Part 42

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Es roch nach Fett, frittierten Pommes und abgepackten Burgern, als ich die Treppen zum Bahnsteig hinauflief. Der pure Stress lag in der Luft. Die Bremsen kreischten, als die Reifen des Zuges auf den rostigen Gleisen langsam zuckend zum Stehen kamen.

Leute wurden gedrückt, umarmt, beinahe zerquetscht in der Flut der Gefühle. Evenutell sogar das letzte Mal. Tränen wurden vergossen. Fast so wie bei Harry und mir. Doch das war etwas anderes. Unvergleichlich..

Leute stürmten gehetzt aus dem Zug, wir stiegen ein. Jeder mit anderen Terminen, Meetings im Kopf. Ich hatte auch eins - meins hieß Gemma und ich freute mich wahnsinnig auf dieses Treffen. Viel zu lange war es her seitdem ich sie das letzte Mal gesehen habe. Der feine spitz zulaufende Zeiger meiner silbernen Armbanduhr sprang auf halb zehn. Um diese Uhrzeit gab es gewöhnlich den Ausflug zum Spielplatz mit den Kleinen - jetzt dagegen saß ich im Zug. Nach Manchester. Eineinhalb Stunden Fahrt würden auf mich warten. Genug Zeit um über alles nachzudenken und einen klaren Kopf zu kriegen. Über alles, pff, fast hätte ich gelacht. Ich würde sowieso nur über ihn nachdenken.

Eine Gruppe Männer mittleren Alters gesellte sich zu der Vierer Sitz Plätzen direkt vor meinem und ich vernahm bereits jetzt die penetrante Fahne von Spirituosen. Es wurde angestoßen, Flaschen klirrten gegeneinander und man könnte meinen, man befände sich in einem fahrbaren Wirtzhaus. Der Zug setzte sich ruckelnd in Bewegung bis er dann leise in die Schienen glitt. Abermals fiel mein Blick auf die Männer, denen es anzusehen war, dass das hier nicht der letzte Alkohol war, den sie an diesem Tag zu sich nahmen. Der erste Scotch wurde geleert und mir war klar, dass das hier keine besonders ruhige und stille Fahrt werden würde. Unauffällig blickte ich mich um und stellte zerknirscht fest, dass alle anderen Plätze hinter mir restlos belegt waren. Abgesehen von dem scharchenden Mann, der mir halb geöffneten Augen in seinem Sitz döste, aber darauf war ich ebenso nicht wirklich scharf. Aus meiner vollbepackten Handtasche kramte ich meine Kopfhörer und stöpselte sie an mein Handy. Time dröhnte binnen Sekunden durch die Hörer. Ich liebte es, das Lied war voller Wehmut und Sehnsucht zugleich. Ein Wiederspruch in sich selbst und doch war es kein Quatsch was er da sang und die Message, die er vermitteln wollte, war nur durch Nachdenken zu erreichen.

Trotz der enormen Lautstärkte drangen einige Wortfetzen der Typen vor mir durch. Im Moment mussten sie über irgendwelche Fouls und die neusten Wechsel und die kürzlich startende Rugby WM in Großbritannien diskutieren. Rugby war absolut nicht mein Thema. Wirklich nicht. Da interessierte mich ja noch der genaue Vorgang des absorbieren des Abfalls im Wald noch mehr.

Wieder tat sich da in meinem Kopf die Frage auf, die mir langsam selbst auf den Geist ging. Was spielte sich da zwischen mir und Louis ab? Eine Beziehung spielt sich da ab, schimpfte mein Verstand. Doch irgendetwas in mir wehrte sich und sträubte sich. Ein kleiner Teil, aber dennoch..

Klar fehlte mir ein Freund, das merkte ich in Alltag. Aber es war nicht so, dass ich mich tagtäglich nach einem sehnte und jede Sekunde damit verbrachte, der Zeit mit Lucas, die ich seltsamerweise erst später im Nachhinein zu schätzen wusste, schätzte.

Vielleicht weiß man erst den Wert des Menschens so richtig zu schätzen, wenn die Zeit vorüber ist.

Als ich langsam blinzelnd die Augen aufschlug, blendete mich die hellen mittaglichen Sonnenstrahlen und warf einen harschen Blick auf die Anzeigetafel. Mich traf fast der Schlag, als meine Sicht wieder klar wurde. Manchester. Wie vom Blitz getroffen packte ich meine Tasche, sprang auf und hastete fluchtartig zum Ausgang. Sekunden später stand ich auf dem Zentralbahnhof der Stadt und man erstickte fast in den Menschenmassen und ging darin unter wie ein einzelner Kieselstein in den tosenden Wellen eines Meeres.

"Joey, meine Kleine!" kam es plötzlich von irgendwoher. Ich konnte nicht zuordnene woher die Stimme kam, es herrschte zu viel Chaos. Plötzlich packte mich eine Hand am Ärmel meines cremefarbenes Pullis. Augenblicke vergingen nachdem ich realisierte, dass das Gemmas Gesicht vor mir war. Ich lachte, schlug mir die Hand auf die Stirn und schon lag ich in ihren Armen. Tränen rollten mir über die Wangen und meine Schultern bebten nur so gegen ihre.

Gemma fuhr einen Geländewagen und es war ein seltsamer Anblick eine solch zierliche Frau wie meine Schwester in solch einer Karosse zu sehen. Ihre Wohnung war groß und sehr geräumig und ich fragte mich, ob sie jemanden kennengelernt hat. Ob sie einen Freund hat. Doch sie das jetzt schon zu fragen traute ich mich nicht. Schließlich sah ich sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder und das würde doch schon etwas seltsam kommen.

Wir aßen ihren selbstgebackenen Kürbiskuchen und obwohl ich das Obst nicht besonders mochte, schmeckte der Kuchen dafür außergewöhnlich gut. Die Brünette nippte von ihrem schwarzen Tee, gab noch einen weiteren Schuss Milch hinzu. Ich war glücklich. Glücklich in dem Sinne, für einen Moment nicht an meinen Bruder denken zu müssen, der irgendwo in Kriegsgebieten für die Einheimischen kämpfte.

A/N: HELLO guys I am so so so sorry. Ich hatte heute bis drei Schule und gestern musste ich bis viertel nach acht arbeiten und ich war dementsprechend müde. :D Und ja, ich weiß das es keine Ausrede oder sowas ist, ich wollte es euch nur wissen lassen.

xoxo,
nina ❤

Football TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt