Part 44

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Benommen schlug ich am Sonntagmorgen die Augen auf und rieb mir über die Lider, erblickte ich Louis neben mir. Lediglich mit schwarzen Boxershorts bekleidet. Wir haben doch bitte noch nicht .. Ich riskierte einen Blick über meinen Körper und stellte erleichtert fest, dass ich hingegen noch vollständig angezogen war. Also rappelte ich mich auf, schlug vorsichtig die Bettdecke zurück. Schlaftrunken taumelte ich ins Badezimmer und fühlte mich, als hätte ich eine ausgezechte Partynacht hinter mir.

Danach duschte ich ausgiebig, zog mir Unterwäsche an und tapste zurück ins Zimmer, zog schleunigst die Vorhänge zu und kramte etwas zum Anziehen hervor. An diesem Tag entschied ich mich für eine stinknormale Jeans. Meine Haare band ich zu einem lockeren Dutt zusammen und als ich in den Spiegel vor mir blickte fuhr ich zusammen. Louis war es, der nun wach im Bett lag und keinerlei Anstanden machte, sich umzudrehen. Welch irrsinniger Gedanke!, ermahnte ich mich selbst, schließlich war er nunmal er.

"So könnte ich öfter aufwachen." kam es hinter mir. Ich wiederstand dem Drang, mich auf ihn zu stürzten, stattdessen wandte ich mich um, feuerte wütend und lachend zugleich zielsicher mein Schlafshirt nach ihm und streifte mir blitzschnell meinen kuscheligen Pulli über.

Wenige Minuten später saßen wir am Tisch, ich holte Milch, Marmelade, einen Teller und Besteck. Ebenfalls nur eines. Da entdeckte ich einen Zettel, der an der marmorierten Küchenzeile klebte, auf dem stand, dass Mom mit einer Freundin walken wäre und anschließend brunchen wären. Seit wann ging sie walken?, fragte ich mich, knüllte das Papierchen zusammen und warf es in den Müll.

Louis trug seine Sachen von gestern und lehnte sich zurück, nippte von seinem dampfenden Kaffee, kippte großzügig Zucker hinein. Der Braunhaarige wandte sich dem Fenster zu, sah hinaus auf die aufsteigende Sonne, die heute ganz besonders hell schien. Ich setzte mich an den Tisch, schnappte mir ein Brötchen und bestrich es mit meiner Lieblingsmarmelade. "Glaub ja nicht, dass ich deine Bedienung spiele." entfuhr es mir da und ich sah ihn grinsend an.

"Ach nein? Warum kann ich mir das dann so gut vorstellen?" fragte er, zog abschätzig die Brauen nach oben und verzog die Lippen. "Nein!" erwiederte ich entschlossen und biss von dem Brötchen ab.

Um kurz vor elf Uhr morgens stieß ich die Türe meines Zimmers auf und schon schlug mir eine stickige Wolke von Zigarettenrauch entgegen. "Louis, werf die Scheiße bloß weg! Draußen ja, aber nicht hier!" schimpfte ich, riss das angelehnte Fenster, an dem er stand ganz auf und sah ihn funkelnd an. "Hey, beruhig dich, ich hab doch zum Fenstern hingeraucht." sagte er mit solch einer Ruhe in der Stimme, die mich fast schon stutzig werden ließ. "Wow, soll ich dir jetzt noch dankbar sein?" entfuhr es mir eine Oktave entnervter, als ich es eigentlich wollte. Das schlechte Gewissen holte mich rasend schnell ein und mir wurde mein Fehler erst so richtig bewusst. Was gab mir das Recht mich so aufzuführen? Wegen solch einer Nichtigkeit.

Seit Harrys Verlängerung waren meine Nerven strapazierter als ich wahrhaben wollte und es fiel mir schwer, durchwegs gut gelaunt zu sein oder so zu tun, als wäre ich es. Manchmal ging bei mir alles durch und ich wurde sauer. Das bekam Mom und jetzt auch Louis zu spüren. So konnnte das doch nicht weitergehen. Es musste sich etwas ändern, und zwar dringend.

"Hey, es tut mir Leid. Das war nicht okay von mir." murmelte ich leise, fasste mit den Fingerspitzen an seine Schulter und sah zu ihm auf. In seinem Blick sah ich, dass er meine Entschuldigung akzeptierte und er beugte sich zu mir, gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ich will ein Abendteuer erleben." Ich nahm seine Hand, strich mit dem Finger behutsam immer wieder über die weiche Kuhle zwischen Daumen und Zeigefinger und setzte mich in den Schneidersitz auf den Boden. Er tat es mir gleich und wartete darauf, dass ich fortfuhr,  Ich will es mit dir erleben." fügte ich hinzu und erst jetzt blickte er auf und nickte. Nickte mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Louis meinte, er müsse schnell telefonieren und zog sein Handy hervor und verschwandt damit in Harrys Zimmer.

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Louis startete den Motor, bog um die nächste Ecke und schob währenddessen eine CD in die Öffnung. Dann studierte er die Rückseite der Hülle und ich bekam es langsam aber sicher wirklich mit der Angst zu tun. Fuhr er immer so durch den Straßenverkehr. Ein flüchtiger Blick auf die Straße folgte und wiede wurde sich in die Trackliste vertieft. Die ersten Zeilen eines Liedes wurde gesungen und mir wurde schon jetzt klar, dass diese Musik mir nur bedingt gefiel. Eine Mischung aus Rock und Punk.

Dann, nach gefühlten zehn Minuten legte er die CD Hülle weg, legte beide Hände umd Lenkrad und seufzte. Es wehte ein kühler Wind zum halbheruntergelassenen Fenster hinein. Die Sonne war bereits hellrot-orange verfärbt und blendete uns. Mein Blick fiel auf die Ray Ban auf dem Amaturenbrett. Daneben lagen einige Zigaretten, bloße Stümmel, die ihre beste Zeit wohl schon hinter sich hatten und genau vor mir in der Ecke ein winziger Schlüssel. Ich fragte mich, für was er solch einen kleinen Schlüssel brauchte oder was man damit wohl aufschließen konnte. Ihn das zu fragen traute ich mich nicht.

"Jo, ich weiß, ob ich fähig bin nochmal eine Beziehung einzugehen." warf er plötzlich rau ein und mir wurde schlagartig eiskalt. Schnell kurbelte die Scheibe nach oben, schlang die Arme um den Oberkörper und merkte, wie Louis demonstrativ aufs Pedal trat. Mir war es, als drücke er es ganz durch. Als hätte er einen Bleifuß. Jetzt dagegenzureden und ihn irgendwie dazu bewegen, langsamer zu fahren, wäre zwecklos gewesen, das war mir bewusst - aber dennoch fühlte ich mich nicht gerade wohl bei diesem Tempo.

"Klar bist du das." bestätigte ich mit zaghafter Stimme. Sie klang trotzdem überzeugt. Das musste sie sein, wenn man mit ihn redete. Ein kurzer Seitenblick wurde riskiert und das undefinierbare Lächeln, das bis vor wenigen Sekunden noch auf seinen Lippen gelegen hatte, war weggewischt. Ich wusste, was er jetzt antworten würde. Der Ältere zuckte arglos mit den Schultern, erwiderte das, was ich erwartete, "Woher willst du das wissen?" Der Gesichtsausdruck versteinerte sich und mir wurde ganz anders. Nicht weil mich seine Worte irritierten. Nein, es waren seine Gesten, die das taten.

Louis schob sich die Sonnenbrille auf die Nase und zog von seiner Zigarette, drehte das Lied so laut, sodass mir fast die Ohren wegflogen und ich wusste, dass das Gespräch als beendet galt. Für ihn zumindest. Tief atmete ich durch, beschloss, ihm gar keine Antwort mehr zu geben. Bei der Lautstärke war dies jedoch sowieso von vornherein zwecklos. Also starrte ich stumm aus dem Fenster, hing vereinzelten Dingen hinterher, wurde abrupt wieder davon losgerissen. Es dauerte mehr als eine dreiviertel Stunde, als der Wagen zum Stehen kam.

Es folgte zwanzigminütiger Fußmarsch. Der Pfad war steil und fein geschottert, jedoch schon so abgefahren, sodass wieder die bröselige dunkle Erde an die Oberfläche gelangen war. Als wir dann endlich an dem höchsten Punkt des Gebirges angekommen waren erblickte ich zwei kleine Räder mit breiten, robusten Reifen und mein Gefühl sagte mir nichts Gutes.

"Du wolltest ein Abendteuer erleben, Joanna. Hier ist es, wir fahren jetzt Down Hill." Er streckte mir seine Hand hin, schloss den Verschluss seines Helms. "Down hill?" wiederholte ich verdutzt und blickte in sein Gesicht, in dem soviel Herausforderung lag.

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Hello, ich hoffe sehr, dass euch das Kapitel gefallen hat und würde mich wahnsinnig über euer Feedback freuen. (:

Ally hat mich auf die grandiose Idee gebracht, eine extra Story über Louis Vorgeschichte/Vergangenheit zu schreiben. Jetzt interessiert mich, was haltet ihr davon? Ja oder nein? c:

Love you all,
Nina

Football TeacherWhere stories live. Discover now