Kapitel 4

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Ich sah nach rechts, als ein schwarzes Auto langsam neben mir her fuhr.
Kein anderer als Daniel sah heraus.
Bestimmt war es sein eigenes Auto, so viel Geld wie der besaß.
Ich hatte kein Auto, wobei ich aber noch nicht einmal einen Führerschein besaß.

"Willst du mitfahren?" fragte er und zog an seiner Zigarette. Er rauchte tatsächlich im Auto!

"Nein danke, da würde ich lieber sterben!" schnaubte ich und lief weiter.

Er zuckte mit den Schultern und brauste an mir vorbei. Nie und nimmer würde ich bei dem einsteigen! Wer weiß wo der mich hinfahren würde, ich vertraute ihm nicht...

Der Schultag fing schon wieder super an, mit 2 Stunden Chemie. Jippi!
Daniel saß schon auf seinem Platz und nachdem ich meine beiden Freundinnen umarmt hatte, setzte ich mich widerwillig neben Daniel. Ich konnte ihn einfach nicht ausstehen. Abgesehen von seinem guten Aussehen...

Während wir was an der Tafel abschreiben sollten, spürte ich auf einmal Daniels warmen Oberschenkel an meinem. Ich zuckte zusammen und zog meinen schnell weg.

Musste er immer jede anmachen? Er erhöhte es noch und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Sofort schüttelte ich sie ab. Es gab genügend Mädchen, bei denen er das machen konnte, aber bei mir nicht!
Zum Beispiel bei Selena, die mich seit gestern schon mit neidischen Blicken tötete, nur weil ich neben ihm sitzen DURFTE.

Jess und Maya, die hinter mir saßen, sahen mich hingegen mitleidig an. Ich warf ihnen einen hilfesuchenden Blick zu und schob noch einmal Daniels Hand von meinem Oberschenkel weg.
"Lass das!"

"Ach komm, dir gefällts doch" meinte er grinsend.
"Du kannst mich mal!" sagte ich sauer und wendete mich wieder meinem Text vor mir zu.

Trotzdem sah ich leider aus dem Augenwinkel, wie Daniel eine Hand an sein Herz legte und gespielt kindisch "Oh nein!" rief.

Den Rest der Stunde ignorierte ich ihn dann, obwohl ich mehrmals bemerkte, wie er mich von der Seite betrachtete.
Auf einmal fragte er: " Warum bist du eigentlich mit diesem Volltrottel zusammen?"

"Chris ist kein Volltrottel" verteidigte ich meinen Freund sofort.
"Oh doch. Vergleich doch mal zum Beispiel mich und-"
"Halt die Klappe, das geht dich nichts an!" redete ich ihm dazwischen und zählte die Minuten bis zur Pause.

Am Ende der Stunde, wollte ich aufstehen um schleunigst von ihm weg zu kommen, dabei stolperte ich über etwas, dass stark nach Daniels Bein aussah.

Kurz bevor ich auf den Boden aufgekracht wäre, fing mich Daniel auf und grinste mich an.
"Nana, pass auf Schätzchen, wo du deine Füße hinsetzt. "

Seine Hände lagen auf meinen Hüften und unsere Nasen berührten sich fast.
Ich war in seinen Augen gefangen, während ich seine Wärme spürte.
Sprachlos sah ich ihn an. Dann konnte ich mich endlich losreisen und stellte mich wieder richtig hin.

"Was sollte das?" fragte ich schnippisch. Es war offensichtlich, dass er mir das Bein absichtlich gestellt hatte.

"Ich hab dich aufgefangen, bevor du Schussel Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hättest" erwiderte er mit einem selbstgefälligen Grinsen.
"Vollidiot! " Ich drehte mich um und wollte nur noch aus seiner Nähe verschwinden, aber er hinderte mich dran. Fest hatte er mein Handgelenk mit seiner starken Hand umschlossen.
"Willst du dich nicht noch bedanken?" fragte er verschmitzt. Fassungslos starrte ich ihn an und konnte in seinen Augen etwas aufblitzen sehen. Er hatte hier an der ganzen Situation Freude daran!

Ich zeigte ihm den Mittelfinger und wollte mich losreisen, aber sein Griff war so fest wie ein Schraubstock.
"Ouuu, da ist jetzt eine sauer..."

"Lass mich los!" fauchte ich genervt.
"Erst wenn du dich bei mir bedankt hast!" meinte er amüsiert über meine schwachen Bemühungen mich los zu reißen.
"Warum bist du so ein Arsch?" fragte ich zickig.
Er schien prächtig Spaß zu haben und am liebsten hätte ich ihm das breite Grinsen aus dem Gesicht gewischt.
"Jeder muss doch ein Spezialgebiet haben..."

"Du jedenfalls beherrscht deins großartig" schlug ich gleich zurück.
Ich war die Sorte Mädchen, von der Daniel glaubte, sie leicht herumkommandieren und einschüchtern zu können. Da hatte er sich aber geschnitten. Nicht mit mir!

In dem Moment erschien Jess noch einmal im Türrahmen und schaute in den nun leeren Laborraum. Unsere Lehrerin war noch im Nebenraum, ansonsten waren Daniel und ich die Letzten.

