Kapitel 11 - Wiederkunft

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(Petes Sicht)

Was soll ich ihm jetzt nur sagen, wohl kaum, dass ich mit ihm wegrennen will und bei seinem Vater leben will. Das könnte ich ihm nicht antun und außerdem habe ich nun endlich, so wie es scheint, eine Freundin in der Schule, vielleicht wird dieses Jahr doch nicht ganz so schlimm.
"Das Lied, keine Ahnung, es berührt mich irgendwie.", sage ich ihm und lüge ihn somit wenigstens nicht ganz an. "Oh...", gibt er überrascht von sich. "Dann lass es noch laufen, wenn du möchtest.", er grinst mich kurz breit an, dann konzentriert er sich wieder auf das Fahren.
Doch ich schalte ein anderes Lied ein und schließe meine Augen. Wir reden viel am Weg, über den Film, über seine Kindheit, die Trennung seiner Eltern, über Gott und die Welt. So vergeht die Zeit sehr schnell und ich bin sehr überrascht, in den stockfinsteren Hinmel zu sehen, als wir aussteigen, da ich es einfach nicht bemerkt habe, wie es dunkel wurde.

George nimmt unsere Taschen hinaus, sogar ins Zimmer trägt er sie, darin lässt er sie fallen und dreht sich dann mit einem traurigen Lächeln zu mir.
"Das war wirklich toll mit dir, ich wünschte wir könnten noch länger bleiben.", gesteht er, lacht dann jedoch, da wir uns diese Idee sowieso aus dem Kopf schlagen können. "Ja, finde ich auch.", hauche ich und senke den Blick.
Als seine warmen Finger mein Kinn streifen, durchfährt mich ein wohliges Gefühl. Er hebt meinen Kopf vorsichtig an, damit ich ihm in seine wunderschönen Augen sehe, sie haben diesen Glanz, er verzaubert mich jedes Mal. "Gleich nächstes Wochenende können wir wieder hin.", meint er und schenkt mir ein zärtliches Lächeln, sein liebevoller Blick ruht sanft auf mir.
Mein Bedürfnis ihn hier und jetzt zu drücken, kann ich nicht verdrängen, weswegen ich es einfach tue. Fast hätte ich gekichert, denn ich zerquetsche ihn fast und mein Gips ist bestimmt nicht sehr bequem. Nach einer kleinen Ewigkeit lasse ich ihn dann doch wieder atmen.
Er küsst mich zärtlich, legt dafür seine Hände an meine Wangen. Meine Arme schlängle ich um seinen Hals.
Schon nach Sekunden muss ich keuchen um genügend Luft zu bekommen, er lässt ab von mir, gibt mir viele Küsse und dann schmusen wir regelrecht wieder rum. "Ich liebe dich.", wispert er. Leise kichere ich, dann flüstere ich: "Ich dich auch."
Seine hellbraunen Augen durchdringen mich auf einmal, als warte er auf irgendetwas, doch ich löse mich einfach von ihm und streiche ihm noch über die Wange. Stöhnend lasse ich mich ins Bett fallen, doch Sekunden später springe ich auf.

Verwirrt prüft er meinen Gesichtsausdruck. "Wir haben keine Hausaufgaben gemacht!", gebe ich schockiert von mir. Sein lautes Lachen bringt mich dazu miteinzustimmen. Nur reißt jemand im nächsten Moment die Tür auf.

"Pete! Wieso sagst du nicht, dass du wieder da bist?", es ist meine Mutter, welche mich überglücklich mustert. Mit zwei großen Schritten kommt sie auf mich zu und umarmt mich fest.
"Mein armes Baby, tut es weh?", fragt sie, dabei richtet sich ihr Blick auf meinen Arm. Sie nimmt den Gips genau unter die Lupe, als könnte sie so die Heilung beschleunigen. "Naja, es fühlt sich komisch an, wenn ich mich darauf lehne, aber Schmerzen...", ich schüttle am Ende verneinend den Kopf. "Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast.", Mum lächelt Damon an, ihre Augen glänzen dabei mit so viel Dankbarkeit.
"Wie ist das eigentlich passiert? Nein! Sag es mir beim Essen. Damon, du bleibst doch so lange noch, oder?", zwar fragt sie ihn, doch ihre Stimme klingt schon ziemlich deutlich, keine Widerrede. Er öffnet den Mund, will irgendetwas antworten, doch sie kommt ihm zuvor: "Sehr gut, es gibt Nudelauflauf."
Mit einem Winken verlässt sie das Zimmer. George steht noch immer mit offenen Mund da, dann beginnt er einfach zu lachen.

Während George auf dem Bett am Handy rumdrückt, mache ich meine Aufgaben für die Schule. Er lenkt mich immer wieder ab, indem er mich mit dem Fuß am Po sanft stößt oder ein plötzliches Live-Konzert gibt. Immer wieder warne ich ihn, mich in Ruhe zu lassen und er solle lieber auch etwas machen, doch er beharrt darauf nichts zu tun zu haben.
Als ich endlich fertig bin, seufze ich. Zwar habe ich nur ungefähr 25 Minuten gebraucht, doch trotzdem, Hausübungen sind unlustig. Ich reibe mir kurz meine Hände am Gesicht, dabei rutscht mir meine Brille fast runter.

Offiziell InoffiziellWhere stories live. Discover now