Kapitel 10

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Den Sonntag verbrachte ich größtenteils mit Alan und meinem Dad. Zumindestens den Mittag und Abend. Am Morgen war ich zu nichts anderes fähig, als zu schlafen, mich von gestern Abend zu erholen, Kopfschmerztabletten zu nehmen und mit meinem Bruder Bil im Ausland kurz zu telefonieren.

Nachdem ich am Mittag etwas Klavier gespielt und mit Molly gassi war, sah ich mit meinem Dad Fernseher und redete einfach über alles mögliche. Sonntag war sein einziger freier Tag in der Woche und den wollte ich auch so gut wie möglich immer mit ihm nutzen.

Ansonsten sah ich ihn Samstags und unter der Woche eigentlich nur zum Frühstück und Abendessen.
Aber daran war nichts zu ändern. Er verdiente das Geld, damit Alan und ich glücklich sein konnten.

Am Montag morgen war ich gar nicht scharf auf die Schule. Vorallem hatte ich keine Lust Daniel wieder zu sehen. Ich war doch am Samstag vielleicht etwas zu weit gegangen, aber zum Glück hatte er immerhin nur gelacht, als ihm der Drink im Gesicht gelandet ist. Trotzdem betrat ich etwas misstrauisch den Klassenraum. Ersten zwei Stunden Mathe, danach Sport. Jippi!

Kurz vor Unterrichtsbeginn setzte sich wie üblich Daniel hinter mich. Mir entgangen nicht die Blicke der ganzen Mädchen. Heute sah er mal wieder besonders gut aus. Falls das überhaupt noch möglich war.

Überrascht sah ich zu Rebecca, als diese mich anstubste. Wir hatten ein neutrales Verhältnis zueinander und normalerweise redeten wir fast nie.
"Warst du vorgestern auch auf Daniels Party? Die war so cool!"
Ich nickte bloß und hörte dem Lehrer zu.

Lange ging das nicht gut, da hatte Daniel mit dem Finger schon in meinen Rücken gepiekst.
Ich drehte mich langsam um und sah in seine grinsende Visage.
"Jetzt hast du mir schon zwei T-Shirts versaut. Du bist mir was schuldig"
"Ich bin dir gar nichts schuldig" schnaufte ich und drehte mich wieder nach vorne.
Eingebildeter Kerl.

Ich lief gerade als letzte in die Sporthalle, Jess und Maya waren schon drinnen.
Vor mir hielt Daniel mir die schwere Tür auf.

Jonathan wartete drinnen auf ihn.
Verwundert blieb ich stehen.
Als er sie immer noch aufhielt zuckte ich mit den Schultern und wollte hindurch laufen. Ich hatte ernsthaft gedacht, Daniel würde einfach nett sein. Da hatte ich mich geschnitten. Nur wenige Millimeter vor meiner Nase fiel die Tür zu. Genau als ich reinlaufen wollte, hatte er absichtlich die Tür zufallen lassen und hätte mir somit fast meine Nase gebrochen. Na danke aber auch.

Daniel lachte und Jonathan schien es ebenfalls wahnsinnig witzig zu finden, dann waren die beiden verschwunden. Ha ha ha.
Wütend wollte ich gerade selber endlich rein gehen, als Chris hinter mir auftauchte. Über seine Schulter hatte er die Sporttasche geworfen.
Er schlang seine Arme um meine Hüfte und vergrub sein Gesicht in meinem Haar.

Mich hatte es schon oft gewundert, warum er mich nicht nach Daniel fragte, aber jetzt hakte er tatsächlich nach. Aber nur vage.
"Wer ist eigentlich der Junge, mit dem du so oft sprichst? " fragte er.
Pff, von sprechen konnte nicht die Rede sein. Eher angiften.
Er war der widerlichste, abscheulichste, nervigste und arrogantes Typ den ich kannte. Aber sobald ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, überschattete alles plötzlich das Bild vor meinem inneren Augen. Wie ich und Daniel am Samstag abend eng getanzt hatten. Zugegeben auch im nüchternen Zustand hatte es mir immer noch nachträglich gefallen....aber ansonsten war er echt ein Vollidiot.

Ich sagte ihm nur wie er hieß und wunderte mich, das er nicht einmal eifersüchtig zu sein schien.
Aber gut, zwischen uns lief es gerade wirklich nicht so gut. Das musste ich ändern, Chris war mir schon wichtig, wir kannten uns schon eine ganze Weile.

Er wollte schon an mir vorbei rein gehen, als ich ihn noch an der Schulter zurück hielt.
"Willst du nicht nach der Mittagsschule mit mir mit nach Hause kommen?" bot ich ihm an. Wir verbrachen gerade viel zu wenig Zeit zusammen.

Er lächelte kurz und nickte dann. "Klar. Warte einfach nach der Schule am Pausenhof auf mich" Ich nickte und ging dann mit ihm rein. Vielleicht hielt das endlich mal unser Außeinanderleben auf.

So kam ich erst ziemlich spät in der Umkleide an und alle waren schon weg. Das hieß Frau Lücke war längst da, ansonsten hätten Jess und Maya auf mich gewartet.

Schnell schlüpfte ich in mein Top und die kurze Shorts. Noch die Turnschuhe, dann war ich fertig. Ich sollte mir langsam echt mal abgewöhnen zu spät zum Unterricht zu kommen.

Als ich als letzte in die Halle trat, merkte ich wie alle aufsahen. Vorallem die Blicke der Jungs spürte ich auf mir. Das war mir mehr als unbehaglich und schnell ging ich zu ihnen. Ich war nicht wie Selena oder Madison, die dies sicher genießen würden.

"Schöne Beine" hörte ich auf einmal eine tiefe Stimme gegenüber von mir sagen. Bevor ich in seine dunkelbraunen Augen sah, wusste ich schon, dass es Daniel war. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu.
Frau Lücke schien nichts mitbekommen zu haben und rief nur "Ruhe!"

Sie fing an von einem Projekt zu reden, dass ein 2 Monate gehen würde. Oh nein, ich hasste Projekte.
"Die nächsten Wochen wird es hauptsächlich um Ausdauer, Kraft und Fitness gehen. Wir werden zweier Teams bilden, die auch so die ganze Zeit über bleiben werden."
Sofort fingen die ersten Mädchen an untereinander zu tuscheln, wer mit wem machen würde. Sofort unterbrach Frau Lücke uns. "Es wird ein Junge mit einem Mädchen machen." Sofort erhoben sich die ersten Proteste ."Basta! Der Junge schlüpft in die Rolle des Trainers und macht Sachen vor. So kann er euch besser unterstützen. " Na super, nur weil wir die Schwächeren waren....
"Ich werde immer rum gehen, zuschauen was ihr macht und wie ihr miteinander arbeitet. Das gibt dann die Note"
Jear, wie schon gesagt, SUPER Projekt.
"Also ich teile euch jetzt zu...
Rebecca, du mit Joe, Maya mit Maik, Lia mit..." fing sie an.
Als Daniel sich erhob hätte ich ihm am liebsten eine geklatscht. "Frau Lücke! Ich möchte mit Alissa machen!" meldete er sich freiwillig. Im Gegensatz zu Selena, die neidisch zu mir rüber sah, wirkte Frau Lücke total begeistert, dass er sich freiwillig gemeldet hat. Und stimmte zu.
"Super" Daniel grinste vom einen Ohr zum Anderen und kam auf mich zu.
Loch, bitte tu dich auf.

Und dann kam ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt