15. Hunter

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Es war ganz nett sich mit Sofia zu unterhalten. Als wir den Rundgang durch das Weiße Haus gemacht hatten, war sie wirklich freundlich gewesen, so kam es jedenfalls rüber. Ich hingegen blieb etwas kalt und arrogant. Eigentlich war ich nicht so, wollte es auch nicht sein. Aber vor fremden Personen war es erstens leichter für mich und zweitens wollte ich Boone ein bisschen provozieren.

Ich sprach nicht gerne über meine Vergangenheit. Durch das kalte Erscheinen gegenüber anderen Personen musste ich meistens auch keine unangenehmen Fragen beantworten. Die meisten Menschen, davon gehe ich aus, hielten mich deswegen für arrogant und unerreichbar. Außerdem mochte ich es, wenn mich die Menschen mit einem, mehr oder weniger, gefürchteten Blick anschauten. Das witzige war dann einfach, dass niemand wusste wie ich wirklich war. Nur meine Freunde aus dem Internat kannten mich wirklich.

Die Menschen suchen sich Vorurteile gegenüber anderen immer so aus, wie sie es für richtig halten und dass alleine durch das äußere Erscheinungsbild. Ich hasste solche Menschen. Mein Vater war genauso. Er urteilte auch immer über Menschen, obwohl er sie nicht kannte. Meine Mutter dagegen war die Herzlichkeit in Person. Zu allen aufgeschlossen, urteilte erst, wenn sie die Person näher kannte und selbst dann, war sie ihnen Gesicht zu Gesicht, noch freundlich. Ich denke, ich habe diese Art ein bisschen von meiner Mutter geerbt.

„Sofia!" Hörte ich Boones Stimme schreien. Ich war gerade auf dem Weg, zu den anderen Gästen und zu meinen Eltern. Boones Stimme brach ab, als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Ohne über weitere Folgen nachzudenken, rannte ich seiner Stimme hinterher. Egal was wir für einen Streit hatten, wenn etwas war, konnte er auf mich zählen.

Boone und ich kannten uns schon ewig. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wie in einem Klischee, war ich der arme und er der reiche Junge. Wir haben und damals auf einem Spielplatz in New York kennen gelernt. Und wie es kommen musste, wurden wir Freunde. Jedes Wochenende trafen wir uns auf dem besagten Spielplatz. Irgendwann jedoch, nahm er mich mit zu sich Nachhause. Damals war ich circa 9 Jahre alt. Ich wusste nicht, dass er reich war und fand es ziemlich aufregend, seine Villa zu betreten. Nach weiteren Besuchen, beschlossen seine Eltern meine kennen zu lernen und wurden genau wie wir gute Freunde. So kam es auch, dass Boone und ich zusammen auf ein Internat gebracht wurden.

Das Internat gehörte dem Onkel von Boone, weshalb wir beide, mit 10 Jahren, umsonst auf diese Schule durften. Im Nachhinein bemerkten wir, dass diese Schule etwas Besonderes war. Wir unternahmen immer noch viel zusammen, doch irgendwann wurde Boone bewusst, dass er dadurch, dass seinem Onkel das Anwesen gehörte, alles haben konnte.

Die Schülerinnen, die Freikarten nach draußen, Beliebt zu werden, Arbeiten klauen, unbemerkt Alkohol ins Internat schmuggeln.

Und alles ohne, bestraft, entdeckt oder fertig gemacht zu werden. Er wurde beliebt und ich blieb immer noch sein bester Freund. Nur war ich nicht beliebt, sondern einfach ein normaler Schüler, welcher in seinem Job sehr gut war. In dieser Zeit trennten sich Boones und meine Wege. Komischerweise, waren wir dennoch immer für einander da. Ich holte ihn nachts von Partys ab, er erzählte mir seine Probleme und ich war da, um auf ihn aufzupassen. Ich wusste, dass er mich in irgendeiner Weise scheiße behandelte, aber ich wollte unsere, damals geschworene, Freundschaft einfach nicht wegschmeißen. Jetzt auch noch nicht und ihm war es bewusst. Und das obwohl ich vorhin ziemlich scheiße ihm gegenüber war.

