Kapitel 27

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„Was...zur Hölle war denn das jetzt?" Entgeistert sassen Sheila, Greg und Amy am Esstisch und starrten Lee an. Dieser schwankte hin und her zwischen der Möglichkeit, Emily nachzulaufen oder seiner Familie zu erklären was los war. Er entschied sich kurzerhand für beides und stand auf. „Amy hat sie bedrängt was ihre Familie angeht. Emily...hatte keine tolle Kindheit und wenn ihr sie in Ruhe gelassen hättet, wäre sie jetzt nicht weg! Ich rufe heute Abend noch an." Kurz darauf hatte Lee das Wohnhaus verlassen. Unten auf der Strasse sah er sich hektisch um. Das Auto stand noch immer auf dem Parkplatz – kein Wunder, er hatte den Autoschlüssel, nicht Emily. Von ihr war weit und breit nichts zu sehen.

„Verdammt!" Lee unterdrückte den Drang, aufzustampfen. Er atmete tief durch und stieg dann ins Auto. Er musste Emily finden, sie schien völlig aufgelöst zu sein und er machte sich Sorgen. Wieso bloss hatte Amy nicht lockerlassen können? Und warum zum Teufel hatte er nicht eher eingegriffen? Langsam fuhr er die Strasse runter, sah nach links und rechts und bereits nach wenigen Minuten hatte er Emily eingeholt. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf gesenkt während sie eiligen Schrittes nach Hause lief. Nach Hause...sie würde mindestens eine Stunde brauchen um zu sich nach Hause zu gelangen. Schnell kurbelte er die Scheibe runter. „Emily! Emily, warte!" Er verringerte das Tempo als er sie vollständig eingeholt hatte. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. „Lee, ich...es tut mir leid", sagte sie ohne anzuhalten. „Süsse, dir braucht nichts leid zu tun. Aber bitte steig in den Wagen. Ich fahre dich nach Hause." Emily blieb stehen und zögerte einen Moment. Die frische Luft tat ihr gut, eigentlich wollte sie nach Hause laufen. Aber Lee konnte nichts dafür, dass sie solche Probleme mit ihrer eigenen Familie hatte, dass sie vor der ihres Freundes davonlief. Also stieg sie ein.

„Ich hab alles ruiniert", jammerte Emily jetzt und fuhr sich durchs Haar. Lee schüttelte den Kopf. „Nein, Amy hat alles ruiniert mit ihrer Aufdringlichkeit. Hör auf, dir die Schuld für irgendetwas zu geben." Er klang zerknirscht. Emily erwiderte darauf nichts mehr. Stattdessen lauschte sie dem Motor während sie sich durch die Innenstadt Londons schlängelten. „Deine Familie muss mich jetzt für völlig bescheuert halten."

„Nein, meine Eltern verstehen das, glaub mir. Jetzt mach dir keinen Kopf mehr darüber, okay?" Lee sah Emily an und umschloss Emilys Hand. Sie waren an einer roten Ampel vorbeigekommen und es schien beiden, als würden sie bereits eine Ewigkeit darauf warten, endlich wieder losfahren zu können. Sie wollten beide nach Hause, egal ob zu Emily oder zu Lee. Das Wetter war zwar ausnahmsweise schön, es war kaum eine Wolke am Himmel auszumachen. Und dennoch war ihnen nicht danach, den Rest des Tages draussen zu verbringen.

„Was hältst du davon, wenn wir morgen Abend etwas mit deinen Freunden unternehmen? Das wird dich bestimmt ablenken", schlug Lee vor, als sie eine halbe Stunde später endlich bei ihm zu Hause auf der Couch sassen und im Hintergrund leise das Radio lief. „An was hast du denn gedacht?", fragte Emily zurück und ihre blauen Augen sahen Lee fragend und erwartungsvoll zugleich an. Er lächelte und zog sie fester in seine Arme. „Wie wär's mit einer Jack the Ripper Tour? Die, die beim Tower of London startet?" Ungläubig starrte Emily ihren Freund an. „Im Ernst jetzt?"

Lee zuckte mit den Schultern. „Ja, warum nicht? Ich war mal bei einer dabei, aber das ist schon ewig her und mittlerweile gibt's auch zwei neue Führer, glaube ich." Emily dachte einen Moment lang nach. Sie war kein sonderlich grosser Fan von Unheimlichem. Andererseits hörte sich das Ganze interessant an und Lee wollte sie doch ablenken, wofür sie ihm wirklich dankbar war. „In Ordnung. Ich werde Lola und Eric anrufen. Sie kommen bestimmt mit." Emily lächelte und kuschelte sich wieder an Lee. Wie froh sie doch war ihn zu haben! Auch wenn es manchmal nicht einfach war, sie wusste dass sie zusammen gehörten.

~

Emily hatte Glück, Lola und Eric waren beide damit einverstanden, sie und Lee zu dieser Tour am kommenden Abend zu begleiten. „Das wird bestimmt witzig!", hatte Lola voller Vorfreude gelacht.

Love At First SightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt