6. Kapitel

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Nick gähnte und sah uns aus müden Augen über den Kaffeetisch hinweg an. Es war zwar erst später Nachmittag, aber der Vierjährige, war schon seit wir angefangen hatte Kuchen zu essen sehr müde. Kein Wunder, er war auch drei Stunden lang im Wasser herumgetollt und hatte des Weiteren ein paar Meter Schwimmen gelernt. Jetzt konnte er den Schwimmteich ohne Schwimmflügel durchqueren, weshalb wir alle furchtbar stolz auf ihn waren. Was mir allerdings nicht ganz passte, war, dass seine Augen ein bisschen glasig aussahen.

Hoffentlich wird er nicht krank. dachte ich besorgt. Auch Andrea schien die Wandlung des Kindes mitbekommen zu haben.

„Möchtest du dich ein bisschen aufs Sofa legen, Nick?", fragte sie ihn. Stumm nickte er und stand schwankend auf. Geistesgegenwärtig sprangen Austin und ich gleichzeitig auf, um den Jungen aufzufangen, der nur Bruchteile einer Sekunde später bewusstlos in sich zusammensackte. Obwohl Nick erst vier Jahre alt war, konnte ich ihn kaum tragen. Ich vermutete, dass das so war, weil er bewusstlos war.

„Komm, gib ihn mir. Ich lege ihn aufs Sofa.", sagte Taylors Bruder an mich gewandt, als mir der Kleine fast aus den Armen gerutscht wäre.

„Danke, Austin! Ich glaube, wir sollten jetzt dann mal wieder fahren. Melody schläft, Nick ist hundemüde und Zoe sieht auch nicht gerade munter aus.", erwiderte ich lächelnd. „Ist das okay für dich Taylor?"

„Ja, natürlich! Lass uns nur vorher den Kaffee austrinken und den Kuchen aufessen. Zoe, wenn du willst kannst du dich in der Zwischenzeit zu Nick legen.", fügte sie hinzu, als die Fünfjährige gähnte.

„Ich bin überhaupt nicht müde. Ich bin ja schon ein großes Mädchen. Nächstes Jahr komme ich schon in die Schule!", antwortete die Kleine stolz.

Nachdem wir den Kaffeetisch aufgehoben und unsere Sachen zusammengepackt hatten, gingen wir mit den Kindern - die schlafende Melody im Maxi-Cosi von mir und Nick von Austin getragen - zu Taylors Auto. Ich fixierte den Autositz des Babys zwischen den Kindersitzen von Zoe und Nick und half dann Austin Nick auf seinen Sitz zu setzen.

„Zoe, steig bitte ein und schnall dich an.", bat ich, als das Mädchen keine Anstalten machte, von selbst auf diese Idee zu kommen.

„Ja, gleich ...", murmelte sie nachdenklich, kam aber meiner Bitte nicht nach.

Als ich gerade Nick angurtete, verabschiedete sich Austin von seiner großen Schwester: „Lass dich bald mal wieder blicken, aber nur, wenn ich dann nicht gerade auf der Uni bin. Okay?"

Ich musste lächeln. Ich konnte mir gut vorstellen, dass mein kleiner Bruder das gleiche gesagt hätte. Plötzlich merkte ich, dass ich ihn unglaublich vermisste. Ich würde heute noch mit ihm skypen, er ging ja schließlich in den Ferien eh nie vor ein Uhr schlafen.

„Von Hanna musst du dich auch verabschieden! Mit einer Umarmung!", hörte ich eine wütende Zoe, doch bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich einen dumpfen Schmerz in meinem rechten Bein. Ich fiel vornüber auf Nicks Schoß und stieß mit dem Kopf am Rand des Maxi-Cosi von Melody an. Was weiter passierte bekam ich nicht mehr mit, denn die Welt um mich herum wurde schwarz und ich fühlte gar nichts mehr. Nicht die Hitze des Nachmittags, aber auch keine Kälte. Nicht den Schmerz in meinem Bein, nicht den an deinem Kopf, gar nichts. Dieses Gefühlslosigkeit war angenehm, ich genoss sie richtig. Es war, als ob ich fliegen würde, so leicht kam ich mir vor. Die Ruhe um mich herum war auch nicht angsteinflößend, wie sonst absolute Stille oft beschrieben wird. Nein, auch diese genoss ich. Ich wäre rundum zufrieden gewesen, hätte ich nicht im Unterbewusstsein die Gewissheit gehabt, dass etwas nicht stimmte. Ganz und gar nicht stimmte, doch so sehr ich auch nachdachte, ich kam nicht dahinter, was es war.

I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