Part 55

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Er stand an einer Brücke gerade wie ein aufgestelltes Lineal da. Die Hände tief in den Hosentaschen seiner schwarzen Jeans vergraben. Die Mimik belustigt, amüsiert, fast schon ironisch, dass es nur so triefte. An was er wohl denken musste? Ich wusste es nicht. Er war undurchschaubar, wie eine Mauer. Man hatte keine einzige Möglichkeit ihn zu verstehen. Keine. Der dunkelhaarige, der die Haare von nun an eine Nuance dunkler trug warf den Schlüsselbund in die Höhe, suchte meinen Blick und fing ihn betont lässig mit einer Hand wieder auf. Wo es heute hingehen sollte sagte er nicht - warum auch? Es war ja so ungeheuer cool, mich auf die Folter zu spannen. Ich merkte, dass ihm das Spaß machte.

Das Wasser schmatzte ein letztes Mal gegen den Beton, bis der Motor des Pick Ups brummte, das Wasser übertönte und schon waren auf der mäßig sauberen Windschutzscheibe. Die Gassen und Straßen zogen sich wie Kaugummi, bis wir endlich aus der Stadt waren und wir wieder von zahlreichen Bäumen und holprigen Straßen umgeben waren. Da bemerkte ich direkt vor mir, einen gerauchten Zigarettenstummel. Ehe ich wegsah, schoss mir etwas durch den Kopf. Warum lag auf der Beifahrerseite eine Kippe? Im Augenwinkel sah ich, dass er genau gesehen hat, was ich da tat, doch kein Ton kam ihm über die Lippen. Zögernd fasste ich an den letzten Überrest. Warm, verdächtig warm. Es wäre unlogisch, dass sie von Louis stammte, warum sollte er denn seine Zigarette so weit übers Amaturenbrett schleudern. Eher in irgendeine Ecke pfeffern, aber so gab das augenblicklich ein anderes Bild auf. Was, wenn tatsächlich der Beifahrer oder besser gesagt die Beifahrerin geraucht hat. Wer mochte das sein? Ich spitzte die Nase und stellte ernüchtern und mit einem Funken Erleichterung fest, dass ich keine Spur von Frauenparfum roch. Na ja, wie auch, er kann in der Zeit gelüftet haben und selbst einige geraucht haben, dass man davon nichts mehr roch. Ich klang wie eine eifersüchtige Ehefrau, hör auf so einen Mist zu denken, warnte ich mich selbst und schaltete den rauschenden Radio ein.

Es war deprimierend, nichts mehr von ihm zu erfahren, nein, nicht mehr aufregend wie früher. Da kam mir eine Idee, vielleicht funtionierte es ja anders. Theatralisch seufzte ich und murmelte, "Ich wollte eine Beziehung führen wie jeder andere - ohne dieses dämliche Verstecken." Wurden wir verfolgt oder was?, wollte ich sagen, doch mein Mund blieb stumm. Es war als Verlockung gedacht, damit er seinen Mund aufbekam und vielleicht auf die Zigarette zurückkam. Doch desto mehr tonlos die Zeit verging, um so mehr wuchs mir das über den Kopf. Er schwieg und es machte mich wütend. Fahrig trommelten meine Fingerspitzen klackernd an der Scheibe, an dem die kleinen Regentropfen hinunterflossen wie die Tränen, die ich wegen Harry oder Louis oder wegen beiden vergossen habe. Ich holte tief Luft, wollte neu ansetzten und mit überzeugenden Argumenten kommen, doch irgendwie war nichts mehr da. Die Kraft, die Argumente, die Energie.

Vielleicht wollte ich anfangs nur alles schönreden. Vielleicht bildete ich mir ein, dass alles gut werden würde. Vielleicht habe ich Harry herausgeblendet. Noch im selben Moment stoppte ich den Gedanken. Das war Quatsch, ich habe immer und ständig gedacht. Vielleicht sogar mehr an ihn als an mich? Aus dem jetzigen Zeitpunkt betrachtet hatte ich um ehrlich zu sein keine Ahnung mehr. Noch immer heftete mein Blick eisern auf seinen versteinerten Gesichtszügen, dem kühlen, geraden Blick auf die Straße, als läge nun alles daran sich zu hundert Prozent auf den schwachen Verkehr zu konzentrieren. Blödsinn. Wortlos stellte er die Musik auf maximum, als wolle er damit das Schweigen übertönen - als wäre das seine Antwort. Ich schrie ihn an, er solle mir gefälligst eine Antwort geben, er solle kein Feigling sein. Es kam wie aus der Pistole.

"WEIL ICH DICH LIEBE! ICH HAB KEINE LUST DICH ZU VERLIEREN, VERDAMMT NOCH MAL." Ich zuckte heftig zusammen. Das Auto vibrierte. Der Puls raste. Das Herz klopfte. Der Schnee knackte leise. Mein Atem rasselte. Der Kopf arbeitete - tausend Gedanken auf ein Mal, doch schlussendlich endete der Kreis immer am gleichen Punkt.

War das die Wahrheit?
Oder eine banale Lüge, wie so oft?

A/N: Bonjour, ich hoffe sehr das euch das Kapitel gefallen hat und würde mich sehr über Rückmeldungen freuen. Ich will meinen Schreibstil verbesser, also c'mon, haut in die Tasten guys!!

xo,
Nina ❤

Football TeacherWhere stories live. Discover now