Kapitel 34

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„Das glaub ich jetzt nicht!" Entsetzt starrte Lola auf die Zeitung, die sie vor wenigen Minuten aus ihrem Briefkasten geholt hatte und jetzt mit einer Tasse Kaffee davor sass und sie durchblätterte. Ungläubig griff sie nach dem Handy und suchte Erics Nummer in ihren Kontakten. „Eric! Hast du's gesehen?", rief sie sobald dieser ans Telefon gegangen war. „Nein, was soll ich gesehen haben?" Seine Unwissenheit entlockte Lola einen entnervten Laut. „Lies doch die Zeitung! Letzte Seite!", forderte sie ihn auf. Sie hörte ein Rascheln, offenbar hatte Eric die Zeitung direkt vor sich liegen. „Ich wusste es!" Der angehende Anwalt brüllte beinahe ins Telefon und Lola musste den Hörer einige Zentimeter von ihrem Ohr weghalten. „Ich bring ihn um, ich schwör's dir", knurrte er.

„Jetzt beruhige dich, okay? Wir wissen doch gar nicht, was da genau vorgefallen ist", entgegnete Lola und klappte die Zeitung zusammen. Sie hatte keine Lust mehr, die Bilder von Lee und einer unbekannten Brünette, die Arm in Arm eine Disco verliessen, anzusehen. Wenn ihr dabei schon beinahe schlecht wurde, wie musste sich dann Emily bloss fühlen? Sie schluckte beim Gedanken an ihre beste Freundin. „Ob Emily das schon gesehen hat?" Lolas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Keine Ahnung." Mehr konnte Eric nicht sagen. Er war zu wütend auf Lee. Und obwohl er immer geahnt hatte, dass die Sache zwischen ihm und Emily nicht gut enden würde, hatte er sich für Emily doch ein Happy End gewünscht. Nun schien Lee dies aber kaputt gemacht zu haben. Und diese Fotos hier waren quasi der Beweis dafür.

„Ich fahre jetzt zu ihr. Wenn ich Glück habe, ist sie noch zu Hause und nicht schon in der Praxis." Mit diesen Worten verabschiedete sich Lola von Eric und legte auf. In Windeseile hatte sie sich angezogen, frisiert und die Zähne geputzt. Dann verliess sie ihre Wohnung und fuhr zu ihrer besten Freundin.

Emily war gestresst. Sie hatte total verschlafen und musste in der Praxis anrufen, sich kleinlaut entschuldigen und mitteilen, dass sie so schnell wie möglich erscheinen würde. Natürlich war ihr Chef nicht sonderlich begeistert davon, allerdings war an diesem Tag auch nicht viel los, falls nichts Unvorhergesehenes passieren würde und so konnte er ein Auge zudrücken. Emily war ihm dafür sehr dankbar und beeilte sich, endlich fertig zu werden und zur Arbeit zu fahren. Doch gerade als sie ihre Wohnung verlassen wollte, stand Lola mit einem Mal vor der Tür. „Lola? Was machst du denn hier? Müsstest du nicht in deiner Praxis sein? Gibt's heute keine Tiere die deine Hilfe brauchen?" Emily musterte ihre beste Freundin erstaunt, doch diese schüttelte bloss den Kopf, griff nach Emilys Hand und zog sie zurück in ihre Wohnung.

„Was ist denn los? Du siehst aus wie eine wildgewordene Furie!" Emily verstand nicht, warum ihre beste Freundin sich so aufführte. „Kannst du mir bitte mal sagen, was eigentlich los ist?" Sie riss sich los und blieb trotzig und mit vor der Brust verschränkten Armen im Flur stehen. „Komm schon, setz dich hin. Ich...muss dir was zeigen." Lolas Stimme war leise, beinahe ein Flüstern und mit einem Mal überkam Emily ein seltsam ungutes Gefühl. Doch sie tat was Lola verlangte und liess sich auf die Couch sinken. „Anscheinend hast du die Zeitung heute Morgen noch nicht gelesen", bemerkte Lola und setzte sich zu Emily. Diese schüttelte den Kopf. „Nein, ich war ohnehin spät dran. Und jetzt bin ich schon zu spät!" Sie funkelte ihre beste Freundin genervt an. Noch immer verstand Emily nicht, was eigentlich los war und langsam aber sicher wurde sie ungeduldig. Doch da legte ihr Lola die aktuelle Zeitung auf den Salontisch. „Letzte Seite", war alles was die Tierärztin sagte und mit klopfendem Herzen beobachtete sie Emily dabei, wie sie die Zeitung umdrehte. Sie wusste, was sie hier tat, war womöglich nicht ganz fair, aber sie konnte so etwas nicht für sich behalten. Emily sollte erfahren, was in Italien lief, selbst wenn sie nicht hundertprozentig sicher sein konnten, dass dieser Artikel wirklich der Wahrheit entsprach.

Emilys Herz setzte einen Schlag aus als sie das mehr als eindeutige Foto auf der letzten Seite der Zeitung erblickte. Lee hatte den Arm um eine Brünette gelegt, sie schmiegte sich an ihn und sah ihn mit verklärtem Blick an. Auf einem weiteren Foto lag die Frau in Lees Armen und es sah mehr als deutlich nach einem Kuss aus. Emily schluckte. Sie faltete die Zeitung, ohne auch nur ein Wort des Artikels gelesen zu haben, langsam zusammen und legte sie beiseite. Die Gedanken rasten durch ihren Kopf und ihr wurde schwindelig. „Ich glaub's nicht." Emilys Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, so leise, dass Lola es kaum verstehen konnte. Diese ging neben Emilys Stuhl in die Hocke und strich ihr über den Arm.

Love At First SightWhere stories live. Discover now