Kapitel 12:

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Sie starren mich alle an. Und ich als Erste auf das fertige Bild starre, vergrößere ich meine Augen, halte den Mund offen und entferne mich vom Tisch. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und der Schweiß ist deutlich auf meiner Stirn zu sehen. Einige Schweißtropfen verschmieren das Bild und das auch bereits während der Vision, was ich nicht bemerkt habe.

„Hast du uns nicht gehört?", fragt Steve und legt seine Stirn in Falten.

„Ich hatte es dir gesagt, sie kann nichts hören, wenn sie erstmal in Gedanken versunken ist.", knurrt Thor genervt von der Seite.

Bruce nimmt das Bild in die Hand, richtet seine Brille gerade und runzelt die Stirn. Er schaut zu mir. „Weißt du, wo das ist?"

Ich schüttele den Kopf, verschränke meine Arme und verspüre das Gefühl gehen zu wollen. So langsam bereue ich es Steve angerufen zu haben, aber ich halte es für richtig, was ich getan habe.

Tony reißt Bruce das Bild aus den Fingern und wirft nur einen kleinen Blick darüber. „Jarvis, scanne das Bild mit allen Plätzen auf der Erde."

„Wird gemacht."

Ein Hologramm bildet sich auf das Bild, welches Tony wieder auf den Tisch legt und schon beginnt Jarvis mit der Suche. Ich versuche mich irgendwie in den Hintergrund zu bekommen und von der ganzen Sache aus irgendeinem Grund auch immer weg zu laufen, doch es ist schwerer, als gedacht.

„Gab es sonst irgendetwas, was du von Strucker gesehen hast?", fragt Steve und alle schauen zu mir.

„Nein... Da... waren noch andere." Ich denke nach und versuche die richtigen Worte zu finden. „Sie nannten sie Zwillinge. Sie hatten außergewöhnliche Kräfte."

„Na toll.", murmelt Clint.

„Sonst noch irgendetwas?"

„Nein... Wer ist Strucker überhaupt?"

„Baron Wolfgang von Strucker ist ein Nazi-Kriegsverbrecher und man munkelt, dass er die Befehlsgewalt von Hydra nach Red Skull angenommen hat, sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch in der heutigen Zeit.", antwortet Tony mir und grinst kurz.

„Wie kann das sein? Er sieht noch ziemlich..."

„Jung aus? Ich weiß, der Typ hat einen Weg gefunden Mutter Natur einen Streich zu spielen."

„Wie hat er das angestellt?"

Niemand antwortet und Natascha seufzt kurz. „Er saugt die Stärke und Jugend anderer Menschen aus, sodass er im hohen Alter noch die Stärke und das Aussehen eines jungen Mannes besitzt."

Dass sie so viel über diesen Strucker wissen, wundert mich nicht. Steve hat sicher mit ihm in der Kriegszeit gekämpft. Aber ich frage mich, wie ich nur von ihm eine Vision sehen konnte. Ich habe ihn noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn von ihm gehört. Plötzlich zucke ich zusammen, als Jarvis gefunden hat, nachdem wir alle suchen.

„Treffer, Sir. Das Bild von Freya zeichnet mit einer Gegend im osteuropäischen Land Sokovia ab. Ich schicke ihnen die Koordinaten."

„Gut. Danke, Jarvis." Nachdem Jarvis sich sozusagen abgeschaltet hat, seufzt Tony, geht um den Tisch herum und starrt durch die Glaswand hinter mir nach draußen über seine ganze Wohnung.

„Also, müssen wir uns das Zepter holen?", fragt Clint durch die Runde und scheint über den Gedanken nicht gerade erfreut sein.

„Die Wälder in Sokovia werden bestimmt Soldaten von Hydra bewacht. Vielleicht erwarten sie uns bereits.", sagt Natascha und verschränkt ihre Arme.

„Das halte ich für unwahrscheinlich.", brummt Tony. „Zwar wissen die bestimmt, dass Freya über solche Fähigkeiten besitzt und sie glauben bestimmt nur, dass sie die Dinge sucht, über der sie ihr Wissen füllen will."

„Und über das sie nichts weiß, kann sie auch nichts suchen.", fügt Steve einleuchtend hinzu.

Die Weise, wie das Team hier zusammenarbeitet, habe ich schon längst vergessen. Es geben Höhen und Tiefen in dieser Gruppe, aber zusammen sind sie dennoch der Schlüssel zu all dem, was die Menschheit braucht.

„Das was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß. Stimmt's Bruce?" Tony lacht kurz auf, doch niemand lacht mit ihm.

„Wann machen wir uns fertig?", fragt Steve.

„Noch heute? Ich will das hinter mir haben.", nuschelt Natascha und lässt von allem ab.

Sie, Clint und Bruce verlassen den Raum, sodass ich mit Steve, Thor und Tony alleine bin. Es geht mir momentan nicht so gut, denn eine Sorge steigt in mir auf, dass ich nicht mehr so kampffähig bin. Ich will auf keinen Fall irgendetwas falsch machen, unter keinen Umständen, deswegen versuche ich jetzt einen klaren Kopf zu bewahren. Ich fühle mich, als müsse ich zu einem Vorstellungsgespräch gehen, nur, dass ich jetzt dem Boss eine reinhauen muss. Ich drehe mich um und nehme mir einen langen Blick über Tonys Wohnung. Thor gesellt sich zu mir und schaut zu mir herab.

„Alles in Ordnung, Freya?"

„Ich... Ich weiß es nicht. Alles scheint irgendwie daran zu hängen, dass ich kämpfen muss. Und immer wieder frage ich mich, wieso."

Tony und Steve hinter uns sind verschwunden und ich freue mich bereits auf das kleine Gespräch mit Thor alleine. Ich hatte dies schon lange nicht mehr.

„Ich habe von Steve gehört, was passiert ist."

„Dann müsstest du nicht sonderlich überrascht sein."

„Bin ich auch nicht. Es ist nur die Veränderung, die ich nicht mag. Eine neue Freya."

„Glaub mir, ich mag sie auch nicht. Seitdem ich mit Steve in Washington war, wünsche ich mir, dass dies niemals passiert wäre. Mit der Zeit habe ich es eigentlich nur für Steve gemacht und, als ich im Krankenhaus aufgewacht bin, hat er mir nicht wirklich gedankt, nicht mal gefragt, wie es mir geht."

Mir scheint jetzt wohl ziemlich viel daran zu liegen, dass er sich wenigstens etwas um mir Sorgen machte. Denn er ist so viel damit beschäftigt sich Sorgen um die ganze Menschheit zu machen, dass er komplett vergessen hat, dass seine Freunde auch angreifbar sind, auch wenn sie zur Hälfte von einem fremden Planeten kommen. Das ist sozusagen das Einzige von Steve, was ich nicht mag und damit ist er einer von ziemlich wenigen Personen, die ich als ‚besten Freund' bezeichnen kann.

„Ihm liegt viel daran, Freya. Nur, dass ihm das wohl wichtiger war. Ich wünsche mir auch vieles Ungeschehen."

Plötzlich hören wir Schritte und ich wünsche, ich könnte noch länger mit Thor alleine reden, denn das hätte ich wirklich gebraucht. Steve steht bei der Tür zu einem anderen Raum und schaut uns an.

„Seid ihr fertig? Wir müssen los."

Und von diesem Moment an weiß ich, dass er alles mitgehört hat.

Freya: Age of UltronWhere stories live. Discover now