Kapitel 1

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A/N: Hallo an alle, die sich zu dieser Geschichte verirrt haben! :) Ich habe diese vor ca. 2 Jahren geschrieben, nachdem ich auf einem Konzert von Blue gewesen bin. Ich hoffe, sie findet den ein oder anderen Leser, ich würde mich über Feedback freuen :) eure Jasi

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„Praxis Doktor Riley, Bright am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?" Emily lauschte der heiseren Frau am anderen Ende der Leitung und nickte. „Natürlich können wir so bald wie möglich einen Termin ausmachen um abzuklären ob sie Bronchitis haben, Ma'am", versicherte sie der Kranken und scrollte durch den elektronischen Terminkalender ihres Arztes. Ein Termin reihte sich an den nächsten und mal wieder wurde Emily bewusst, was für ein vielbeschäftigter Mann ihr Chef war. Sie lächelte. Seine Beliebtheit als Arzt in London sicherte ihr ihren Job und dafür war sie dankbar. „Nun, wir hätten gleich morgen einen freien Termin, um zehn Uhr morgens. Würde es Ihnen da passen?"

„Aber ja, das wäre ganz toll. Ich fühle mich wirklich schrecklich", krächzte die ältere Frau ins Telefon und sofort trug Emily den Namen der Patientin um zehn Uhr ein. „Dann bis morgen, Misses Brown."

Mit einem Kugelschreiber zwischen den Lippen und gerunzelter Stirn speicherte sie den neuen Termin und wandte sich dann dem kleinen Papierstapel neben sich auf dem Schreibtisch zu. All diese Arztzeugnisse mussten heute noch ausgestellt werden, andererseits würden viele Patienten, die im Moment arbeitsunfähig waren, von ihren Arbeitgebern nicht bezahlt werden und Emily wollte daran keinesfalls schuld sein. Voller Konzentration war sie gerade dabei, das fünfte Zeugnis mit einem Namen zu versehen, als mit einem Mal die Tür zur Praxis aufging und drei junge Männer hereingestürmt kamen. Erschrocken blickte sie auf, das blonde Haar fiel ihr ins Gesicht und sie musste es sich erst aus den Augen streichen bevor sie erkennen konnte wer da überhaupt mit solchem Radau hereingekommen war.

„Schnell, können Sie uns helfen?", fragte der Schwarze und sah sich um. Emily sprang nun auf, eilte auf die drei jungen Männer zu. Derjenige in der Mitte sah sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an und jetzt fiel ihr auf, dass seine Hand sehr stark blutete. „Kommen Sie, ich bringe Sie in eines der Untersuchungszimmer. Der Arzt kommt sicher gleich." Sie legte dem Verletzten eine Hand auf die Schulter und führte ihn ins einzig freie Zimmer. Die anderen beiden – bestimmt seine Freunde – folgten ihr.

Während Emily den jungen Mann bat, sich auf den Untersuchungstisch zu setzen und sie nach Utensilien suchte, um seine stark blutende Wunde schon mal zu säubern, rotierte es in ihrem Kopf unaufhörlich. Woher kannte sie diese drei jungen Männer bloss? Sie kamen ihr seltsam bekannt vor, doch sie konnte sie beim besten Willen nicht einordnen. Dieser Zustand machte sie beinahe wahnsinnig, doch sie riss sich zusammen. Sie musste sich um den Verletzten kümmern, denn Doktor Riley war immer noch mit einem seiner Patienten beschäftigt und die Wunde sah doch ziemlich ernst aus. Mit Desinfektionsmittel und Tupfer machte sie sich schliesslich daran, sich um die Wunde zu kümmern. Er zuckte zusammen, was seinen beiden Freunde ein kleines Kichern entlockte. „Haltet die Klappe", knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Ach komm schon, Lee. Sei kein Weichei", grinste Duncan und warf dabei zwinkernd einen Blick auf Emily. Lee rollte mit den Augen und seufzte. „Darüber sprechen wir erst, wenn du selbst mal so eine Scheisswunde hast, Dunc."

Emily zwang sich, nicht aufzusehen, denn sobald sie die Namen Lee und Duncan gehört hatte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Die drei jungen Männer waren Teil der Boyband Blue, die vor Jahren sowohl hier in England als auch in vielen anderen Ländern Europas und in Asien sehr erfolgreich gewesen war. Lange hatte man von ihnen nichts mehr oder nur vereinzelt gehört, weswegen Emily sie nicht auf Anhieb erkannt hatte. Doch nun war sie sich sicher, schwieg aber. Sie wollte keinen peinlichen Moment heraufbeschwören.

Eine ganze Weile herrschte Schweigen im Raum, während Emily weiterhin versuchte, die blutende Wunde zu säubern. Allerdings war das nicht so einfach, denn die Blutung wollte und wollte einfach nicht aufhören. Emilys Herz pochte ungewöhnlich schnell, sie konnte Lees Blick auf sich spüren und er machte sie nervös ohne sich dessen bewusst zu sein, davon war sie überzeugt. Wie sollte er auch? Bestimmt gingen alle drei nicht davon aus, dass sie sie erkannt hatte. „Wie...wie ist das denn überhaupt passiert?", fragte sie schliesslich und hob den Kopf um Lee kurz anzuschauen. Dieser grinste nun schief. „Na ja, ich bin...gerannt, gestolpert und dann hingefallen. Leider lag eine kaputte Bierflasche in meiner Flugbahn, was mir jetzt diesen Mist eingebrockt hat." Wieder sah er stirnrunzelnd auf seine Hand. Der lange Schnitt zog sich vom Handballen quer hinauf bis zum kleinen Finger und noch immer blutete sie. „Oh, dann sollten Sie das nächste Mal besser aufpassen und vielleicht nicht ganz so schnell rennen." Emily verkniff sich nur mit Mühe ein kleines Lächeln und tupfte weiter auf der Wunde herum. Dabei sah sie nicht, dass Lee bis über beide Ohren grinste. Schliesslich erhob sie sich nach weiteren fünf Minuten. „Ich kann da jetzt nicht mehr machen, ich werde mal nach dem Doktor schauen. Er sollte mit seinem letzten Patienten nun fertig sein. Halten Sie die Hand hoch, damit die Blutung nicht noch schlimmer wird." Mit diesen Worten legte sie alles beiseite und verliess das Zimmer.

Draussen atmete sie tief durch. Wow, niemals hätte sie gedacht, dass sie hier einmal einen bekannten – um nicht zu sagen, berühmten – Patienten haben würden. Aber da sassen nun drei junge, bekannte Männer in diesem Zimmer und warteten auf ihren Chef.

„Alter, von so einer süssen Praxisassistentin würde ich mich auch gerne mal verarzten lassen." Duncan lehnte grinsend neben der Tür an der Wand und hatte die tätowierten Arme vor der Brust verschränkt während Simon es sich auf dem runden kleinen Stühlchen des Arztes bequem gemacht hatte. „Ach, halt doch die Klappe. Oder möchtest du lieber hier sitzen mit einer lädierten Hand?" Zweifelnd sah Lee ihn an, doch das Grinsen verschwand noch immer nicht von Duncans Gesicht und Lee erkannte, dass auch Simon sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte. „Bei der Pflege – nur zu gerne!"

„Hey, vergiss nicht wer zu Hause auf dich wartet!", rief Lee aus, doch das Schmunzeln auf seinem Gesicht verriet ihn. Emily war ihm sehr wohl aufgefallen, schliesslich hatte sie sich gerade eine gute Viertelstunde mit seiner Hand beschäftigt und versucht, ihm nicht allzu weh zu tun. „Amanda weiss ganz genau, dass ich treu bin", zwinkerte Duncan. Lee wusste natürlich dass sein Freund seine Frau niemals betrügen würde und dass er nur scherzte. Doch so wahnsinnig nach scherzen war ihm nicht zu mute. Seine Hand schmerzte viel zu sehr als dass er sich auf etwas anderes hätte konzentrieren können.

Noch bevor Simon oder Duncan noch etwas hätten sagen können, ging die Tür erneut auf und ein schwarzhaariger Mann Mitte fünfzig betrat das Zimmer. „So, wer ist denn hier der Patient?", fragte er sogleich, dann fiel sein Blick auf Lee und dessen erhobene Hand. „Na, dann wollen wir mal sehen", murmelte er und betrachtete die Verletzung. „Ziemlich tief die Wunde. Nähen wird wohl das Beste sein." Sofort verzog sich Lees Gesicht, er konnte Nadeln und Spritzen nicht ausstehen. Aber so wie es schien, käme er heute nicht drum herum. Und im Grunde wollte er einfach nur, dass der Schmerz, der seine Hand beinahe unerträglich pochen liess, endlich verschwand oder wenigstens vermindert wurde.

Währenddessen arbeitete Emily an ihrem Schreibtisch weiter und versuchte dabei, sich nicht weiter Gedanken um die Prominenz, die im Zimmer nebenan sass, zu machen. Weshalb dachte sie überhaupt über die drei jungen Männer nach? Sie waren doch nur Patienten, wie alle anderen Leute auch, die hier täglich rein und raus gingen. Emily schüttelte den Kopf ob all diesen Gedanken und band ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, bevor sie mit den Arztzeugnissen weitermachte.

Keine halbe Stunde später kamen die drei wieder aus dem Behandlungszimmer und Emily sah auf. Ihr Blick traf direkt den von Lee, welcher sie schief anlächelte und ein wenig die Hand hob. „Alles erledigt", meinte er und trat zu ihrem Schreibtisch. „Sie sehen nicht mehr so aus als ob Sie grosse Schmerzen hätten", bemerkte Emily, ebenfalls lächelnd während sie sich zwang das heftige Pochen ihres Herzens zu ignorieren. Wieso schaffte er es mit einem einzigen Blick, einem einzigen Lächeln, sie nervös zu machen? Vielleicht weil er ein berühmter Sänger war? Nein, in London lebten viele bekannte Musiker und sie war schon dem ein oder anderen über den Weg gelaufen – niemals hatte ihr Herz so aufgeregt gepocht. „Schmerzmittel sind was tolles", grinste er und beugte sich ein wenig zu ihr herunter. „Ich müsste noch einen weiteren Termin vereinbaren, um die Fäden ziehen zu lassen." Emily nickte und suchte im Terminkalender nach einem freien Termin der auch Lee passte.

„Vielen Dank." Lee nahm den kleinen Zettel, den sie ihm hinhielt, entgegen und steckte ihn in die Hosentasche. „Bis dann." Er hob seine gesunde Hand zu einem Abschiedsgruss, dann verliess er mit Duncan und Simon die Praxis von Doktor Charles Riley wieder. Dass er eine leicht verwirrte, junge Praxisassistentin dort zurückliess, war ihm nicht bewusst.

Love At First SightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt