Kapitel 19

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Nach der einen Stunde Deutsch mit unserem Klassenlehrer, warteten Jess und Maya noch an der Tür auf mich.
Ich musste noch das mit dem schwänzen gestern klären.

Ich hatte zum Glück keinen allzu großen Ärger bekommen. Meine Freundinnen hatten einfach behauptet mir ist schlecht geworden. Ich meinte dann einfach, dass Daniel mich nach Hause brachte und damit war die Sache erledigt.

Auf dem Weg zur letzten Stunde Chemie, war Maya total aufgeregt. Sie konnte das in der Mittagspause immer noch nicht glauben. "Das war ja abgefahren. Der ist völlig scharf auf dich! Der will dich!" kreischte sie aufgeregt herum. Ich versuchte sie zu beruhigen und ihr einzureden, dass das völliger Schwachsinn war und atmete erleichtert auf, als wir die Laborräume betraten.

Einerseits freute ich mich als unsere Chemie Lehrerin verkündete, dass die Phase mit den Laborpartnern nun vorbei war, anderer seits fand ich es insgeheim auch nicht so super toll. An Daniel als
Sitznachbar hatte ich mich langsam gewöhnt.

Als er sich neben Dilan setzte und ich mich neben Jess, zwinkerte er mir zu.
"Schade Süße, jetzt ist die tolle gemeinsame Zeit von uns vorbei"
Ich musste ein lachen unterdrücken und verdrehte dann nur die Augen, da er mich schon wieder Süße genannt hatte.

Am Ende der Stunde mussten meine beiden Freundinnen noch etwas mit der Lehrerin wegen einer Präsentation besprechen und ich ging schon mal raus und versprach auf sie zu warten.

Ich legte meine Tasche auf den Boden im Flur ab und lehnte mich gegen die Wand.
Auf einmal spürte ich eine warme, große Hand in meiner und wurde von Daniel ein paar Meter weiter in den Putzraum gezogen. Ich war so überrascht, dass ich mich mitziehen ließ.

Mit seinen Armen stützte Daniel sich links und rechts von meinem Körper ab.
"Da bist du ja...." murmelte er.
Wir standen so nah beieinander und die Spannung zwischen uns war riesig. Mein Herz raste.
Als sich unsere Blicke trafen, sah ich in glühende Augen. Er senkte den Kopf und ich vergaß fast zu atmen. Fasziniert beobachtete ich wie sich seine Lippen langsam zu einem Lächeln formten.

Näher konnte er mir gar nicht mehr sein.
Stumm sahen wir uns eindringlich an.
"Du stehst auf mich." sagte er dann plötzlich und seine Augen leuchteten.
Meine Stirn kräuselte sich und schnell schüttelte ich den Kopf. Pff, wie kam er denn darauf!?
"Ich weiß es...leugnen ist zwecklos...." flüsterte er an meinem Hals und eine Gänsehaut erfasste meinen ganzen Körper.

Langsam fuhr er meinen Arm hinauf bis hin zu meinem Nacken. "Du hast wunderschönes Haar..."
"Was?" Meine Stimme war fast nur noch ein Piepsen. Wir waren uns noch nie zuvor so nah.
"Nichts..." Er strich mir über meinen Hals und schob seine Finger in mein Haar, bevor ich sie im nächsten Moment an meinem Hinterkopf spürte. Wollte er mich küssen?
Ich öffnete leicht die Lippen und wartete. Er suchte meinen Blick und kam langsam näher. Meine Augen waren auf seine vollen, perfekt geschwungenen Lippen gerichtet....
Es klopfte an der Tür.

Ich hielt die Luft an, als ich Mayas Stimme hörte. "Alissa? Bist du da drinnen? Können wir gehen?"
Daniel sah mich an und machte immer noch keine Anstalten zurück zu weichen. Unsere Oberkörper berührten sich. Plötzlich war mir das zu nah und ich legte zögerlich meine Hände auf seine Brust. Ich drückte ihn leicht weg und seufzte. Einen unpassenderen Moment hatte sie sich ja nicht aussuchen können....
Ich sah noch einmal kurz zu Daniel und öffnete die Tür.

"Ah da bist du j-" Sie verstummte schlagartig als sie einen grinsenden Daniel hinter mir vorfand. Mit riesigen Augen sah sie ihn an.
Meine Wangen wurden vor Peinlichkeit rot. Im Gegensatz zu Daniel. "Ja, du hast gerade gestört..." beantwortete er Mayas unausgesprochene Frage, schob sich vorbei und zwinkerte mir noch einmal zu, bevor er verschwand.
Ohne es zu wollen, machte sich Enttäuschung in mir breit und ich sah ihm nach.
Ich konnte es nicht fassen, dass ich ihn tatsächlich gerne geküsst hätte.

Nachdem Maya ihren Mund endlich wieder zu bekommen hatte und Jess informiert war, bombardierte sie mich mit Fragen.

"Man, er hat mich total überfallen und da rein gezerrt Maya!" stöhnte ich. Alles ging echt ziemlich schnell.
Zum Glück konnte ich sie nach mehreren: "Da ist nichts zwischen uns passiert! " abwimmeln und kam etwas verspätet nach Hause an.

Ich wunderte mich den ganzen Tag, während ich in meinem Zimmer war, dass Alan mich wegen Daniel in der Mensa nicht ansprach. Daniel saß eigentlich ja nie bei uns.

Vermutlich hatte er meinem Bruder irgendeine gute Lüge aufgetischt.
Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass Alan es nicht gut finden würde, wenn ich mich zu Daniel hingezogen fühlen würde oder wenn Daniel etwas mit mir anfing.
Eigentlich sprach ich heute allgemein nicht viel mit Alan, bis er am Abend in mein Zimmer kam und fragte, ob ich mit auf eine Party kommen würde.

"Ich geh mit den Jungs da in die Disco in der Stadtmitte" meinte er.
Ich schüttelte den Kopf. Ich war nicht so ein ständiges Partygirl und hatte heute keine Lust.
Nachdem ich Alan abgesagt hatte, spielte ich etwas mit Molly, aß mit meinem Dad zu Abend und schrieb dann mit Daniel.

Willst du echt nicht mit auf die Party?

schrieb er mich an und schickte dahinter ein Smiley mit einem Schmollmund.

Ne, ein andermal.

Da würde er mich nicht umstimmen können.

Mh, schade. Dann versprich es aber....

Gut versprochen. Ich komm bei der nächsten mit.

Nachdem ich das auch schon getippt hatte und er zufrieden schien, verabschiedeten wir uns und ich schrieb meinen Freundinnen, ob sie nicht bei mir übernachten wollten. Maya hatte leider keine Zeit, aber eine halbe Stunde später war Jess auch schon da.
Wir machten eine Filmenacht und legten uns dann schlafen.
Jess schlief sofort ein, aber ich starrte noch ewig an die Decke und konnte nicht schlafen. Ununterbrochen sah ich aus dem Fenster zu Daniels Zimmer rüber um mit zu bekommen, wann er wieder Zuhause war. Wer weiß, vermutlich schleppte er irgend ein Mädchen ab.
Ich seufzte und raufte mir die Haare. Das sollte mir eigentlich egal sein, war es aber nicht.
Ich durfte mich aber nicht zu so einem Bad Boy hingezogen fühlen!

Ich hatte das Gefühl Stunden wach gelegen zu haben, als ich in Daniels Zimmer Licht angehen sah. Es musste schon früh am Morgen bald sein, aber morgen war Wochenende.
Ich glaubte festzustellen, dass Daniel allein in seinem Zimmer war und als dort das Licht ausging, schlief ich auch endlich ein.

Und dann kam ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt