12. Sofia

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Ich ließ meinen Blick über die Menschen wandern und schaute den drei zu, wie sie nach oben kamen.

Hunter war ganz in schwarz gekleidet und kam in einem lässigem Schritt, frech grinsend auf die Bühne.
Er hatte dunkelblonde Haare mit grünblauen Augen, welche mich zu durchbohren schienen. Er war ziemlich groß, größer als Boone.

Kayla war ziemlich klein. Vielleicht 1.62 Meter groß. Bestimmt 15cm kleiner als ich. Sie hatte rotbraune Haare mit Hunderten von Sommersprossen im Gesicht. Außerdem sah sie nicht aus, als könne sie mich in irgendeiner Weise beschützen. Aber naja, der erste Eindruck kann trügen.

Und dann war da noch Boone. Er kam mit einem mehr oder weniger grimmigen und ignorierenden Blick auf die Bühne. Boone hatte im Gegensatz zu Hunter braune gestylte Haare und war ein bisschen kleiner als er. Aber trotzdem noch bestimmt 7cm größer als ich.

Mich störte es ein wenig, dass er mich ignorierte und mit einem falschen Lächeln auf die Bühne kam. Aber was hatte er erwartet? Ich kannte ihn gut 30 Minuten. Da erzählt man sich nicht gleich seine Lebensgeschichte. Vor allem nicht, wenn man mein Leben besaß.

Dennoch hoffte ich, dass er nicht länger sauer auf mich war.
Denn im Moment war er die einzige Person die wusste wer ich wirklich war und die ich zugleich irgendwie zu meinen Freunden zählte. Ich weiß, ich kannte ihn nur gut 30 Minuten, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass wir gute Freunde werden könnten.

Und irgendwie hoffte ich auch, dass mein Vater sich überzeugen ließe, ihn, statt einen der Anderen zu nehmen.

Als die Drei auf die Bühne kamen, lächelten sie meinen Vater an und reichten ihm jeweis die Hand. Dort und da wurden Fotos zur Erinnerung geschossen.

Ich lächelte ständig, da ich nicht wusste, was ich sonst hätte machen können. Ich versuchte es so gut wie möglich, echt wirken zu lassen.

Dann gaben auch sie mir die Hand und ich gab noch ein schlichtes 'hey' von mir.

Hunter grinste, Kayla war erstaunt und Boones Blick war undefinierbar.

"So, wie schon angekündigt, werden wir 5 und ein paar Begleiter, in einen Nebenraum gehen und uns von den Fähigkeiten und deren Persönlichkeit überzeugen lassen. Ihnen wünsche ich solange viel Vergnügen.", sprach mein Vater in das Mikrophon.

Dann deutete er an, dass wir nun gehen würden. Ich lief ganz zum Schluss und somit den Anderen hinterher. Ich fühlte mich ein wenig unwohl.

Kurz bevor wir in den Raum gingen, hielt mich mein Vater jedoch zurück.

"Geht schon mal rein und bereitet euch vor. Sportklamotten und Geräte stehen euch zur Verfügung. Falls ihr Fragen habt stellt sie meinen Bodyguards."

Dann drehte er sich um und 6 Personen verschwanden im Nebenraum.

"Sofia, ich möchte jetzt, dass du mir bei der Entscheidung hilfst. Nicht, dass es am Ende heißt, dass du kein Mitspracherecht hattest." Ich nickte.

"Danke."

"Ich möchte dich nur beschützen. Ich hoffe das weißt du. Ich traue dir alles zu. Ich weiß, dass du genug vertrauen zu dir selbst hast, dass alles meistern zu können.
Und verstehe mich deswegen nicht falsch. Aber ich möchte nur sicher gehen."

"Ja Vater. Ich weiß das zu schätzen und ich finde es wirklich total lieb von dir, dass du mir eine Chance auf ein normales Leben gibst. Danke dafür."

"Für dich würde ich alles tun.", lügte er mich an.

