Kapitel 29 - Geschenk

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(Petes Sicht)

"Und? Bist du bereit?"

Bin ich bereit? Immerhin habe ich wochenlang daran gearbeitet.

Ich habe es tatsächlich geschafft, ich habe die Schule geschafft und werde an einer der besten Universitäten Medizin studieren. Ja, ich denke, ich bin bereit. Nein, ich weiß es. Ich werde diese Rede halten.

"Ja, ich bin bereit.", antworte ich und sehe Logan aus leuchtenden Augen an.

Seine Mundwinkel heben sich an und ehe ich mich versehe, liegen unsere Lippen aufeinander. Seit 1 Monat sind wir nun schon zusammen, 5 Monate nachdem Damon mit mir Schluss gemacht hat und vor zwei Wochen hatten wir unseren ersten Kuss, nachdem Kuss, der mein Leben verändert hat. Logan weiß, dass ich Damon noch immer liebe, aber er weiß auch, dass ich in ihn verliebt bin. Ich glaube daran, einmal auch ihn lieben zu können.

So schnell der Kuss begonnen hat, so schnell endet er auch wieder. "Hast du deine Tabletten genommen?", fragt er mit gerunzelter Stirn. In seinen Augen schimmert eine schlechte Vorahnung.

Schuldbewusst senke ich den Blick, Hitze steigt meinen Nacken hinauf und legt sich in meinem ganzen Gesicht fest. Er wird meist ziemlich enttäuscht von mir, weswegen ich mich ein bisschen schuldig fühle, nur nehme ich sie seit 5 Monaten. Ich muss doch schon wieder gesund sein, außerdem bin ich glücklich, meistens jedenfalls.

"Mir geht's doch blendend, ich brauche sie nicht mehr.", versuche ich klar zu machen, dabei strahle ich ihn freudig an.

Er aber seufzt missmutig, was mich einen Schmollmund ziehen lässt. "Moyo, was hast du für Tabletten?", fragt er mich mit tadelnder Stimme.

"Tianeptin.", antworte ich, verdrehe dabei die Augen. Jedes Mal zieht er das ab, wenn ich sie nicht nehmen will.

"Genau und was verursachen die bei dir?", will er wissen.

"Sie hellen meine Stimmung auf...", gebe ich geschlagen von mir. Nur wegen diesen Tabletten bin ich gut drauf, aber es fühlt sich nicht so an, weswegen ich eben oft versuche sie nicht zu nehmen.

"Mhm...", summt er und lächelt mich dann sanft an. Er steht vom Esstisch auf, geht in die Küche und holt mir mein Medikament.

"Moyo, ich will dich nicht schlecht fühlen lassen, ich will nur, dass es dir gut geht. Das weißt du, nicht?", seine grauen Augen leuchten, doch Besorgnis liegt in ihnen.

Er legt eine Hand an meine Wange, an welcher ich mich ein wenig reibe, dabei schließe ich genüsslich die Augen. Sein warmes, tiefes Kichern lässt mich grinsen. Als ich ihn wieder ansehe, bemerke ich, wie er mich anstarrt. Sofort werde ich wieder rot, eine unnötige, dumme Eigenschaft von mir. Wer hat sich das überhaupt ausgedacht? Erröten ist einfach nur unnötig.

"Du solltest dich langsam fertig machen.", bemerkt er, nachdem wir uns einfach nur verträumt ansehen.

Aufregung und Freude staut sich in mir auf. Und auch Trauer. Bald werde ich Damon das allerletzte Mal sehen. Kurz verliere ich meine Gesichtszüge, es hört einfach nicht auf weh zu tun an ihn zu denken.

"Denk' nicht zu viel an ihn, das tut dir nicht gut.", redet Logan mir ein und ich nicke zustimmend.

Mein Therapeut sagt auch, es wird leichter, wenn ich ihn nicht mehr sehe. Dann werde ich auch nicht mehr so viel an ihn denken. Hoffentlich behält er recht.

"Machen wir uns fertig.", sage ich und springe auf. Zwar versuche ich ihn anzulächeln, nur weiß ich viel zu gut, wie traurig das aussehen muss.

Wenigstens schaffen es die Medikamente, dass ich mir nicht mehr so viele Schuldgefühle einrede. Gegenüber Logan und Damon. Es tut meiner Psyche nicht gut und an der muss ich arbeiten, damit ich wieder gesund bin und die Medikamente tatsächlich nicht mehr brauche.

Offiziell InoffiziellWhere stories live. Discover now