Kapitel 7 - Damons Lügen

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(Georges Sicht)

Wieso, wieso hat er so viel Verständnis mit mir? Ich halte das nicht aus, er ist einfach zu gut für mich.
Auf einmal brennen meine Augen wieder ganz stark, wie vorher in der Therapie. Ich reibe sie mit meinen Fäusten, verdränge es somit. Pete reibt mir den Rücken, doch er stößt sich von mir, als Schritte ertönen.
Wir nehmen wieder unsere Rollen als genervte Mitschüler ein, keines Blickes würdigen wir uns mehr.
"Ihr sollt beide zum Direktor.", erklärt die Ärztin als sie in den Raum kommt. Mein Freund richtet sich alarmiert auf, sein Mund fällt ihm auf vor Unglaube. "Ich habe aber doch gar nichts gemacht!", rechtfertigt er sich und springt auf.
Die stämmige Frau zieht beide Augenbrauen hoch und mustert ihn entnervt. "Wenn es euch schon wieder so gut geht, könnt' ihr ja gleich gehen.", feixt sie und durchbohrt uns mit ihren stahlblauen Augen.
Pete und ich sehen uns vielsagend an, er atmet tief durch, dann geht er voraus. Ich folge ihm ein paar Sekunden später, auf einmal habe ich das Gefühl, er ist tatsächlich wütend auf mich. In mir drängt sich so viel Furcht.
Die löst sich, als er mich kurz an sich zieht, als wir aus dem Zimmer sind, sondern alleine am Gang. Seine Umarmung spendet so viel Trost, er stellt sich auf die Zehnspitzen, dann flüstert er: "Du wirst auf keinen Fall zugeben, was du getan hast."
Fassungslos reiße ich meine Augen auf, doch das legt sich und ich muss lächeln. Er grinst mich frech an, dann nimmt er meine Hand und führt mich zum Sekretariat, hinter dem das Direktorat liegt. Davor lässt er sie wieder los.
Die Frau hinter dem Schreibtisch mustert und verurteilend. "Schön euch wiederzusehen, Jungs", gibt sie mit nicht überhörbaren Sarkasmus von sich. "Ihr könnt nach hinten gehen, Logan wartet schon.", fügt sie noch hinzu, sieht dabei wieder auf ihre Unterlagen.
Als wir an ihr vorbeigehen, strecke ich die Zunge raus, was sie zum Glück nicht sieht, dafür hätte ich vermutlich noch eine Woche Nachsitzen drauf bekommen.

Wer ist denn Logan eigentlich?

Meine Frage klärt sich als ich den Jungen sehe, welcher mir eine reingehauen hat. Er mustert mich, als wäre ich der Teufel in Person, doch ich kenne ihn noch nicht einmal. Nie habe ich ihn irgendetwas getan.
"Lang ist es her, George und Pete.", auch die Stimme des Direktors enthält einen hohen Grad an Ironie. Innerlich verdrehe ich die Augen, von außen lächle ich, versuche es so ehrlich aussehen zu lassen als möglich.
Herr Cup deutet uns mit einer Handbewegung und zu setzen, dabei muss sich Pete jedoch nach hinten setzen und Logan und ich direkt vor dem Mann, welcher unsere Schulzeit mit einem Fingerschnippen beenden könnte.
Auf einmal werde ich nervös, meine Hände beginnen zu schwitzen.
"Logan, hier", er deutet mit einer weiteren Geste auf den Jungen mit gefährlich aussehenden Augen, die sind zwar nur in einem grau, doch eines wirkt irgendwie bläulicher als das andere. Irritierend. "Hat mir erzählt, du hättest begonnen, Pete mit Essen zu bewerfen in der Cafeteria." Er hebt beide Augenbrauen an, sieht mich eindringlich an und wartet bis ich antworte.
Sofort kommen mir Petes Worte in den Sinn, weswegen ich mit fester Stimme "Nein" sage. Logans ungläubiger Blick ist wie ein weiterer Schlag in mein Gesicht. "Er lügt, Herr Direktor!", Logan springt auf, sein Mund steht ihm offen so fassungslos ist er.
Herr Cup nickt ihm beruhigend zu, dabei schließt er die Augen einen Moment. Als er sie wieder öffnet sind sie auf mich gerichtet, in ihnen erkenne ich so etwas wie Enttäuschung, wenn ich mich nicht recht entsinne.
"Pete?", sein Blick wandert zu ihm, wir beide sehen ihn an, wobei ich den mitleidigen und erwartungsvollen Ausdruck von Logan nicht übersehen kann. In mir staut sich Wut.
Mein Freund lächelt, für Leute, die ihn nicht kennen, ist es ein ganz einfaches, neutrales Lächeln, doch ich sehe darin diese überlegene Bedeutung, er hat es in der Hand, was als nächstes geschieht.
"George war nicht daran beteiligt.", gibt er schulterzuckend von sich. "Ist das dein Ernst? Du verteidigt IHN?", schreit der Junge neben mir wütend, in der nächsten Sekunde dreht er sich wieder zum Direktor, verschränkt beleidigt die Arme vor der Brust und wartet.

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