Part 14

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Macht jetzt bitte das Lied an der Seite an. Ich habe es durchgehend während dem Schreiben gehört und jetzt viel Spaß beim Lesen. Widmung geht an @riverrunlou. ♥

Joanna, meine Lieblingsschwester,

ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich diesen dämlichen Brief anfangen soll, wenn ich ganz ehrlich bin. Wie du weißt waren Begrüßungs - Klauseln noch nie meines. Ich sag nur achte Klasse Ms Wickedstone. Gott, war das Horror. Schon bei den aufkommenden Erinnerungen an ihr wutverzerrtes Gesicht, als sie meinen Brief an den Direktor, der damals im Krankenhaus lag, durchgelesen hat, muss ich schmunzeln. Ja, schmunzeln, trotz der aussichtlosen, betrübten Stimmung, die im Lager herrscht. Alle wollen nach Hause, zu ihren Familien, sie wenigstens nur für ein paar Stunden sehen. Um zu sehen, wie es ihnen geht, wie sie jetzt aussehen, wie sie sich verändert haben. Mir geht es nicht anders, Schwesterherz.

Vor einigen Wochen traf mich eine Kugel. Direkt ins Bein, um mich kurz zu halten. Auf die Schmerzen will ich erst gar nicht eingehen, aber nein, nicht das Mom mit Verbandszeug und 'ner halben Krankenwagenausrüstung um die Ecke kommt, mir geht es gut. Zumindest physisch. Himmel, es gibt tausende Beispiele, die ich dir jetzt aufzählen könnte, denen es deutlich schlechter geht, als mir. Glaub mir, es ist wirklich so.

Nun zu dem eigentlichen Grund meines Briefes. Dan, mein zweiter Mitbewohner ist gefallen. Dienstagfrüh, zehn Uhr morgens ein Schusswechsel. Er bekam als einer der erster den Befehl, die bereiten, vorderen Truppen zu unterstützen. Scott und ich sollten wenige Minuten später folgen. Lupi, unser "Chef" kam gerade herein, als wir mit der Ausrüstung, wenn man das so nennen kann, zum vorhin genannten Standpunkt wollen. Kamerad gefallen, war alles was dem Mann über die Lippen kam. Benommen taten wir, was uns aufgetragen wurde. Ohne nachzudenken, ohne jegliche Acht auf uns zu nehmen, ohne richtig mit dem Verstand dabei zu sein. Es gibt nichts schlimmeres, als mit dem Gewissen, dass der Kamerad/Freund oder doch nur der Bekannte gefallen ist, wahrlos zu schießen, schießen, schießen. Und dabei zu wissen das man gerade Menschen umbringt. Einen nach den anderen, Menschen verletzten. Menschen, die du nicht kennst, deren Namen du nicht mal kennst.

Der Schock saß uns noch in den Knochen, als wir die Granaten warfen, Schüsse abfeuerten, den anderen von hinten Schussfeuer gaben. Als die Erde neben uns nur so staubte, uns Tränen in die Augen trieben, andere neben uns fast nacheinander fielen. Lange hatte es kein Ende und ich glaubte zum ersten Mal in meinem Leben, das war's. Jetzt, im Nachhinein, glaube ich, ich war verdammt nah dran. Nah dran, am sterben. Dann wäre ich bei Dan, der einzige positive Aspekt. Mein Gott, fehlt er bei uns. Er und seine dämlich bescheuerten Witze, über die man dann doch lachen musste.

Zwei Tage nach Dan's Tod zog Hemsworth bei uns ein, zog uns noch mehr auf den Boden, trübte die Stimmung mit seinen deprimierten Launen, denen man schutzlos ausgesetzt war und Scott und ich waren fast (!) froh, wenn wir einen Einsatz ohne unseren neuen Mitbewohner hatten. Das er Suizidgefärdet war, war längst kein Geheimnis mehr. Nicht das er es herumrief, als sei er stolz darauf, nein, man merkte es. Sofort, um genau zu sein. Tag für Tag gaben sich Leute die Kugel, um in der bruttonormalen Alltagssprache zu sprechen.

Leute die du kennst, die du gestern noch gesehen hast oder die, deren Gesicht du noch nie gesehen hast. Das letzte war noch das "angenehmste". Aber ich will dich nicht länger mit meinem Gefasel herunterziehen.

PS. Gemmas Brief war länger als eurer, sie hat mir ernsthaft mehr als vier Seiten geschrieben! Krank, oder? Über den Brief von euch habe ich mich jedoch auch gefreut. Ich weiß nicht, wo du den nächsten Brief hinschicken kannst, ich werde bald versetzt, vorraussichtlich in die Ukraine. Aber wie gesagt zu hundert Prozent sicher ist es noch nicht.
Grüß auch Gemma und Mom von mir, ja?

Für immer in Liebe,

Harry

Mit zitternden Händen nahm ich das Kuvert, fühlte einen Gegenstand darin - etwas hartes. Was war das? Irritiert drehte den Umschlug um, sodass die zerrissene Seite auf meine Bett zeigte. Sekunden später fiel etwas kleines, dunkles auf meine fliederfarbene Bettdecke. Ich erstarrte. Eine Patronenhülse. Die Patronenhülse. Noch mehr Tränen schossen mir aus den Augen.

Ein weiterer Tag verging, strich an mir hinüber und ich fühlte mich wie halbtot, wie ein herumirrender Geist, dem etwas fehlte. Eine bestimmte Person. 23 Jahre, hatte bis vor Monaten noch gelocktes Haar, stechend grüne Augen, schmale Figur und ein Grinsen, um das ich ihn benied - Harry.

A/N: SORRY, ein sehr kurzes Kapitel, ich weiß, aber mehr kommt bei mir momentan einfach nicht heraus. Ich hoffe trotzdem auf euer Feedback. :)

xoxo

Football TeacherOnde histórias criam vida. Descubra agora