„Trägst du blaue Kontaktlinsen?", rutschte mir hervor und ich gab mir eine mentale Ohrfeige. Wieso musste ich immer so seltsame Dinge sagen?! Jetzt war der Moment ruiniert. Der 21-Jährige grinste spöttisch, als hätte er meinen inneren Konflikt mitbekommen.
„Nein, wieso?", fragte er. Immer noch lächelte er mich auf eine Weise an, die mein Gehirn zu einem Sieb machte. Alle Gedanken waren auf einmal verschwunden und alles, was ich sah, war strahlendes Blau; die Farbe von Austins Augen.
Ich lag in meinem Bett und konnte nicht schlafen. Der heutige Tag war einfach zu aufwühlend gewesen. Vor meinem inneren Auge lief der ganze Tag noch einmal ab: wie Austin und ich seine Wohnung samt Garten besichtigt hatten, wie wir nach Hause gegangen waren, die Szene vor der Haustür der Bakers. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass mich Austins Augen dermaßen hypnotisiert hatten, dass wir uns geküsst hatten. Nicht, dass ich im Nachhinein etwas dagegen hatte. Dieses Mal war Austin dann nicht wieder abgehauen, wie das letzte Mal. Anschließend hatten wir uns auf die Couch im Wohnzimmer der Bakers gesetzt und geredet, während Melody auf einer Decke am Boden herumgekrabbelt war - ja, sie konnte inzwischen krabbeln. Wir hatten über vieles gesprochen, aber über den Kuss und wie es jetzt weitergehen soll, hatten wir erst geredet, als er es angesprochen hatte. Irgendwie hatte ich nicht so recht gewusst, was ich sagen sollte, stattdessen war ich wieder rot geworden. Schließlich hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich am nächsten Abend mit ihm in der Stadt Essen gehen würde, sofern ich frei hatte. Alice hatte sofort gemeint, dass ich natürlich frei haben würde, denn sie und Mike würden sicher zu Hause sein.
Austin war erst gegangen, als ich los musste, um die Kinder vom Kindergarten abzuholen. Er hatte gemeint, er würde zu seinen Eltern fahren und anfangen seine Sachen zu packen, damit der Umzug schnell abgewickelt werden konnte. Einerseits hatte es mich traurig gemacht, ihn gehen zu sehen, aber andererseits war ich auch erleichtert gewesen. Es machte mir Angst, dass ich mir seiner Anwesenheit die ganze Zeit dermaßen bewusst war, dass ich mich auf nichts richtig konzentrieren konnte. Das war ja wohl nicht mehr normal.
Ich musste grinsen, als ich daran dachte, dass er mich eine Nachricht am Handy geschrieben hatte, sobald er das Haus verlassen hatte. Danach war das im halbstündigen Takt so weiter gegangen.
Am liebsten würde ich mit Kathi jetzt über alles reden, aber bei ihr war jetzt mitten in der Nacht, also würde sie bestimmt nicht mehr wach sein.
Bevor Austin am frühen Nachmittag gegangen war, hatte ich ihn nun fragen wollen, ob wir nun eigentlich zusammen waren, aber ich hatte nicht die richtigen Worte gefunden. Wie fragte man da denn auch? Hey Austin, sind wir jetzt eigentlich zusammen? Nein, sicher nicht!
Irgendwann musste ich doch eingeschlafen sein, denn plötzlich läutete mein Wecker und ich fuhr aus einem Traum hoch, an den ich mich in derselben Sekunde schon nicht mehr erinnern konnte. Irgendwas mit einem blauen See, oder so ...
Der Tag kroch dahin. Nicht einmal Melody, die es sonst immer schaffte, meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, brachte dieses Kunststück heute zu Stande. Ich war dermaßen hibbelig, dass mich Alice gefragt hatte, was denn los sei. Darauf hatte ich nicht so recht gewusst, was ich antworten sollte. Ich hatte ja selbst keine Ahnung, warum ich so aufgeregt war. Als ich mit den Schultern gezuckt hatte, hatte Alice wissend gegrinst und mich kurz in den Arm genommen.
„Ich weiß noch, wie ich vor meinem ersten Date mit Mike war", hatte sie mir ins Ohr geflüstert. Woher wusste sie, dass ich verabredet war? Ich hatte nur gefragt, ob ich am Abend frei haben konnte ... Für dieses Rätsel hatte fand ich keine Lösung gefunden.
Jetzt war später Nachmittag und in einer Stunde würde Austin kommen und mich abholen. Ich überlegte, ob ich zu Taylor gehen und sie um Rat bitten sollte. Ich hatte einen blassesten Schimmer, was ich anziehen sollte. Ich entschied mich dazu, ihr eine SMS zu schreiben und sie zu fragen, ob ich zu ihr rüber kommen könnte. Ihre Antwort kam postwendend und beinhaltete, dass ich das gerne machen könne.
Vor Taylors Tür angekommen, atmete ich einmal tief durch, dann drückte ich die Klingel. Im gleichen Moment flog die Tür schon auf und wieder stand Ed vor mir. Er schien es auch schon schräg zu finden, dass er mir immer die Tür öffnete, denn er kicherte.
Taylor kam mir im Flug entgegen und umarmte mich herzlich.
„Wie geht's dir?", wollte sie wissen.