Oft half er mir auch, wenn wir einen Kleinauftrag zusammen hatten und wenn ich dabei in Schwierigkeiten geriet. Er wollte mich auch schon oft in Diskos oder Bars mitnehmen, doch ich lehnte immer ab. Irgendwann wurde auch ihm bewusst, dass ich nichts mit seinem Leben außerhalb unserer Freundschaft zu tun haben wollte. Wir wissen, trotz unseres gegenseitigen Hasses aufeinander, dass wir einander vertrauen können.

Ich hasste seine Art zu leben, und er meine.

„Boone?", schrie ich ihm zu, als ich ihn endlich gefunden hatte. Er kämpfte gerade mit einem Mann, welcher aussah wie ein Schrank. Also ziemlich kräftig. Unschwer erkennbar, wusste ich, dass wenn ich ihm jetzt nicht helfen würde, dass er drauf gehen könnte.

„Hilf mir mal. Der Kerl hier ist wie ein Wandschrank.", brüllte mir Boone entgegen.

Schnellen Schrittes, kam ich zu ihm. Kurzerhand machten wir ihn zusammen fertig und er fiel wie eine Bowlingkegel nach hinten um. Den anderen, machten wir wie den Kerl zuvor fertig und ließen ihn auf dem Boden liegen.

„Geh du zum Präsidenten! Ich gehe zu Sofia. Sie haben sie in den Nebenraum verschleppt.", meinte Boone hektisch und verschwand. Ohne weiter zu überlegen, lief ich ihm nach und beobachtete ihn, wie er Sofia liebevoll vom Boden aufhob, und in seine Arme nahm. Sie sah wunderschön aus, wenn sie schlief. Beziehungsweise wenn sie ohnmächtig war. Gott, was dachte ich gerade bitte?

Dann lief ich die Flure entlang und rannte mit schnellen Schritten auf das Zimmer zu, in welchem der Präsident sitzen müsste. Ich riss die Türe auf, und schon kamen die Bodyguards des Präsidenten auf mich zu und hielten mich rechts und links fest.

„Was willst du Hunter? Solltest du nicht auf dem Weg zum Festsaal sein?" Unbeeindruckt von meinem hecktischen Auftreten betrachtete der Präsident seine Fingernägel.

„Entschuldigen Sie, aber Boone und ihre Tochter wurden angegriffen!"

Dann schreckte er auf. „Was ist passiert?"

„Ich habe Boone schreien gehört und bin zu ihm gerannt. Sofia wurde in ein Nebenzimmer gezogen und Boone musste gegen zwei Männer kämpfen. Es waren nicht ihre Bodyguards. Ich vermute Einbrecher."

„Alexio, Sascha, Markus! Geht mit Hunter zur besagten Stelle und nehmt die Eindringlinge fest."

Zu Viert liefen wir zu dieser Stelle. Die Bodyguards des Präsidenten schnappten sich die Drei Eindringlinge und brachten diese in den Keller, in eine Art von Gefängnis. Ich rannte während dessen wieder nach oben und suchte Boone.

„Hat alles geklappt?" Wollte Boone direkt wissen.

Ich nickte. „Und bei euch ist auch alles in Ordnung?"

„Alles bestens. Sofia habe ich in ihr Bett gebracht. Sie schläft."

„Das ist gut."

Das nächste was geschah, erwartete ich nun wirklich nicht. Boone nahm mich in den Arm und drückte mich kurz an sich. Er klopfte mir brüderlich auf den Rücken und ließ mich dann wieder los.

„Mir tut das Ganze wirklich leid. Ich hoffe du kannst mir wieder einmal verzeihen. Ach, und von unserer seltsamen Freundschaft sollte niemand erfahren.", meinte ich ernst.

„Ich möchte mich auch entschuldigen. Zun Großteil ist es ja sowieso immer meine Schuld. Und nein, dass wird niemand erfahren. Nicht, dass noch jemand denkt, dass der kalte Hunter auch ein Herz hat.", grinste Boone frech.

„Ja, oder dass der ach so beliebte Boone auch normale und echte Freunde hat."

„Ich hasse dich, Hunter.", grinste er immer noch.

„Ich hasse dich auch, Boone." Ich schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.

Zwei Minuten später tauchte einer der Bodyguards des Präsidenten vor uns auf.

„Ich bitte euch, mir zu folgen."

■14.06.16■
°1147 Wörter°

Die Tochter des Präsidenten जहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें