Kapitel 9 - Wochenendtrip Teil 1

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(Petes Sicht)

Am nächsten Morgen weckt mich George indem er laut gegen einen Tisch kracht, welcher direkt vor dem Bett steht. Ich blinzle mir meine Müdigkeit aus den Augen, dann beobachte ich belustigt, wie er seinen wehen Zeh reibt. "Ich hab vergessen, dass wir nicht bei dir sind.", erklärt er grinsend "Und bei dir steht hier kein Tisch."
Ich lege meine Hand auf seine Schulter, gebe ihm eine kurze Massage, welche er mit einem tiefen "Ahhh" genießt.
Indem er sich zu mir dreht, schüttelt er meine Hand ab, seine hellbraunen, fast goldenen, Augen leuchten glücklich. Er schließt die Augen und spitz dann die Lippen, wartet auf einen Kuss.
Nich lange muss er warten, ich stütze mich an meiner Hand ab, damit ich mich zu ihm nach vorne lehnen kann und schon spüre ich seine warmen, weichen Lippen an meinen. Bevor er sich lösen kann, halte ich nur kurz seine Unterlippe fest, kaue sanft darauf rum.

Ich sehe zu ihm in die wunderschönen, großen Augen, er mustert mich. Vermutlich versucht er aus mir schlau zu werden, was ich gerade denke, was lustig wäre, weil ich genau dasselbe tue.
Erst jetzt lasse ich ihn wieder los, sein Blick wendet sich nicht ab, weiterhin sieht er mich an, dabei wirkt er so verträumt... So verliebt. Ich seufze, als wir uns so tief in die Augen sehen.
Unser Moment der Zweisamkeit wird durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. "Jungs? Seid ihr schon wach?", es ist Georges Vater, welcher das sagt. "Ja, was gibt's?", antworte ich, denn mein Freund will nicht aus seiner Starre kommen, erst als ich mich zur Tür drehe, erkenne ich aus dem Augenwinkel, wie er oft blinzelt.
"Ich habe Frühstück gemacht, wenn ihr wollt.", meint er mit freundlichen Ton. Mit erhobener Augenbraue sehe ich ihn fragend an, mit der Hand deute ich zur Tür. Er versteht sofort und springt auf und nachdem wir beide uns ein wenig fertig machen, gehen wir Hand in Hand hin.
Er streichelt mit dem Daumen meine Hand, diese vertraute Berührung allein bedeutet mir so viel, in meinem Herzen wird es wärmer.
Wir kommen ins gemütliche Wohnzimmer mit integrierten Essbereich. Auch ist gleich die offene Küche dort.
Der Tisch ist voll mit Essen, frische Brötchen, ein Teller mit Schinken und Käse, Butter, weiche Eier, Marmelade, sogar Nutella. Und noch Orangensaft.
"Wow!", gebe ich nur von mir und staune noch immer. "Danke sehr!" Aus leuchtenden Augen sehe ich Paul an. Dieser erwidert meine Dankbarkeit mit einem einfachen Handabwinken, so als würde er jeden Tag so essen und wäre vollkommen normal. Wär's glaubt.

"Wie geht es dir so in der Schule, Georgie.", fragt sein Vater seinen Sohn, welcher wegen dem Namen tiefer in den Stuhl sinkt. Ich muss kichern, denn das klingt so süß. "Bitte nenn' mich nicht so.", murmelt er schamvoll, dabei laufen seine Backen rötlich an. "Mir geht es eigentlich gut, dank dem da.", er zeigt in einer fließenden Bewegung mit dem Daumen auf mich. "Er zwingt mich Hausübungen zu machen und zu lernen.", mein Freund weitet seine Augen, er sieht seinen Vater mit einem gespielt hilfesuchenden Blick an, weswegen ich lächelnd den Kopf schüttle.
Paul richtet sich wie von Zauberhand getroffen auf und reicht mir seine Hand, vorsichtig ergreife ich sie. Sein starkes Schütteln haut mich fast vom Stuhl, doch ich muss lachen, denn er meint: "Vielen Dank! Ohne dich wäre mein Sohn vermutlich eine Campusaufsicht bei einem schlechten College geworden." George wirft unglaubwürdig die Arme in die Luft, doch dann muss er breit grinsen, wieder einmal darf ich seine bezaubernden Grübchen sehen.

Das restliche Essen verläuft ohne weitere Vorfälle, Paul fragt mich etwas über meine Eltern, ob sie wissen, dass ich schwul bin und besonders, dass mein Freund so ein Dummdödel ist. Darauf kriege ich mich gar nicht mehr ein vor Lachen, besagter Freund verschränkt sichtlich genervt die Arme vor der Brust. Nachdem sein Vater mit mir gelacht hat, entschuldigt er sich aufrichtig und sagt, er meine es nicht ernst. George beruhigt sich darauf wieder einigermaßen, zumindest soweit, wodurch er weiter essen kann. In die Gespräche baut er sich nicht mehr ein.

Nachdem Paul alles abgeräumt hat, auch nach mehreren Versuchen meine Hilfe anzubieten, hat er widersprochen und alles selbst gemacht. George und ich gehen wieder zurück in unser Zimmer.

Offiziell InoffiziellWhere stories live. Discover now