Ich war gerade ziemlich erleichtert Jess zu sehen, die fragend zu mir und Daniel sah. "Kommst du Alissa?" Sie und Maya hatten bestimmt schon eine Weile vor der Tür auf mich gewartet.
Daniel sah mich immer noch abwartend an und schien mich wirklich nicht los lassen zu wollen. Ich war gerade so stinksauer auf ihn, dass ich ihm am liebsten eine runter gehauen hätte.

"DANKE!" zischte ich ironisch und gab mich somit wiederwillig geschlagen. Er grinste zufrieden und ließ mich endlich los. Schnell lief ich Jess nach.
"Was war das den gerade? " fragte sie irritiert. "Keine Ahnung, bei dem stimmt was nicht" meinte ich mürrisch.

Nach diesem ätzenden Schlagabtausch war ich total fertig und genervt und winkte einfach ab, als Chris in der Pause zu mir kam und sich entschuldigte, dass er gestern mich so gedrängelt hatte. Ich gab ihm einen kurzen Kuss.

Ich war ziemlich erleichtert als endlich die letzten zwei Stunden an standen. Nur leider war Chris nicht in meiner Sportgruppe.
Maya, Jess und leider Daniel schon.
Unsere Sportlehrerin hieß Frau Lücke und blöder Weise hatten Mädchen und Jungs ab der 9. Klassenstufe zusammen Sport.
Ich wartete mit Maya und Jess auf der Bank auf die anderen Schüler und nach kurzer Zeit kamen die Jungs auch endlich in die Halle. Da sollte nur noch einmal jemand sagen, dass Mädchen länger brauchten...
Als Daniel die Halle betrat konnte man förmlich spüren, wie jedes Mädchen die Luft anhielt. Sogar ich konnte den Blick nicht von ihm wenden, obwohl ich einen Freund hatte. Chris sah auch gut aus aber man musste schon zugeben, dass Daniel wirklich verboten gut aussah. Nicht, dass es in unserer Klasse nur schlecht aussehende Typen gab, aber neben Daniel verblasste wirklich jeder. Sogar Jonathan der ganz ok aussah und neben dem Macho lief, wirkte schmächtig und nicht so männlich.

Daniel trug eine kurze, knielange Sporthose, wodurch man seine durchtrainierten Beine sah und ein weißes Shirt. Es lag eng an und seine Oberkörper Muskeln stachen perfekt hervor. Nicht zu vergessen auch seine breiten Schultern und die Oberarme.
Er sah wirklich heiß aus. Was aber sofort durch seinen ekligen Charakter zu nichte gemacht wurde.

Frau Lücke forderte alle auf sich mit Joggen aufzuwärmen und Daniel und die anderen Jungs rannten sofort los.
Erschrocken zuckte ich zusammen als Daniel mich leicht anrempelte.
"Nicht sabbern Süße!"
"Bei deinem Anblick könnte ich eher kotzen!" gab ich zurück. Er lachte nur und rannte weiter.
Ich sah wie er an Selena vorbei rannte und ihr zu zwinkerte. Diese lächelte verführerisch zurück.
Ich schüttelte angewidert den Kopf und rannte mit Maya und Jess los.

Als ich nach der Schule in meinem Zimmer war, checkte ich die neusten Handynachrichten. Chris hatte mir mal wieder geschrieben.
Er wollte sich treffen.
Ich mich nicht. Er war in körperlichen Dingen schon immer etwas übereifrig und ich hatte jetzt keine Lust ihn heute wieder abzuweisen.
Außerdem wollte ich mir einen schönen Nachmittag mit einem Buch machen oder etwas Klavier spielen. Ich ging hinunter und sah gerade Alan sein Biologie Buch zu klappen und sich gestresst die Haare raufen. Neben ihm lag sein Handy.
"Stress in der Schule?" fragte ich ihn. In den Pausen, außer in der Mittagspause in der Mensa, sah ich ihn eigentlich fast nie. Daniel auch nicht, er hing gerade immer mit meinem Bruder, Jonathan, Jeffrey und Dilan irgendwo ab. Vermutlich waren sie in der Raucherecke.
"Ja und Madison nervt mich wieder." antwortete Alan missmutig. "Übrigens, die Jungs kommen nachher, Daniel auch."
"Oh super." sagte ich nicht sehr begeistert. Mir passte es gar nicht, dass er mit Daniel befreundet war, aber was sollte ich schon machen?
"Weiß Dad davon?" fragte ich nach, in der Hoffnung, dass es ihn stören würde und die Jungs draußen was machten.
"Ja, er meinte bloß, wir sollen nicht allzu laut sein."
Ich nickte frustriert und verschwand in mein Zimmer mit meinem Handy. Außer von Chris und meinen besten Freundinnen hatte ich noch eine Nachricht, von einer unbekannten Nummer.

Freust du dich schon mich wieder zu sehen? ;)

stand da.
"Wer bist du?" tippte ich nach kurzem Zögern zurück. Ich hatte keine Ahnung, wer es sein könnte.

Kannst du dir das nicht denken?

schrieb der Unbekannte sofort zurück. Entgeistert machte es klick bei mir.

Und dann kam ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt