Kapitel 2 - Gescheitertes Outing

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Zusammen verbringen wir die Mittagspause, Hunger habe ich schon lange keinen mehr in der Schule, aber auch nur, weil ich nicht alleine in der Cafeteria sitzen wollen würde. Da verzichte ich lieber, das Geld, welches mir meine Mum dafür gibt, spare ich dann auch.
Ich erzähl Alice nichts von George und mir, dafür kenne ich sie nicht gut genug. Schon erzählt habe ich, dass die Gerüchte, ob ich nun tatsächlich schwul wäre und ihn geküsst hätte, wahr sind, doch, dass sie das nicht weitergeben soll. Sie hat mir erzählt, warum sie weinend am Klo war.
Ihre beste Freundin haben sie die ganze Zeit vor ihrem Schwarm runtergemacht, damit sie selbst an ihn ran kann. Darauf bekommt sie von mir ein "süß", denn irgendwie hört sich das für mich so surreal an, wenn man daran denkt, wie das mit mir und George aussieht.
So gerne würde ich darüber reden, ihr erzählen wie es mir damit geht, doch Damon würde vermutlich ausrasten. Ich weiß gar nicht, was er dann tun würde, vermutlich die Beziehung beenden, weil er so viel Angst davor hätte, so dazustehen wie ich.
"Du bist ziemlich fies, weißt du?", sagt sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Darauf zucke ich nur die Achseln, denn viel lieber würde ich mich mit einem Schwarm rumschlagen, den ich nicht haben kann, als zu Boden gestoßen werden und als Schwuchtel beschimpft zu werden. Sie hat keine Ahnung wie das ist... Wobei sie es wohl noch erfahren wird, wenn sie weiterhin mit mir abhängt.

"Was machst du nach der Schule?", fragt Alice mich urplötzlich. Langsam drehe ich mich zu ihr, sehe sie müde an, dann flüstere ich: "Ich glaube nicht, dass wir weiterhin abhängen sollten."
Ungläubig weiten sich ihre Augen, dann gibt sie mir einfach eine Ohrfeige, nicht stark genug, weswegen ich darauf reagieren muss, sondern einfach nur den Kopf auf die Seite drehe. Sofort hält sie sich schockiert die Hand vor den Mund, ihre Augen glänzen entschuldigend.
Seufzend richte ich meine Brille wieder und erkläre: "Du würdest auch unter ihre Fittiche kommen und das will ich nicht."

"Hast du deswegen keine Freunde? Weil du niemanden an dich ranlässt?"

Ist das der Fall?

"Nein.", sage ich kühl.

Verwirrt runzelt sie die Stirn, mustert mich, dabei glänzen ihre Augen ahnungslos.

"Es will niemand mit mir befreundet sein, eben weil ich gemobbt werde.", erkläre ich, sehe sie skeptisch an. "Weil sie Angst davor haben, auch schikaniert zu werden."

Vollkommen unerwartet schließt sie mich in den Arm, erst nach ein paar Sekunden lege ich meine Arme um sie, streichle sanft ihren Rücken.
Eine ganze Weile bleiben wir so, was mir keines Wegs missfällt und unangenehm ist die Haltung auch nicht. Doch dann lösen wir uns wieder. "Ich will aber mit dir befreundet sein.", sagt sie und grinst mich wieder an.
Darauf lächle ich sie freudig an, es ist kein Strahlen in meinem Gesicht, das bekomme ich nur wenn George da ist heraus. Trotzdem wirkt sie noch ein wenig freudiger, als sie es bemerkt, dann kneift sie mir in die Wange und harkt sich bei mir ein.

Zusammen gehen wir wieder hinein, ein paar bemerken uns oder eher mich, wie ich jemanden an meiner Seite habe. "Aber der ist doch schwul.", höre ich jemanden etwas zu laut flüstern.
Ihr wisst gar nicht ob ich tatsächlich schwul bin. Außerdem kann man trotzdem Freunde haben.
Mein Blick geht starr gerade aus, schon lange nicht mehr, sehe ich zu Boden, denn ich darf mich nicht auf ein niederes Podest stellen als die anderen.
Alice drückt sich auf einmal an mich, sofort weiß ich warum.
Damon und seine Freunde kommen uns entgegen. Natürlich reagiert er nicht einfach so auf mich, er zumindest nicht. Doch einer seiner Freunde stellt mir ein Bein, weswegen ich natürlich voll auf die Fresse fliege. Erneut liegen meine Schulsachen am Boden.
"Uuuupps.", macht derjenige. Alle lachen mich aus, auch die Schüler, welche am Rand stehen. Alice wirft jedem einzelnen von ihnen einen bösen Blick zu, doch natürlich lachen sie darauf nur noch lauter.
Sie hilft mir wieder, richtet meine Haare und meine Kleidung.
Wütend sehe ich zu den Sportlern, sehe seinen verwirrten Blick, als mir Alice hilft, doch dann füllt er sich mit Wärme und Freude. Er freut sich für mich, da ich jemanden gefunden habe, der mir hierdurch hilft.

Offiziell InoffiziellWhere stories live. Discover now