Chapter 28

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Ich kletterte noch etwas weiter hoch in die Baumkrone, um über den Wald hinweg zu sehen.

Das gab mir immer ein bestimmtes Gefühl von Freiheit, einfach ich selbst sein. Es war ein schönes Gefühl.

Die Kapuze und meine Haare waren schon komplett nass, doch das störte mich nicht wirklich. Ich versuchte einfach nur, etwas den Moment zu genießen.

Ein Vogel flog relativ nah an mir vorbei. Mein Blick folgte ihm etwas, bevor ich mich wieder zurückdrehte und wieder über den Wald schaute.

Im Hintergrund konnte man ganz leicht ein paar Berge erkennen.

Damals, vor drei Jahren, war ich dort und musste eine Mission erfüllen. Es war das erste Mal, dass ich ein Kind umgebracht hatte.

Heute graut es mir davor, wenn ich darüber nachdenke, dass ich es jetzt einfach machen würde, ohne auch nur einen schlechten Gedanken zu haben.

Die Kommission hatte mich ordentlich ausgebildet, was das anging. Und ich merkte es nichtmal.

Ein weiterer Vogel flog an mir vorbei. Darauf folgte noch ein dritter.

Ich sah ihnen verwirrt hinterher, da mich plötzlich so ein komisches Gefühl umgab. Ich konnte es nicht beschreiben, aber irgendwas fühlte sich falsch an.

Mein Körper ging sofort in den Bewachungsmodus. Ich spannte mich an und stand auf, sodass ich nun nicht mehr saß.

Ich betrachtete die ganzen Baumkronen etwas genauer. Immer wieder fuhr mein Blick über die Bäume und die Vögel, welche einzeln in meine Richtung kamen.

Der Regen wurde stärker und ich konnte in der Ferne bereits einen Donner hören. Außerdem kam eine sehr dunkle Wolke auf uns zu.

Auf einmal wurden, in ungefähr 300 Meter Entfernung sehr viele Vögel aufgescheucht. Das war auch genau der Punkt, wo die anderen eben herkamen.

Ich seufzte und sprang dann an einen Ast, an welchem ich mich nun lang hangelte. Ich sprang von Ast zu Ast, schwang mich mit Hilfe Lianen durch den Wald und zog schließlich meinen Bogen.

Mit gespannten Pfeil platzierte ich mich nun auf einem Ast und beobachtete, wie eine Person schreiend in mein Blickfeld lief.

Es war ein Mädchen, vielleicht drei Jahre jünger als ich. Sie hatte schwarze Haare und etwas dunklere Haut. Ihre Augen waren stechend grün.

Sie hatte ein Katana auf ihrem Rücken hängen und eine Pistole an ihrem linken Bein.

Im nächsten Moment kam plötzlich Kena hervor. Ich spannte mich noch etwas mehr an und betrachtete die Situation ganz genau.

„Ach komm schon! Das war nicht so gemeint!", zischte Kena, welche komplett nass vor dem Mädchen stand. Sie war auch komplett nass.

„Doch, war es! Jetzt lass mich endlich in Ruhe und verschwinde!"

Kena blickte sie noch kurz wütend an, bevor sie auch schon davonlief. Das Mädchen hingegen setzte sich auf einen liegenden Baumstamm und fuhr sich seufzend durch die Haare.

Ich entschied mich nach ein paar Minuten, von dem Baum zu kommen. Also sprang ich runter und landete vor dem Mädchen.

Sie hob ihren Kopf und da konnte ich sehen, dass sie etwas weinte. Ich sah sie an.

„Was war das gerade?", fragte ich sie.

„Das war eine Freundin von mir. Sie hat mich hängen lassen", meinte das Mädchen enttäuscht.

Ich hob meinen Kopf etwas, bevor ich ihr meine Hand hinhielt und lächelte.

„Robyn."

„Juno", lächelte sie und nahm meine Hand.

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