Kapitel 28 - Zeit heilt alle Wunden

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(Damons Sicht) 

Die restliche Woche kommt Pete nicht in die Schule, was ich daran erkenne, da er nicht in dem Unterricht ist, welchen wir gemeinsam haben und Logan mir sagt, wie es ihm geht.

Er ist am nächsten Tag, nach unseren Beziehungsende, am Abend zu ihm und ist einfach bei ihm gewesen. Pete wollte nicht reden und auch nicht aus dem Bett. Sein Zimmer ist ganz dunkel, da die Jalousien unten sind und er bleibt einfach nur unter der Decke. Zum Glück hat sich Logan zu ihm gelegt und ihn umarmt, denn genau so etwas beruhigt ihn.

Ich frage mich, wie lange mir Logan noch Auskunft über ihn geben wird. Irgendwann wird er dann soweit sein, wodurch er wieder geradeaus schauen kann und das ist der Moment, wo ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Ab da, kann Logan dann alleine für ihn da sein. Auch wenn er gar nicht weiß, dass ich mich noch immer und für immer um ihn sorgen werde.

Alice hat sich, Gottseidank, wieder abgeregt und ist Pete zu seinem Geburtstag besuchen gewesen. Sie hat mir erzählt, dass es somit das traurigste Fest aller Zeiten war. Auch an diesem Tag lag er nur im Bett und jeglicher Versuch von den beiden irgendwas zu unternehmen, wurde mit einem genervten Stöhnen abgelehnt. Wir wollten eigentlich alle gemeinsam Paintball spielen gehen und danach wollte ich mit ihm ausgehen.

Paulina ist mich angegangen, weil ich so ein riesiger Arsch bin, dabei habe ich ihr sogar zugestimmt. Jedenfalls wollte sie auf mich losgehen, wurde jedoch von ihren Cheerleaderfreundinnen aufgehalten. Dabei hätte ich ein paar Schläge verdient, vielleicht noch ein blaues Auge, damit ich meine Schande immer sehe und mich daran erinnere.

Dafür ist Daniel nicht mehr von meiner Seite zu bekommen. Er hat sich unheimlich gefreut, als er erfahren hat, dass ich wieder im Team bin und auch noch Captain bin. Jetzt ist mein bester Freund wieder mein bester Freund. Er ist außerdem sehr gut im Umgang mit meiner Art, er weiß, wann er die Klappe halten soll und wann und wie er mich aufheitern kann. Ich habe ihn vermisst.

Die Basketballmannschsft selbst war nicht beeindruckt mich als Captain zu haben, doch als Coach Pott ihnen mal so richtig die Meinung gesagt hat, waren sie ganz still und beschämt. Zwar wäre ich selbst auch fast im Boden versunken, weil er mich regelrecht als Basketballgott dargestellt hat, doch innerlich war ich stolz. Zu irgendwas muss ich ja gut in meinem Leben sein, scheinbar ist es Basketball spielen. Bei unserem nächsten Spiel werden Talentsucher da sein, was bedeutet, ich könnte ein Stipendium für ein College bekommen. Und von Collegebasketball weiter zur NBA.

In der NBA zu spielen, hört sich für mich wie ein unerreichbarer Traum an, was lustig ist, da ich vor zwei Monaten nicht einmal ansatzweise Lust hatte zu spielen. Ich muss an mich glauben, ich werde es schaffen, ich muss es schaffen. Ich will Basketballer werden, doch falls das nicht klappt, würde ich es auch cool finden, ein Coach zu werden. Jugendliche anschreien hört sich überaus entspannend an, dann kann ich auch so wie Coach Pott seltsame Vergleiche machen und hin und wieder ein gutes Gewissen für die Schüler sein. Er hat uns auch oft zur Seite gestanden, nur durfte das Training nicht darunter leiden, genauso wenig unser Spielvermögen.

Mein Training leidet gerade gar nicht. Eigentlich gehört meine ganze Konzentration und Aufmerksamkeit dem Spiel, denn es ist die perfekte Ablenkung und Zufluchtsmöglichkeit. Ja, ich flüchte. Ich müsste für ihn da sein, auch wenn wir getrennt sind. Zumindest als Freund, nur weiß ich, sobald ich ihn sehe, ist es um mich geschehen und ich würde ihm um den Hals hängen und um Verzeihung bitten.

Als er am Montag wieder in die Schule kommt, sieht er furchtbar aus. Seine sonst so brav gekämmten Haare, stehen ihm jetzt wild vom Kopf, was ihn, auch wenn es einen unschönen Hintergrund hat, unglaublich heiß aussehen lässt. Nicht so scharf sind seine dunklen Augenringe, roten Augen und spröden Lippen. Schuldgefühle hämmern auf mich ein, meine Brust zieht sich zusammen. Sofort wende ich mich ab, als er mich erblickt.

Offiziell InoffiziellWhere stories live. Discover now