"Naja, sicher nicht alles. Und dafür hat es auch eine lange Zeit gebraucht. Trotzdem danke."

"Du hast recht. Ich will dich nur nicht auch noch verlieren. Wie deine Mutter damals. Und wegen dem von vor ein paar Tagen. Ich meinte es nicht so. Ich war gestresst und dann kamst du. Es tut mir leid. Ich hoffe du vergibst mir."

Ich wusste, dass er es irgendwie ernst meinte. Ich sah es in seinem Blick. Oder er war einfach nur ein verdammt guter Schauspieler. Aber ich wusste auch, dass er genau das Gleiche schon öfter gesagt hatte und sich danach für sein Handeln entschuldigte. Er sammelt diese Wut schon seit Jahren in sich auf. Ich wusste, dass es noch öfters vorkommen würde. Aber ohne das alles hier, würde ich meiner Freiheit nie näher kommen.

"Vater, wenn ich jetzt schon auf eine High School gehen darf," er lies mich nicht ausreden.

"Ja ich weiß, ich habe dich schon an einer Schule angemeldet. Ab Montag wirst du dort hingehen. Und dein neuer Bodyguard wird dich auch immer fahren. Es ist schon fast alles geregelt."

"Eigentlich wollte ich etwas anderes fragen, aber jetzt noch kurz, wie hast du mich angemeldet? Also unter welchem Namen?"

"Ich habe Kessy gefragt, welche Namen sie schön findet. Ab sofort wirst du außerhalb von hier Sofia White heißen. Ich dachte mir, dass du deinen normalen Namen behalten darfst, aber deinen Nachnamen mussten wir ändern. Alleine wegen der Präsidentensache."

Sofia White.

Ja, Kessy kannte mein Geheimnis. Und in diesem Moment, war ich ihr sogar dankbar dafür.

"Ja, dass ist ein schöner Nachname. Ich werde mich später bei Kessy dafür bedanken."

"Mach das, aber jetzt sollten wir vielleicht rein gehen."

"Du hast recht, aber noch eins. Darf ich mir in der Stadt auch einen Job suchen?"

Verwirrt blickte er mich an.

"Einen Job? Aber wir haben doch genug Geld."

"Ja, ich weiß Vater. Aber jeder in meinem Alter hat doch einen. Außerdem, dass wäre eine noch bessere Identität und keiner würde näher fragen, wo ich nach der Schule hinfahre, wenn ich sage dass ich zum Beispiel in einem Café arbeiten würde. Nach der Arbeit könnte ich unbeschwert wieder heimfahren ohne dass mich Mitschüler beobachten. Und ich würde Geld verdienen und dir nicht immer alles nehmen zu müssen."

Er nickte. "Keine schlechte Idee. Aber alles nur mit deinem Bodyguard. Sonst kannst du das alles vergessen.", ermahnte er mich.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihn so leicht überzeugen könnte.

"Der ist dann immer dabei. Versprochen. Egal wo ich hingehe." Ich lächelte ihn falsch an. Für ihn sah es jedoch so aus, als würde ich es ernst meinen. Manchmal dachte ich mir echt, dass ich eine Schauspielerin werden sollte.

"Das hoffe ich."

"Ich würde dich nicht enttäuschen." Lüge.

"Ich weiß doch." Damit umarmte er mich kurz.

Wenn er nur wüsste, was ich alles unter meinem Fußboden verstecke.
Bilder, Karten, Informationsblätter, Kleinigkeiten, Werkzeug, Geld und alle möglichen Papiere.

Wieso das alles? Weil ich nicht ewig unter seiner Fuchtel stehen möchte. Ich will frei sein. Ich will weg. Wenn ich 18 bin, bin ich über alle Berge. Weg von meinem Zuhause. Ich plane das alles schon lange, seit ich ein Kind bin. Alles ist geplant.

Nur eines nicht. Jemand steht mir jetzt im Weg.

Der neue Bodyguard.

■14.06.16■
°1093 Wörter°

Die Tochter des Präsidenten Where stories live. Discover now