Kapitel 23

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Emily schlief unruhig. Immer wieder warf sie sich von einer Seite auf die andere und wachte schweissgebadet nachdem sie Albträume gehabt hatte. Am Morgen fühlte sie sich wie durch die Mangel gedreht. Sie spürte jeden einzelnen Muskel, der in ihrem Körper schmerzte und hatte das Gefühl, nicht mehr als eine Stunde geschlafen zu haben. Dazu kamen die hämmernden Kopfschmerzen, die es ihr schwer machten, überhaupt die Augen offen zu halten.

Ich muss mich krank melden auf der Arbeit, war ihr erster Gedanke, nachdem sie sich ins Badezimmer geschleppt und geduscht hatte. Sie fühlte sich nicht in der Lage, sich heute zu konzentrieren und freundlich zu sein zu den Patienten. Ihr Chef verstand sie und fragte zum Glück auch nicht weiter nach, sondern wünschte ihr bloss eine gute Besserung. Nach dem Anruf in der Arztpraxis setzte sich Emily im Schneidersitz auf die Couch und griff nach dem mysteriösen, bedrohlichen Brief, den sie gestern erhalten hatte.

Was hatte das nur zu bedeuten? Nein, diese Frage erübrigte sich gleich wieder. Denn Emily wusste, was dieser Brief zu bedeuten hatte. Da draussen war irgendwo eine Person – sie nahm an, dass sie weiblich war – die es anscheinend nicht ertragen konnte, dass Lee eine Freundin hatte. Diese Person musste einen ziemlichen Hass auf sie haben. Bei dem Gedanken schluckte Emily leer und legte den Brief wieder weg. Sie zog die Beine an und schlang die Arme um ihre Knie. Woher hatte dieser Fan – es musste ein Fan sein, davon war sie überzeugt – ihre Adresse?

 Ein Schauer lief ihr über den Rücken und einmal mehr wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass Lee bei ihr wäre. Das Klingeln von ihrem Handy liess Emily erschrocken zusammenzucken. Mit rasendem Herzen und zitternden Händen griff sie danach. Lees Name blinkte auf dem Display auf. Sie ging ran. „Hey."

„Hey, Baby. Wie geht's dir? Habe ich dich geweckt?" Der Klang von Lees Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf Emily. Sie begann, sich wieder ein wenig zu entspannen und ihr gelang sogar ein Lächeln. „Mir geht's gut, danke. Und dir? Und nein, du hast mich nicht aufgeweckt, ich war schon wach." Nun, ihre Stimme zitterte noch und sie hoffte inständig, Lee würde das nicht hören. Sie wollte ihm nichts von diesen Briefen erzählen. Er hatte bereits genug zu tun mit der Tour und den damit verbundenen Strapazen. „Hier ist alles klar. Wir haben viel Spass, aber auch viel Stress. Und ich vermisse dich, Baby." Lees Worte zauberten Emily wieder ein Lächeln aufs Gesicht, obwohl ihr nicht wirklich danach war.

„Ich vermisse dich auch, Lee. Ich wünschte, du wärst schon wieder zurück." Emily presste die Lippen zusammen, weil sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. „Ich bin bald wieder zu Hause, Süsse. Es tut mir leid, wir müssen schon wieder los. Ein Interview steht an. Ich liebe dich." Sie verabschiedete sich ebenfalls und legte dann auf. Ein tiefer Seufzer entwich ihr, die Gedanken rasten durch Emilys Kopf und schliesslich, als sie es kaum noch aushielt, griff sie erneut zum Telefon und rief Eric an.

~

„Also, was gibt es worüber du so dringend mit mir sprechen musst?" Mit vor der Brust verschränkten Armen sass Eric bei Emily auf der Couch und sah besagte erwartungsvoll an. Nervös knetete Emily, die ihm gegenüber im Schneidersitz auf der Couch sass, ihre Hände. „Ich...ich bekomme Drohbriefe, Eric", sagte sie leise. Eric setzte sich etwas mehr auf, lehnte sich nach vorne. „Was?"

„Ja, ich...ich habe gestern einen Brief bekommen. Und als ich...vorhin die Post raufgeholt habe, war da schon wieder so einer dabei." Emily traute sich kaum, ihren besten Freund anzusehen. Würde er ihr glauben? Würde er ihr sagen, dass das alles nur ein blöder Streich war und sie überreagierte? „Hast du diese Briefe noch?" Nun sah sie auf, direkt in Erics Gesicht und sie konnte Besorgnis darin erkennen. „J-ja, klar. Warte." Sie sprang vom Sofa hoch und kramte die Briefe zwischen den Zeitungen, die auf dem Esstisch lagen, hervor. „Hier." Stirnrunzelnd musterte Eric die beiden Briefe. Emily beobachtete dabei sein Gesicht, wartete auf irgendeine Regung. Doch die blieb aus. Jedenfalls im ersten Moment.

Love At First SightWhere stories live. Discover now