Kapitel 48

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Es war Samstag Morgen, aber mir schwirrten tausende Gedanken im Kopf herum. Alles hing jetzt davon ab, ob die Firma von Dad pleite ging. Zur Sicherheit hatten Alan und ich aber trotzdem vor, nach einem Abendjob zu schauen.

Erstmal brauchte ich aber frische Luft und das konnte ich gleich mit einer Gassi Runde mit Molly verbinden.
Ich zog mir eine Jeansjacke über mein Top, da es draußen sehr mild war, nahm die Haustürschlüssel und ging nach draußen.

Beim Spaziergang passierte nichts spannendes, Molly schnüffelte, bekam ihren Auslauf und erledigte ihr Geschäft.
Vor unserem Vorgarten blieb ich stehen, da Daniel gerade aus seiner Villa kam.

Er lief lächelnd auf mich zu, schlang seine Arme um meine Hüfte und küsste mich.
"Was ist los?" fragte er auf einmal, als er bemerkte, dass ich nicht ganz bei der Sache war und mich etwas bedrückte.

"Ist es wegen gestern?" hakte er einfühlsam nach.
Ich nickte und erzählte ihm, was mein Vater gesagt hatte und das er wahrscheinlich bald keinen Job mehr haben wird.
"Ich habe Angst, dass wir nicht über die Runden kommen" schloss ich meine kleine Rede.
Daniel sah gar nicht so besorgt, wie ich aus. "Mach dir keine Sorgen, es ist ja noch gar nicht sicher, dass er seinen Job verliert. Außerdem findet er bestimmt schnell einen neuen."
Skeptisch sah ich ihn an. "Uns wird bald das Geld ausgehen Daniel!" machte ich ihn noch mal die Fakten klar, aber er zuckte nur mit den Achseln.

"Ich kann euch dann mit unserem Geld versorgen."
Mit großen Augen sah ich ihn an. Das war sehr nett, aber so tief würden wir nicht sinken.
"Das geht auch nicht auf Dauer..."
"Wir haben genug Geld"
"Das weiß ich!" schnaufte ich. Wollte er jetzt bloß ewig schön ins Licht rücken, dass SIE ja genug Geld hatten!?!??

"Das will ich aber nicht!" sagte ich nur mürrisch.
Mit gerunzelter Stirn suchte er meinen Blick. "Nimm es ruhig an Alissa, ich kann mir vorstellen, dass das dir jetzt zu schaffen macht, aber lass dir von mir h-"
"Du weißt nicht wie das ist, ihr habt ja genug Geld! " brach es aus mir raus.
Daniels Miene verfinsterte sich schlagartig."Wie meinst du das?" sagte er mit einer Stimme, die mir ein Schauer über den Rücken jagte. Nicht weil es ein wohliges Gefühl war, sondern weil er es ziemlich bedrohlich gesagt hatte.

"Du musstest dir noch nie wegen Geld sorgen machen!" rief ich aufgebracht. Er verstand meine Situation nicht. Ich stellte mir schon die Schlimmsten Szenarien vor und er spielte es herunter!!
Was, wenn wir nicht genug Geld für drei Personen verdienen würden uns aus unserem Haus raus mussten!?

Meine Augen blitzten wütend, er sah genauso sauer zurück.
"Ach vergiss es!"zischte ich, drehte mich um und zog Molly hinter mir her.
Bevor ich die Haustür aufschloss, sah ich noch mal zurück. Daniel war weg und ich hörte sogar bis hier die Tür zu knallen.

Den Rest des Wochenendes verbrachte ich schlecht gelaunt Zuhause. Ich war schon gespannt, wie er sich am Montag verhalten würde, wer weiß, vielleicht sah er einfach über unseren kleinen Streit hinweg. Oder er war immer noch sauer. Was ich gar nicht verstand, denn aus meiner Sicht musste ich sauer sein.

Jedenfalls ging ich mit Alan am Montag morgen zu Daniels Garage und Daniel WAR noch wütend. Hätte ich mir denken können, wir waren beide etwas trotzig und stur.
Als er mich ansah blitzte aber auch kurz Enttäuschung auf. Komplett verwirrt stand ich stocksteif da, als er auf mich zu kam. Würde er mich trotzdem küssen? Oder gar nichts machen?

Er sah immer noch nicht glücklich wegen unserer Meinungsverschiedenheit aus, aber er umarmte mich. Zögerlich erwiderte ich die Umarmung und stieg zu Alan auf den hinteren Sitz. Mein Bruder sah müde aus und schien nicht zu bemerken, dass bei meinem Freund und mir die Spannung in der Luft lag.
Kein Wunder, während ich gedankenverloren in meinem Zimmer hockte, hatte sich Alan nach einem kleinen Job umgesehen und eine Arbeit in einer Bar gefunden.