„Gut ...", log ich und ich merkte sofort, dass ihr bewusst war, dass ich nicht die Wahrheit gesagt hatte.
„Was ist denn los? Du wirkst so ... aufgeregt", erkundigte sie sich nach ein paar Sekunden, in denen sie mich aufmerksam gemustert hatte.
„Ich ... ähm ... ich brauche deine Hilfe", meinte ich dann verlegen. Ich wusste nicht so recht, wie ich ihr beibringen sollte, dass ich ein Date mit ihrem Bruder hatte. Sie würde sich bestimmt wahnsinnig freuen und davor hatte ich seltsamer Weise irgendwie Angst.
„Wobei brauchst du denn meine Hilfe?", fragte sie mich verwundert. Als ich kurz zögerte, stieß sie atemlos hervor: „Nicht was ich gerade denke, oder?"
„Was denkst du denn?", fragte ich sie vorsichtig.
„Mein Bruder hat dich endlich nach einem Date gefragt!" Dies war eindeutig keine Frage. Als ich darauf nichts sagte, schrie sie: „Mein Bruder hat dich endlich nach einem Date gefragt!" Die Sängerin hüpfte vor mir auf und ab und tanzte zu einer Musik, die nur sie hören konnte.
Mir rutschte ein eigenartiges Lächeln ins Gesicht. Als sie das sah, nahm sie mich bei meinen Händen und ich fiel in ihren Hüpfe-Tanz mit ein.
Eine dreiviertel Stunde später hatte Taylor mit mir zusammen ein rotes Sommerkleid mit Spaghettiträgern ausgesucht. Taylor hatte darauf bestanden, mich dezent zu schminken und ich hatte sehr zu ihrer Freude zugestimmt.
Als wir jetzt darauf warteten, dass Austin kam, hörte ich Eds Stimme hinter mir: „Du siehst hübsch aus, Hanna." Ich konnte hören, dass er lächelte und als ich mich umdrehte, wurde dies auch bestätigt.
Auf einmal wurde mir bewusst, was für ein Glück ich hatte. Taylor Swift hat mir geholfen, mich für ein Date fertig zu machen und Ed Sheeran hat mir ein Komplement gemacht. Die Welt war doch wirklich irgendwie schräg. Ich saß hier mit zwei Weltstars, als wäre es das normalste auf der Welt. Ich brach in hysterisches Gelächter aus, was man auch darauf zurückführen konnte, dass ich extrem nervös war.
Taylor und Ed setzten sich neben mich und legten mir beruhigend einen Arm um die Schulter. Sie schienen zu wissen, dass für mich gerade eine Situation eingetreten war, die es vorher noch nicht gegeben hatte. Dafür war ich ihnen unendlich dankbar.
Es dauerte ein paar Minuten, bis ich mich beruhigt hatte. Dann klingelte es. Taylor sprang sofort auf, um die Tür zu öffnen. Ich hörte sie, Austin hereinbitten.
„Ich wollte eigentlich nur mal schnell vorbeischauen. Ich muss nämlich gleich wieder los.", hörte ich ihn sagen. Sie jedoch bestand darauf, dass er mit ihr ins Wohnzimmer kam. Ich hatte Austin nicht geschrieben, dass ich bei seiner Schwerster war, denn ich hatte damit gerechnet, dass er kurz bei ihr vorbeischauen würde.
Als er mich auf dem Sofa sitzen sah, wurden seine Augen kugelrund. Sein Mund klappte auf, dann wieder zu und noch einmal auf. Ton kam aber immer noch keiner heraus. Ich stand auf, denn mir war es unangenehm, so angestarrt zu werden. Als ich auf ihn zuging und ihn begrüßte, fand er seine Stimme wieder.
Austin umarmte mich zur Begrüßung und flüsterte mir etwas ins Ohr, was ich allerdings nicht verstehen konnte, denn Taylor quietschte aufgeregt, als sie sah, was er tat. Einerseits war ich neugierig, andererseits wusste ich jedoch nicht, ob ich wirklich hören wollte, was er mir hatte sagen wollen. Bestimmt war es so etwas, was in Filmen in solchen Situation immer gesagt wurde. So etwas wie „Du siehst wunderschön aus". Versteht mich nicht falsch, ich mochte solche Filme, aber es im wirklichen Leben gesagt zu bekommen, fand ich seltsam.
Austin lockerte die Umarmung und nahm meine Hand. So zog er mich nach draußen zu seinem Auto. Als er Anstalten machte, mir die Tür zu öffnen, schüttelte ich schnell den Kopf. Das konnte ich ja wohl wirklich selber machen. Er schien zu verstehen und ging auf die andere Seite des Fahrzeugs.
Als ich darauf wartete, dass er den Motor startet, beugte er sich plötzlich zu mir herüber und küsste mich auf den Mund.
Über Feedback würde ich mich sehr freuen! =)
YOU ARE READING
I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)
FanfictionDie 18jährige Hanna kommt als Au-Pair nach Nashville. Als sie die richtige Busstation verpasst und dann auch noch ihr Handy keinen Akku mehr hat, ist sie vollkommen verzweifelt. Wie soll sie in einer fremden Großstadt zu einer Familie finden, die si...
21. Kapitel
Start from the beginning
