73. Boone

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Hunter und ich waren, nachdem wir Sofia verlassen hatten, in die Bibliothek gegangen. Ich durchsuchte ein bisschen den großen Raum, während sich Hunter an einen Tisch setzte, seinen Kopf auf die Arme legte und einschlief.

Ich war zuvor noch nie so wirklich in einer Bibliothek gewesen. Zu meinem Glück muss ich sagen. Hier war es stinkelangweilig. Man konnte nur unzählige Bücher lesen und musste dabei leise sein. Ich wusste echt nicht, was manche Menschen so gut daran fanden.

Nachdem circa eine Stunde vergangen war, vernahm ich leise Rufe, die von außerhalb kamen. Zuerst dachte ich, dass ich es mir eingebildet hätte, doch dann wurde es lauter. Ich hörte wie jemand meinen und Hunters Namen schrie. Es war devinitiv Sofia. Sofort wurden meine Beschützerinstinkte geweckt. Ich schmiss das Buch, welches ich bis eben noch in der Hand hatte in eine Ecke und rannte auf Hunter zu, den ich kurzerhand unsanft weckte.

"Hey. Lass das!", brummte er und schlug meinen Arm davon.

"Steh sofort auf! Sofia ist in Gefahr.", brüllte ich ihn an und rannte einfach los.

Nachdem ich Sofias Namen erwähnte, war er blitzschnell wach und rannte mir hinterher. Er würde wahrscheinlich alles für Sofia tun.

Ich wollte ihren Rufen folgen, doch dann verstummten sie ganz.

"Wir müssen zum Ausgang! Schneller!", schrie ich Hunter zu.

Zusammen suchten wir den Ausgang. Wir waren zwar schon fast ein dreiviertel Jahr hier, aber trotzdem kannten wir das Gebäude noch nicht auswendig. Dabei musste ich gestehen, dass wir beide unseren Job sehr vernachlässigt hatten. Wir waren viel zu sehr damit beschäftigt, einmal in unserem Leben richtige Jugendliche zu sein. Und genau das war unser Fehler. Wir hätten uns nie zu sehr an die Menschen und die Umgebung hier gewöhnen sollen.

Als wir endlich die Türe erreicht hatten, schlug uns direkt kalter Wind und Regen entgegen. Entfernt blitzte es und ein heftiges Donnergrollen ließ uns zusammenzucken.

"Siehst du sie?", schrie ich Hunter entgegen und versuchte etwas zu entdecken. Aber durch den ganzen Regen und den Sturm konnte man kaum richtig sehen.

"Nein! Fuck, verdammt!" Hunter schrie und raufte sich die Haare. Ich wusste wie er sich gerade fühlen musste. Vor ein paar Wochen hatte er es mir erzählt. Erzählt was für Gefühle er für Sofia empfand, es ihr aber nicht sagen konnte. Und dass nicht nur, weil er ihr Bodyguard war, sondern auch einfach deshalb, weil es sowieso nicht gut enden würde.
Wäre er jedoch aufmerksam gewesen, hätte er sicher bemerkt, dass Sofia ähnliche Gefühle für ihn verspürte. Sie hatte mir zwar nichts gesagt, auch nicht, als ich sie danach gefragt hatte. Sie meinte nur, dass es sowieso niemals funktionieren könne, da sie zu verschieden waren.

"Dahinten fährt ein Auto. Das muss es sein.", eilig zeigte er auf ein Auto, dass gerade den Schulhof verließ.

"Hinterher!"

Somit rannten wir zu meinem Auto und fuhren in Höchstgeschwindigkeit los.

"Verdammt, ich hab sie verloren." Irgendwann konnte ich das Auto nicht mehr sehen. Ich schlug einmal kräftig auf mein Lenkrad. "Eine verdammte Aufgabe haben wir und wir vermasseln es total.", meinte ich verzweifelt und fuhr das Auto an den Straßenrand. Eine kleine Träne huschte mir über meine Wange. Ich wischte sie sofort weg.

"Was sollen wir machen? Denk nach, wo könnte man sie hinbringen?"

Verzweifelt zuckte ich mit meinen Schultern. "Vielleicht in einen Wald oder in ein leerstehendes Haus.

"Gib mal dein Handy.", forderte mich Hunter auf. Er war der Einzige von uns beiden, der einen klaren Kopf bewahrte. Ich verstand es nicht. Wie schaffte er es in diesem Moment nichts zu fühlen, wo doch er in Sofia verliebt war? Vielleicht war ich doch einfach nicht gemacht für diesen Job.

Die Tochter des Präsidenten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt