Epilog I

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Und wieder liege ich auf dem Rücken, diesmal in unserem Garten unter unserem Baum, auf meiner flauschig weichen Babydecke. Über mir zwitschern die Vögelchen, ein paar Schäfchenwolken ziehen über den ansonsten strahlend blauen Himmel und einige Bienchen summen zufrieden in den Blumen, die meine Mutter im Frühjahr angepflanzt hat.

Auf dem Rasen neben mir spielen meine Brüder Fußball und lachen dabei um die Wette. Auf der Terrasse sitzt meine Mutter mit einer Freundin, trinkt Tee und sieht wieder deutlich fitter aus als noch vor einigen Wochen. Auch die dunklen Ränder unter den Augen sind merklich verblasst, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich sie nachts jetzt immer mal wieder durchschlafen lasse.

Seit sie sich aus Teilen von Detlevs Helm einen Mama-Baby-Kommunikator gebastelt hat, klappt unsere Verständigung einfach deutlich besser.

Auf einem Ehrenplatz in meinem Zimmer flankieren Einhorni und Wali Gorilli, den Mama aus dem Riesenrad gerettet und mit einem Pflaster versehen hat. Und Pflaster von Mama können alles heilen. Sogar Laserbrandwunden durch die Brust.

Mein Leben könnte nicht schöner sein.

~Wie heißt du denn jetzt eigentlich? Du hast es mir bis zum Schluss nie verraten.~

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und blicke zu Detlev aka The Brain, der neben mir auf meiner Decke liegt und genauso wie ich die Schmetterlinge im Garten beobachtet. Ohne Helm, versteht sich.

Jetzt hat er den Kopf in meine Richtung gedreht und schaut mich fragend an. So ohne seinen Helm sieht er eigentlich ganz niedlich aus.

Soll ich es ihm sagen? Ihn an meiner kleinen privaten Identitätskrise teilhaben lassen?

~Na komm schon, jetzt wo wir befreundet sind ...~, lässt er nicht locker, ~ein offizieller Neustart?~ Mit großen Kulleraugen schaut er mich an und sieht richtig unschuldig aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihn für einen kleinen blonden Engel halten.

Ich blicke nochmal kurz zu meiner Mutter, die mit seiner Mutter auf der Terrasse sitzt und Kekse futtert. Es wird schon in Ordnung sein, oder?

~Also ich heiße jedenfalls Detlev~, macht er den Anfang, ~freut mich, dich endlich richtig kennen zu lernen.~

~Ich habe viele Namen~, gebe ich mich erstmal geheimnisvoll. ~Meine Brüder nennen mich Kleine, Pupskanone oder Fusselmagnet. Aber ich glaube, das sind nicht meine richtigen Namen.~ Ich muss schlucken. ~Ich bin mir nicht sicher, wie ich tatsächlich heiße~, gestehe ich etwas kleinlaut.

Er nickt mitfühlend. ~Das war bei mir früher auch so. So viele Spitznamen können echt verwirrend sein, und keiner nennt einen beim richtigen Namen. Und wer kann denn schon die Buchstaben an der Schnullerkette entziffern?~

~Ich finde dich jedenfalls super, Baby~, sagt Detlev nach einer kurzen Pause und wird fast ein bisschen rot um die Nase. Und ich vielleicht auch, nur ein bisschen.

Er überlegt kurz. ~Wie nennt dich denn deine Mutter?~

Das ergibt Sinn. Meine Mutter wird mich schon bei meinem richtigen Namen nennen, auch wenn meine Brüder oft Quatsch machen.

~Ich heiße Mäuschen!~

Call me Super, Baby!Where stories live. Discover now