13. Noch eine Runde gefällig?

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Als ich dann endlich erkenne, worauf meine Mutter zeigt, komme ich aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Überall Blinken, Blitzen und Glitzer, wohin ich schaue. Und diese tüdelige Musik erst, himmlisch. Ich bin begeistert.

~Waaahnsinn!~, brabbel ich aufgeregt, ~da will ich mitfahren. Darf ich? Darf ich?~ Vor lauter Vorfreude hibbel ich so sehr in meinem Buggy, dass mein Plüschtierstapel ins Wanken kommt.

"Wie wärs, Mäuschen, willst du eine Runde fahren?", erkundigt sich Mama, obwohl sie schon längst auf dem Weg zum Kassenhäuschen ist, um mir ein entsprechendes Ticket zu kaufen.

~Das fragst du noch? Natürlich will ich~, gebe ich ihr aufgewühlt als Antwort. Ich bin noch nie Karussell gefahren, das wird bestimmt aufregend. ~Ihr müsst mir dann aber unbedingt alle zuschauen!~

Meine Brüder trabsen artig hinter meiner Mutter und mir her auf das Kinderkarussell zu. Es ist klasse: viele bunte Lampen, die ständig in einem anderen Takt blinken, und man kann aus unterschiedlichen Sitzgelegenheiten aussuchen. Ich weiß gar nicht, wo ich als erstes hinschauen soll.

"So, Mäuschen, was soll's sein? Das Feuerwehrauto, das Flugzeug, oder doch lieber hier den Rennwagen?" Mama schaut prüfend zwischen den verschiedenen Sitzmöglichkeiten hin und her.

~Ohje, ohje, ohje, ähm, wie soll ich mich da nur entscheiden, das sieht alles so gut aus, ohjemine, Hilfe!~ Vollkommen überfordert über so viele Auswahlmöglichkeiten bin ich dann doch sehr erleichtert, als Mama mich kurzerhand ins Polizeiauto packt. Wahrscheinlich eine gute Wahl, der Sitz ist dick gepolstert und hat einen Fünf-Punkt-Anschnallgurt. Safety first!

"Mäuschen, ich warte gleich da vorne bei deinen Brüdern, siehst du? Hab Spaß, wir sehen uns jede Runde, siehst du? Mach Winkewinke!" Und mit diesen Worten gesellt sich Mama neben das Kinderkarussell, wo meine Brüder schon stehen und mir winken.

Herrlich!

Als das Karussell sich dann endlich in Bewegung setzt, bin ich im siebten Himmel. Mein Polizeiauto hat ein Lenkrad, an dem ich wild rüttele, und sogar eine Hupe, auf die ich schlagen kann.

Kurz bin ich beunruhigt, als ich sehe, wie Mama aus meinem Blickfeld verschwindet, und verrenke mir beinahe den Hals, um sie weiterhin im Blick zu behalten. Dann hat das Karussell sich zur Hälfte gedreht und Mama taucht auf der anderen Seite wieder auf. Ich beginne vor Freude zu strahlen und winke wie wild.

~Schau mal, Mama, ich kann Auto fahren! Und lenken! Und hupen!~ Voller Stolz zeige ich ihr, was mein Auto alles kann. Und winkewinke nicht vergessen! Meine Mutter und Brüder winken brav zurück.

Eine Umdrehung weiter sehe ich, wie meine Brüder sich meiner Mutter zuwenden, um etwas mit ihr zu besprechen, während meine Mutter zuverlässig weiter in meine Richtung schaut und mir zuwinkt.

Eine Runde später steht meine Mutter alleine da. Wo sind denn meine Brüder hin?

~Halloo?? Ihr müsst mir doch zuwinken!~

Aber die drei sind wie vom Erdboden verschluckt. Auch eine Runde später sind sie nicht wieder neben Mama aufgetaucht. Diese steht noch genau an der gleichen Stelle und winkt mir unverdrossen zu.

~Wo seid ihr denn??~ Prüfend sehe ich mich um, dank dem Karussell habe ich ja einen guten Rundumblick. Bei der Menschenmenge ist es allerdings ein bisschen wie die Suche nach der berüchtigten Nadel im Heuhaufen.

Mein Blick gleitet über frisch verliebte Pärchen und nicht-mehr-ganz-frisch verliebte Pärchen, einen älteren Herrn mit Rollator und eine Frau mit einem Buggy ähnlich wie meinem. Kurz winke ich dem Jungen im Buggy zu, wir Buggy-Kinder müssen ja zusammenhalten, und scanne die Menge dann weiter nach meinen Brüdern ab.

Die Zwillinge entdecke ich als erstes. Die beiden sind gerade mit ihren Rucksäcken auf dem Weg zu den Toilettencontainern, die in einem etwas abgelegeneren, dunkleren Teil des Festgeländes aufgebaut sind. Wollen die da etwa wirklich draufgehen? Igitt.

Clark ist schwerer zu finden, aber auch ihn mache ich schließlich ausfindig. Er drückt sich in der Nähe eines Süßigkeitenstandes herum, scheint dessen Auswahl aber nicht weiter zu beachten. Was macht er denn da?

Eine Runde später bin ich mir sicher, dass Clark nur alibimäßig in die Auslage der Bude schaut -- er kann Lakritz nämlich nicht ausstehen. Er ist eher der Typ für Schokoküsse und Zuckeräpfel, aber die sind auf der anderen Seite des Wagens aufgebaut. Nur, was macht er denn sonst da?

Misstrauisch begutachte ich seine Umgebung. Ist das nicht ...? Tatsächlich! Das blonde Mädchen aus dem Park. Und sie zumindest scheint Lakritz zu mögen, so aufmerksam wie sie die verschiedenen Sorten begutachtet.

Und Clark steht daneben und beobachtet sie mal wieder sprachlos. Nun, diesmal kann und werde ich ihm da nicht raushelfen.

(742 Wörter)

Call me Super, Baby!Where stories live. Discover now