In der Schule angekommen hielten Daniel und ich nicht Händchen, liefen aber nebeneinander. Das Thema von gestern war noch nicht ausdiskutiert.
Als Maya und Jess auf uns zu kamen, sah er mich kurz an und ging mit Alan zu seinen Kumpels.

"Hey Süße!" rief Jess und umarmte mich nach Maya ebenfalls.
"Oh, du siehst gar nicht fröhlich aus, mal davon abgesehen, dass Montag ist..." stellte Maya fest.
Ich seufzte. "In der Pause! "

In der ersten Pause zogen wir uns dann auf den Schulhof in eine Ecke zurück.
Ich erzählte ihnen von der Auseinandersetzung am Samstag morgen, geduldig hörten sie zu.
"Ich verstehe einfach nicht, warum er so ausgerastet ist!" brummte ich missmutig.

"Ausrasten? So wie du es geschildert hast, bist du mehr augerastet!" Jess stimmte mit einem kräftigen Nicken Maya zu.
"Ihr versteht das nicht..." murrte ich.
Jess seufzte und legte einen Arm um meine Schulter. "Süße kann es sein, dass du deine Tage hast? Man merkt es dir echt an, du bist total gereizt. "
"Kann sein..." murmelte ich.
"Du musst dich bei Daniel entschuldigen!" Maya machte mir eindeutig klar, dass sie diesmal nicht auf meiner Seite standen. Sie fanden, ich hätte ihn nicht gleich so anschreien sollen, obwohl er nur helfen wollte. Aber mein Trotz verbietete es mir, mich zu entschuldigend.

Den Rest des Schultages gingen Daniel und ich distanzierte miteinander um und er machte heute auch keine Witze.
Meine Freundinnen hatten mich noch die nächsten Stunden bearbeitet und gesagt, dass ich wegen meinen Mädchenproblemen überreagiert hatte. Nach Schulend machte ich es dann auch endlich: mich entschuldigen. Zumindest versuchte ich es, aber schaffte es nicht so richtig.

Ich stand vor ihm und er sah mich abwartend an, aber ich brachte es nicht raus. Ich wollte und musste mich nicht entschuldigen!

Letztendlich standen wir circa 2 Minuten direkt voreinander, aber keiner sagte was.
Daniels Blick hielt mich in seinen Augen gefangen, als er als erstes die Stille unterbrach.
"Weißt du Alissa, meine Eltern haben sich das Geld auch hart erarbeitet...." sagte er leise. Seine Augen funkelten. Ich kannte ihn schon so gut, dass ich die Spur Verletztheit darin erkannte.
"Das habe ich auch nicht gesagt! " versuchte ich mich zu verteidigen.
"Du hast es aber gedacht. Denkst du echt, ich bin so ein verwöhnter Kerl, der nichts von Sparen versteht??" fragte er kalt.
"Ehrlich gesagt-ja! Ihr habt doch Geld im Überfluss!" rief ich.
Daniels Blick verfinsterte sich noch mehr, wenn überhaupt möglich. "Also geht's hier nur ums Geld?!"
"Ja, bei uns grad schon!"
"Schön!" rief er.
Ich schrie genauso zurück: "Schön!"

Ich verstand nicht, warum dieses Thema gerade bei uns so einen Streit auslöste. Eigentlich war es lächerlich, dass wir beide uns so anschrien, aber ich würde nicht die erste sein, die nach gab.

Daniels Blick wurde so undurchsichtig wie in den ersten Tagen, wo wir uns kennen gelernt hatten. Ich hasste diesen Gesichtsausdruck. Er war kalt und desinteressiert. Und machte mich rasend.
"Ich dachte du wärst anders..." flüsterte er enttäuscht und zornig.
"Und du bist verwöhnt!" schrie ich in meiner Wut. Was ich aber besser nicht hätte sagen sollte.

Daniel verschloss sich sofort und sah mich so abschätzig an, wie noch niemand zuvor. Er hatte mich noch nie so angesehen. Vor Wut kamen mir fast die Tränen.
"Du denkst nur an Geld, oder? Wahrscheinlich wolltest du von Anfang an nur mit mir zusammen sein, wegen unserem Geld. Das ist ERBÄRMLICH!" sagte er monoton.
Jetzt kamen mir wirklich die Tränen.
Aber vor Traurigkeit. So kannte ich Daniel gar nicht. Noch nie sah er so abweisend aus.

Als er sich umdrehte und mich stehen ließ, rann eine stumme, kleine, dumme Träne über meine Wange. Er hatte mich erbärmlich bezeichnet! Gut, ich hatte auch die falschen und gemeine Sachen gesagt, aber das er jetzt wieder SO war...
Wie konnte er mich nur beschuldigen nur mit ihm zusammen sein zu wollen, wegen dem Geld!!??!

Und dann kam ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt