Part 37

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Als ich am nächsten Morgen langsam die Augen aufschlug, blinzelte ich gegen das Sonnenlicht und kniff gleich darauf wieder die Augen zusammen. Nach einigen Minuten, vielleicht waren es auch Stunden schaffte ich es doch, mich hochzuhieven und mit einem Blick in den Spiegel, erklärte sich der Tag bereits als für den Eimer.

Mit verklärtem Blick betrachtete ich meine zerzausten Haare, die dunklen Ringe unter den Augen, die geschwollenen Lippen. Bin ich etwa hingeflogen? Nur bruchteilhaft stiegen die Erinnerungen hoch. Das Essen bei Louis, entsinnte ich mich, der schreckliche Unfall bei dem Claire ums Leben gekommen ist, der Wein, der billige Wein, von dem ich soviel getrunken habe. Ich verzog das Gesicht, als wäre es irgendetwas Ekliges, an das ich gerade dachte. Der Wein, der verdammte Wein. Meine lallenden Worte von gestern Nacht stiegen mir in den Kopf. Meine drängenden Worte, die Hand, die am Kragen herumnestelte. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mich jetzt selbst geohrfeigt, doch meine Hand fühlte sich wie Blei an, war so schwer. Genauso wie meine Lider, die stetig flatterten, sinken wollten. Ich ließ mich nach hinten ins Bett fallen, holte den verloren gegangen Schlaf nach.

"Schaaatz, du musst aufstehen, es ist schon eins!" Himmel, dieser Kosename! Allein davon drehte es mir den Magen um. Ich blinzelte, rappelte mich mühsam auf und torkelte ins Bad, duschte ausgiebig und aß etwas von meinen Orangenmarmeladen-Brötchen. Mehr als ein Halbes brachte ich an diesem Samstag nicht runter. Mir war es, als läge noch immer der trockene Wein in meinem Magen. Mom hat sich frei genommen, das grenzte an ein Wunder, und inspizierte schon seit zehn Minuten die Wetteranzeige der Tageszeitung. Wo war sie nur wieder in ihren Gedanken? Ich spülte mit einer Tasse schwarzem Kaffee nach, putzte mir die Zähne und riskierte es nicht, einen weiteren Blick in den Spiegel zu werfen.

Danach fischte nach meinem Handy, öffnete die neue Nachricht und erstarrte für einen Augenblick.

Geht's dir wieder besser? Melde dich.
-L

Augenblicklich schoss mir da ein Satz durch den Kopf, den ich sicher schon dutzende Male gehört habe. "Einen guten Freund erkennst du daran, das er sich nach einem Treffen oder einer ausgezechten Partynacht nach deinem Wohlergehen erkundigt." hat Mom schon immer gesagt, doch trafen diese Worte auf Louis zu? Eigentlich schon, doch auf der anderen Seite .. konnte ich ihm trauen? Oder war das ein dämlicher Trick, der von ihm stammte?

In diesem Moment bimmelte mein Handy und ohne auf den Namen zu achten, nahm ich ihn an.

"Jo?" Da war sie wieder. Die Stimme des Mannes, der nun schon seit über einem Jahr im Krieg war: Harry. Ich räusperte mich, schluckte und erwiderte dann ein zaghaftes ja. Wie lange ich auf einen Anruf von ihm gewartet habe. Etliche Wochen? Oder gar Monate? Ich hatte keine Ahnung mehr. Mit der Zeit, die verging hat man jegliches Zeitgefühl verloren.

"Ich .. ich muss dir etwas sagen und zw-" Seine ohnehin bebende Stimme versagte. Ich konnte mir vorstellen, wie er sich verzweifelt an das Telefon klammerte, wie ein Baby an seine Mutter, und damit rang, das, was er sagen wollte, richtig zu formulieren. Mein Mund wurde staubtrocken.

Doch was war es, was er auf dem Herzen hatte? Das er früher nach Hause kommen würde und wir ihn vom Flughafen abholen sollten? Der erste September würde der geplante Tag sein, an dem er endlich wieder zu Hause sein würde. Kaum zu glauben, wie irre langsam die Zeit an manchen Tagen dahinschlich und an anderen rasend schnell vorbei ging. Mein Herz machte einen Sprung. Oder das alles gut wäre und wir uns keine Sorgen machen müssten? Das er uns vermisste und so oft an uns dachte, wie wir an ihn?

Das er versetzt wurde? Das er Bethany vermisste und ich ihr sagen soll, dass er sie noch immer liebe? Das er eine Verletzung hatte, angeschossen wurde und die Überlebenschancen bei fünfzig Prozent lagen? Erst jetzt bemerkte ich, dass ich diejenige war, die sich hilflos am Hörer festklemmte und es meine Hände waren, die unruhig zitterten.

Football TeacherWhere stories live. Discover now