Kapitel 22 - die Entscheidung

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(Georges Sicht)

Das Frühstück verbringen wir alle schweigend, es herrscht eine greifbare Spannung, niemand traut sich, etwas zu sagen.
Naja, niemand außer Frau Collins, denn sie durchbricht zum Glück das unangenehme Schweigen.
"Schmeckt es dir, Pauli-ina?", will sie wissen. Fast hätte ich mitleidig gewimmert, denn sie traut sich bei ihrer eigenen Tochter noch nicht einmal einen Spitznamen zu benutzen. Besagte Tochter nickt nur, sie schaut noch nicht einmal auf.

Was zwischen denen wohl vorgefallen ist...?

Fragend sehe ich Pete an, doch dieser ist damit beschäftigt in seinem Essen herumzustochern, er ist sichtlich nervös. Und wenn ich jetzt daran denke, was uns bevorsteht, da wird mir ganz flau im Magen. Nur darf ich nun wirklich nicht auf mich schauen, Pete steht jetzt eindeutig im Vordergrund und ich muss ihm zur Seite stehen.
Ich lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und streichle ihn beruhigend darüber. Keine Reaktion zeigt er darauf, er muss ziemlich tief in Gedanken sein. Trotzdem mache ich weiter, denn dieser monotone Vorgang beruhigt auch mich ein wenig. Wie soll ich ihn auch besänftigen, wenn ich selbst auf Hochtouren bin? Nur leider wird mir der Ernst der Situation mit jeder Minute, welche verstreicht, bewusster.

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, keine Angst zu haben. Denn es fehlt nur noch kalter Schweiß, welcher meine Stirn hinabrinnt. Nein, ich fühle mich so unsicher wie nie zuvor in meinem Leben.
In meinem Kopf male ich mir nämlich schon die schlimmsten Dinge aus. Wenn er es noch schlechter aufnimmt, als er es schon tat, was, wenn er auf Pete losgeht. Was, wenn ich unfähig bin, ihn zu verteidigen. Was, wenn er beginnt zu weinen und mich wieder fortschickt. Diesmal würde ich nicht gehen, dass ich es damals tat, bereue ich noch heute. Naja, es ist ja erst zwei Wochen her.
Ich habe wirklich Angst, auch davor, dass Pete wieder denkt, es wäre richtig mich wegzustoßen, da sein Vater dies sagt. Auch wenn er es nur im Unterbewussten wegen seinem Vater tat, so hat er ihn doch ziemlich beeinflusst.

Den restlichen Vormittag verbringen wir zu dritt in seinem Zimmer.
"Wirst du deine Sachen schon mitnehmen?", will seine Schwester wissen, dabei mustert sie ihn neugierig.
Er schluckt stark, sieht sich verwirrt um, vermutlich ist er viel zu nervös um an so etwas zu denken.
"Wir nehmen die Sachen mit, wir sollten davon ausgehen, dass alles gut ausgeht.", meine ich, weswegen mein Freund mir ein dankbares Lächeln schenkt.
"Gut, ich helfe euch beim Packen.", stellt Paulina klar und beginnt seine Kleinung aus dem Kasten zu holen und in die Tasche zu räumen, welche ich heraushole.

Pete setzt sich mit leeren Blick auf sein Bett, er ist in diesem Moment einfach unzurechnungsfähig. "Du kannst uns trotzdem helfen.", murrt seine Schwester.
Er reagiert darauf gar nicht, so wie vorher beim Essen auf mein Streicheln.
"Lassen wir ihn lieber einfach.", versuche ich es. Zum Glück nickt sie bestätigend und wir ordnen weiterhin ein.
Immer wieder faltet sie verwirrt eines der Shirts auf, wobei ich bemerke, dass es meine sind.

Upps...

"Das sind meine.", gestehe ich, grinse sie schief von der Seite an. Sie hebt unglaubwürdig eine Augenbraue an, macht jedoch einfach weiter wie zuvor.
Die Tasche platzt fast, als wir fertig sind, dabei haben wir noch nicht einmal seine Disneyfilme und so eingepackt. Bei dem Gedanken, wie Pete mit Alice shoppen war, muss ich breit grinsen, denn ich habe keine Ahnung, was die beiden gemacht haben, als ich von ihm ignoriert wurde. Zum Glück finden wir in dem Kasten einen großen Sack, in welchen wir die anderen Dinge packen.

Noch immer sitzt Pete gedankenverloren am Bett, starrt noch immer einen Punkt an.
"Ähhhh...", höre ich es hinter mir und drehe mich schnell wieder um. Paulinas Miene ist göttlich, eine Mischung aus Ekel, Schock und irgendwie hat sie auch etwas Spitzbübisches.
Ich sehe nach unten zu ihren Händen, dann weiten sich meine Augen und ich breche in schallendem Gelächter aus.
"Oh Gott nimm es, zu viel Kopfkino. Es war schon zu viel, als Pete einmal so komisch ging.", meint sie und reicht mir die Packung Kondome und das Gleitgel.
Oh ja, dieses eine Mal haben wir es wirklich übertrieben. Normalerweise hat Pete vielleicht ein leichtes Ziehen im Unterleib, doch damals, da konnte er einen ganzen Tag nicht richtig sitzen.
"Aber damals wusstest du doch noch gar nichts von uns.", gebe ich grinsend von mir. "Ja, aber nachdem ich jetzt weiß, was da zwischen euch abgeht, ist es nicht schwer die Dinge zu verbinden.", kontert sie.
"Bist du nicht Misses Cheerleaderin und solltest mit jedem Jungen aus dem Basketballteam im Bett gewesen sein?", will ich mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.

Offiziell InoffiziellWhere stories live. Discover now