diese Stelle zierte.

Gemeinsam saßen wir dann brav nur noch da und alberten halbwegs herum.

Zeichnung mitten ins HerzWhere stories live. Discover now