Kapitel 8 - Ankunft

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"Schokolade!", sagt Pete ihm Befehlston. Ich schüttle lächelnd den Kopf und gebe ihm ein Stück in dem Mund. Nachdem er schon zwei ganze Rippen verputzt hat, nehme ich mir nun auch ein Stück.
"Die ist mit Nougat.", erklärt er und freut sich darüber wie ein Kind vor Weihnachten. "Bekommen wir bei deinem Dad Essen?", will er wissen.
"Hast du heute irgendwie besonders viel Hunger?", frage ich und lege eine Hand auf seinen Oberschenkel. Er erstarrt, sieht mir kurz warnend in die Augen. Das löst in mir nur noch mehr Schadenfreude aus. Langsam lasse ich meine Hand nach innen rutschen, er schlägt meine Hand weg. Doch sein erregt gequälter Blick ist unverkennbar. "Willst du, dass ich einen Unfall baue?", zischt er, muss dann aber kopfschüttelnd breit grinsen.
"Ja, ich habe Hunger, ich konnte nicht frühstücken und naja, das Mittagessen ging auch nicht wirklich gut aus.", er seufzt.

Na toll, wegen mir muss mein Freund hungern. Und das hat er eindeutig nicht notwendig.

"Ich ruf ihn an.", erkläre ich und nehme mein Handy. Pete stellt die Musik leiser.

"Hi Dad!", beginne ich das Gespräch mit freudigen Ton.
"Georgie! Wie geht's? Wo seid ihr schon?", fragt er und hört sich dabei so an, als ob er gleich einen Welpen bekommen würde. Lächelnd schüttle ich den Kopf.
"Wir kommen in einer halben Stunde an. Und mir geht's gut und bitte nenn' mich nicht so, das wäre peinlich.", antworte ich und flüstere den letzten Satz nur.
Pete presst die Lippen aufeinander um nicht lauthals zu lachen, deswegen werfe ich ihm einen gespielt beleidigten Blick zu.
"Besten Freunden sollte nichts peinlich sein, dieser Pete wird bestimmt lachen.", antwortet er diesmal mit normaler Stimme. "Wenn ihr kommt, sind Lucas und sein Mann, Larry da. Wir werden gemeinsam Abendessen.", fügt er hinzu und beantwortet dadurch meine unausgesprochene Frage. Fast hätte ich losgeprustet, zwei Schwulenpärchen im Haus meines Vater, das kann ja lustig werden. "Oh sehr gut, wir haben schon ziemlich großen Hunger.", erzähle ich ihm und bin froh, kein Lachen mitklingen zu lassen.
Er lacht kurz fröhlich, dann fragt er: "Dich stört es nicht mit Pete ein Bett zu teilen, oder? Sonst muss einer auf der Couch liegen." Ich schnappe nach Luft, fast hätte ich nun tatsächlich lauthals gelacht, stattdessen presse ich hervor: "Nein, passt schon." Kurz halte ich den Hörer weg und kichere leise, dabei halte ich die Hand vor den Mund.
"... Also bis dann.", vernehme ich nur noch. "Ja, freu mich.", antworte ich und lege dann auf.
"Es gibt Essen, sein bester Freund und dessen Mann sind da und wir müssen uns wohl oder übel ein Bett teilen.", sofort muss ich lachen. Pete sieht mich fragend mit hochgezogener Augenbraue an.

Den Rest der Fahrt plaudern wir nur noch oder singen zur Musik mit.

"Oh mein Gott! George, du bist so groß geworden. Ich hab dich vermisst!", Lucas läuft auf mich zu und schließt mich in den Arm. "Du musst Pete sein. Mein Gott, bist du vielleicht herzig!", er kneift meinem Freund in die Wange. Dieser wirkt ein wenig irritiert, vermutlich denkt er, dieser Mann ist mein Vater.
"Pete, das ist Lucas, der beste Freund meines Vaters.", erkläre ich ihm und grinse vor mich hin. Der blonde Mann muss sich auf die Zehnspitzen stellen um mir etwas ins Ohr zu flüstern, er erklärt etwas laut um es als Flüstern durchgehen zu lassen: "Wir wären noch viel mehr, hätte es nicht deine Mum gegeben." Überrascht forme ich meinen Mund zu einem großen O und da Pete es selbstverständlich gehört hat, sieht er ihn aus geweiteten Augen an.

"Lucas, was erzählst du meinem Kind schon wieder?", mein Vater steht im Türrahmen und grinst dann kopfschüttelnd. Freudig gehe ich auf ihn zu und umarme ihn fest. "Oh, da hat mich ja jemand sogar vermisst!", gibt er mit lachender Stimme von sich.
"Dad! Das ist Pete!", erkläre ich und deute auf ihn. Er wirkt auf einmal ganz klein, traut nicht sich von der Stelle zu bewegen. Lucas legt eine Hand an seinen Rücken, weswegen Pete überrascht zusammenzuckt, dann schiebt er ihn regelrecht zu uns.
"Pete, das ist mein Dad.", stelle ich ihn vor, dann blinzle ich kurz sehr oft, da er ihn wohl kaum Dad nennen wird. Grinsend füge ich hinzu: "Aber nenn' ihn ruhig Paul." Pete reicht ihm seine Hand hin, doch mein Vater umarmt ihn einfach, worauf mein Freund rot anläuft. "Dad, du bist peinlich.", wispere ich beschämt und blicke gen Boden.
"Oh! Die Jungs!", hören wir es auf einmal aus dem Haus kommen. Richard kommt her und umarmt uns beide einmal. "Ich bin Richard oder einfach Richy.", stellt er sich bei Pete vor. "Mein Name ist Pete.", antwortet dieser und ist kaum hörbar, da er so nervös ist.
Lucas sieht ihn entzückt an.

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