Part 24

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Harry

Letzte Woche wurden wir in ein anderes Land versetzt. Den Namen des Gebietes hatte ich zuvor noch nie gehört. Man sagte uns, es wäre eine Krisenregion. Dort, wo Menschen Tag für Tag um ihr Leben bangten. Angst haben musste, dass man sie ausraubten, sie belästigten, ihnen alles nahm, was ihnen lieb war, die Kinder ermordete. Einfach grausam. Schnell versuchte ich diese erdrückenden Gedanken beiseite zu schieben.

Das Wetter hier war sehr wechselhaft. Es regnete seit drei Tagen ununterbrochen. Mal Platzregen, dann wieder Hagelkörner in Größe eines Tischtennisballes, Blitz und Donner, dass unsere Lager nur so vibrierten und wir Angst haben mussten, dass es die Zelte aus der Verankerung riss oder einfach nur lang andauernder Nieselregen. Und dann, keine zwei Stunden später brannte die Sonne auf unserer Haut, dass es wir förmlich dahinschmolzen.

Ich starrte an die Decke und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf, ließ den vergangenen Tagen Revúe passieren, versuchte gewisse Dinge zu vergessen und wünschte mir, dass die schmerzverzerrten Schreie und die Bilder in meinem Kopf einfach verschwanden. Warum konnte das Gehirn nicht wie ein Handy funktionieren? Einmal den Delete - Knopf betätigen und weg war das Ding.

Jemand zog die Zeltplane auseinander, ehe Johnson zusammen mit Galenhal hereinkam. Oberoffizier Lupi war es, der als letztes unser Zelt betrat, ließ seinen Blick langsam über uns schweifen. Nahm jeden von uns unter die Lupe. Wie ein Adler. Es wurde gesagt, er habe Adleraugen. Bei unserem letzten Einsatz hat er eine im Schlamm steckende Handgranate gesehen, hat einige Soldaten vor schlimmerem bewahrt. Sie war vielleicht nur zu wenigen Millimetern aus dem Boden herausgeragt, so tief und verschlammt war sie. Und doch hat er sie bemerkt, blitzschnell reagiert und gehandelt. Von ihm konnte man sovieles lernen.

Er foderte uns auf, einen Kreis zu bilden. Wir taten wiederspruchslos, was uns aufgetragen war. Das stärkte den Zusammenhalt, meinte mal jemand und seitdem tat das unser Offfizier immer häufiger.

"Wir sind ein Team und müssen zusammenhalten. Wir schaffen das gemeinsam. Wir halten zusammen, handeln füreinander und nicht gegeneinander. Vergesst das nie, Kameraden. Und jetzt geht trainieren und gebt euer Bestes." Er deutete auf Hemsworth, Galenhal und Johnson, befahl ihnen, was sie zu tun hatten. Johnson, die einzige Frau in unserer kleinen sechser - Gruppe.

Talings, der Neue, Scott und ich bildeten die andere Einheit. Unser Weg führte uns etwas abseits vom Lager in ein Gebiet, welches sumpfig war und ich hatte die Befürchtung, Moor befand sich in dem Dümpel. Doch ich hatte Unrecht. Kein Moor, zum Glück. Scott erklärte dem Neuen, wie man sich tarnte, wie man den Gegner ausspielte, wie man sich in einer Extremsituation verhalten sollte. "Handle niemals unüberlegt. Durchdenke alles, was du tust. Erinnere dich an die Regeln und Anweisungen des Truppenführers zurück. Konzentration ist dabei das wichtigste, alles klar?" Ein stummes Kopfnicken folgte. Ich zeigte ihm, wie man seine Waffe richtig zu halten hatte, wie man richtig mit Tarnnetzen umging. Er erinnerte mich ein bisschen an mich selbst, als ich neu war und soviele Dinge vorgesagt bekommen habe, gar nicht wusste, wie ich mir all das merken sollte. Nach und nach wurde es Routine und gehörte dazu. Klar war es nicht so, dass alles immer gleich war, es gab schließlich immer wieder neue, ungewohnte Situation. Doch das wichtigste war dabei einen kühlen Kopf zu bewahren und zu handeln. Es war fatal, nichts zu tun, geschockt stehen zu bleiben, sich nicht vom Fleck zu rühren.

Viele Soldaten verloren dadurch ihr Leben. Nicht zuletzt Dan, mein ehemaliger Mitbewohner. Verdammt, hatte ich ihn lieb gewonnen. Warum war er nur stehen geblieben? Dan wusste ganz genau, was passieren konnte und trotzdem war es geschehen.

"Styles, komm, wir müssen zurück!" hörte ich Scott von Weitem rufen. Zurück am Lager standen bereits einige Soldaten, stiegen in die Wägen. Ein neuer Einsatz also. Wenig spätee wurde uns verkündet, dass in der nächstgrößeren Stadt, circa 20 Minuten entfernt vom Lager ein Scharfschütze eine Kirche in Brand gesetzt hat, darin fand ein Gottesdienst statt. In Windeseile nahm sich jeder seine Waffe und ab ging es auf den Transporter. Sekunden später startete der grollende Motor und es ging los.

Scott mir gegenüber starrte mich mit leerem, ausdrucklosem Blick an. Chawson hingegen ausgeglichener, ja, fast schon gelassener Miene. Was den beiden wohl durch den Kopf gehen mochte?

Wir entfernten und mehr und mehr von der sumpfigen, verregneten Gegend und kamen in ein Gebiet, welches ganz anders war als unseres. Die Straßen hier waren nicht asphaltiert, sondern bestanden aus Sand und grobem Schotter sodass ein Schlagloch das andere jagte. Trockener Staub wirbelte auf, trieben Talings Tränen in die Augen. Die Hitze wurde unerträglich und der Befehl machte daa ganze auch nicht besser. Minuten später kam der Wagen zum Stehen. In sekundenschnelle sprangen alle vom Wagen ab.

"Verteilt euch!" schrie der Truppenführer in die Menge und wir strömten aus. Knallende Schüsse folgten. Hallten wie ein Echo wieder. Immer wieder und wieder fielen Schüsse, unkontrolliert, schnell und direkt auf unsere Gruppe. Es ging alles so rasend schnell. Kameraden fielen zu Boden, sackten in sich selbst ein. Da entdeckte ich einen Schützen, der von einem Fenster eines Dachstuhls schoss.

Das Feuer war eröffnet.

Football TeacherWhere stories live. Discover now