Part 54

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Ich blinzelte und als ich das grelle Licht meiner Neonlampe erblickte, kniff sofort wieder die Augen zusammen, um mir gleich danach das Kissen auf den Kopf zu knautschen. "Na, recht gut geschlafen?" kam es plötzlich und ich schrack nicht einmal zusammen, war zu müde. Seit wann war er hier? Ich wollte ihn fragen, was er hier suchte, doch mein Mund war viel zu trocken, um auch nur ansatzweise einen Satz hervorzuwürgen. Mir war übel, kotzübel. Ich wollte brechen, schreien, schlafen, nicht reden, nicht zuhören, überhaupt gar nichts mehr. Meine Nerven lagen blank, und das schon um, ein müder Blick auf die Uhr folgte, 12 Uhr. Gott, hatte ich etwa 10 Stunden geschlafen?

"Desinteresse ist die größte Provokation." stellte er kühl fest. In seiner Stimme schwang ein beißender Unterton mit. Doch in meiner jetzigen Situation interessierte mich dieser herzlich wenig. Die Schmerzen zogen sich bis in die Stirn, an der ich mich mit geschlossenen Augen und verzerrtem Gesicht rieb.

"Pf", stieß ich dumpf hervor, versank den Kopf tiefer in den Stoff, kurz davor eines der härtesten Kissen gegen den Älteren zu schmeißen und ihn damit unrealistischerweise aus meinem Zimmer zu katapultieren. Das Stechen, es war wieder da - und wie. Verdammt, ich brauche eine Tablette. Niemals würde Louis jetzt diese Bitte erfüllen. Zuerst quetschte er mich aus, marterte mich und dann, erst dann würde er sie mir vielleicht geben.

"Desinteresse ist die größte Provokation, Kleine." Ich war nicht seine Kleine, schoss es mir durch den Kopf. Irgendwann, nach schätzungsweise zwei Stunden, quälte ich mich aus dem Bett, stöhnte auf. Mir war zum Heulen zu Mute bei dem Gedanken nun Louis zu treffen. Zwar freute sich IRGENDEIN X-beliebiger Teil in mir, aber andererseits wiederrum auch nicht. Ich war hin- und hergerissen, stolperte die Treppen hinunter.

"Morgen", murrte ich meinem Freund zu, exte einen Chai Latte hinunter und sah ihn mit bitterer Miene an. Dieser stierte mich amüsiert an, die Mundwinkel zuckten stetig, die Augen blizten. Er erinnerte mich an Harry, auf irgendeine Weise, doch es war so. Ich wusste nicht, was genau oder welche Fähigkeit die beiden teilten, aber desto mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, umso mehr stieg das Gefühl, die Euphorie. Schlagartig kam mir ein erschreckender Gedanke in den Sinn.

War ich etwa nur deshalb mit ihm zusammen, weil ich einen Teil Harry in ihm fand? Doch im selben Moment stömten tausend Gedanken, die das Gegenteil bewießen in meinen Kopf. Klar, das war Irrsinn, kompletter Irrsinn, war da diese entschlossene, hundert Prozent glaubhafte Stimme in meinem Kopf.

An diesem Dienstag arbeitete ich von eins bis kurz nach sechs Uhr abends. Es war stockdunkel, als ich zu Louis fuhr. In meinem Kopf dröhnte es. Von der Arbeit, dem Stress, den Stimmen der Kinder, der Kollegen, der Eltern. Doch wenigstens war das Kopfweh wie von selbst nach ein paar Stunden weggegangen. Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten. Boulevard of broken dreams drang durch die kleinen Boxen meines Autos und die Melanchonie war kaum noch auszuhalten. Ich seufzte, winkte einen Fußgänger mit Dackel an der Leine rüber und setzte den Wagen wieder in Bewegung, mit Gedanken ganz wo anders. Irgendwo bei Louis und doch bei Harry. Zerstreut wie das Korn auf dem Feld.

Die Tür war angelehnt und mit einem energischen Schritt war ich in der eiskalten Wohnung, in der einzig und allein im Wohnzimmer das Licht brannte. Wie von Geisterhand gesteuert, ging ich zu Louis, der mit trübem, viel zu nachdenklichem Blick, der mir das Herz spaltete.

Mir wurde ganz kalt, als er mich ansah. Diese Leere in seinem Blick, die Gesichtszüge verrieten gar nicht über seine Gedanken. Die Tatsache ließ mich ganz schaudern. Zögernd, obwohl ich es unbedingt tun wollte, ging ich zu ihm, beobachtete, dass er keine Notiz von mir nahm und ich legte mich zu ihm, breitete dabei eine Decke über uns aus und er bewegte sich kein Stückchen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, weil es auf der einen Seite kein Thema zu behandeln gab und auf der anderen würde mich ein Gespräch über meinen Bruder wieder in die tiefe Leere ziehen, die nicht enden wollte. Ich beugte mich vor, atmete den Geruch seines Aftershaves ein, das einfach göttlich roch, spürte die feinen Bartstoppeln an meinem Kinn kitzeln und küsste ihn hingebungsvoll und nahm meine Hände an sein Kinn, zog ihn näher und genoss den Augenblick mit ihm.

A/N: HALLO LEUTE IHR HABT MIR GEFEHLT TBH. Jedenfalls entstand das Kapitel all in all in einer dreiviertel Stunde nach Feierabend, also seid nicht allzu streng pls. Hoffe trotzdem das es euch gefallen hat. :) xx

Schönen 1. Advent nachträglich xo

Football TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt