2. Kapitel

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Ich wachte auf, weil jemand an meiner Schulter rüttelte. Verwirrt öffnete ich meine verschlafenen Augen.

„Miss, Sie müssen aussteigen. Wir sind bei der Endstation", sagte die freundlich dreinblickende Busfahrerin. Sofort war ich hellwach. Ich hatte verschlafen! Gott sei Dank hatte ich die Telefonnummer meiner Gastfamilie.

Ich beeilte mich auszusteigen. Am Stationsschild stand Robinsonroad statt Sunset Park. Wieso hatte mich Alice nicht geweckt, wenn ich doch an der Station nicht ausgestiegen war? Und wieso hatte sie nicht wenigstens angerufen? Auf einmal fiel es mir ein. Ich hatte zwar ihre Nummer, aber sie nicht meine. Schnell suchte ich in meiner Tasche nach meinem Handy. Die erste Nummer im Adressbuch war auch schon die richtige. Im nächsten Moment stand ich auch schon wie versteinert da, allerdings nur für wenige Augenblicke. Dann sackte ich am Gehsteigrand zusammen und fing haltlos an zu schluchzen. Denn mein Handy hatte keinen Akku mehr. Es ließ sich nicht einmal einschalten. Dabei hatte ich es doch noch vor dem Flug aufgeladen.

Ein Auto bremste neben mir scharf ab. Ich hob jedoch nicht meinen Kopf. Ich war zu erschöpft. Erst als eine Türe geöffnet wurde und jemand auf mich zuging hob ich meinen Kopf. Richtig erkennen konnte ich jedoch nichts, da meine Augen voller Tränen der Erschöpfung und Hilflosigkeit waren. Es war eine Mädchen oder eine junge Frau.

„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte sie. Ich wischte mich die Tränen ab und versuchte mich zu beruhigen, was jedoch schwer möglich war, denn vor mir stand niemand anderer als meine Lieblingssängerin, Taylor Swift.

Ich zwang mich, meinen offen stehenden Mund zu schließen. Dann räusperte ich mich und sagte:

„Kannst du mir sagen, wie ich zum General Kershaw Drive komme?"

„Welche Nummer?" Ich nannte ihr die Hausnummer der Bakers und sie lächelte mich an.

„Ich kann dich mitnehmen. Steig ein!" Erleichtert und zugleich besorgt stieg ich ein. „Wie heißt du?", fragte sie mich, als wir losfuhren.

„Oh, hab ich das noch gar nicht gesagt?"

„Nein!", antwortete sie belustigt.

„Ich heiße Hanna, Hanna Ernst."

„Ich bin Taylor Swift und die süße Kleine da hinten heißt Melody", sagte sie. Ich wunderte mich, dass sie ein Baby dabeihatte, fragte aber nicht danach.

Während der Autofahrt unterhielten wir uns, wobei ich merkte, dass wir viele Sachen teilten. Wir hatten beide hatten einen jüngeren Bruder, passten gerne auf Kinder auf, waren in der Schule nicht sehr beliebt gewesen und sangen sehr gerne. Nach einer etwa 20-minütigen Fahrt kamen wir zu einem weißen Haus mit rotem Ziegeldach. Erst auf den zweiten Blick fiel mir auf, dann es ein Zweifamilienhaus war, nur dass die eine Seite ungefähr doppelt so groß war wie die andere.

Taylor half mir meinen schweren Koffer aus dem Kofferraum zu hieven. Ich bedankte mich bei ihr und sie umarmte mich lächelnd. Dann klingelte ich an der Tür, an der ein Schild mit der Aufschrift „Baker" hing. Nach ein paar Sekunden riss eine junge Frau die Tür auf und sah mich erleichtert an, nachdem sie einen Blick auf mein Gepäck geworfen hatte.

„Gott sei Dank, du bist hier! Komm rein!", rief sie. Ich drehte mich noch einmal um, aber das Auto war nirgends zu sehen.

I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora