42; Teil 2: Sommer 2006

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Christian

Marie endlich wieder bei mir zu haben, ist das Beste, was mir seit Langem widerfahren ist. Ich wollte sie die ganzen Monate über nicht drängen, zu mir zu kommen. Zumal sie selbst auch nie vorgeschlagen hat, mich zu besuchen.

Gleichzeitig hat sie mich auch nicht zu sich eingeladen, sodass ich letztlich von einem Überraschungsbesuch abgesehen habe. Nachher hätte sie das nur noch mehr unter Druck und Stress gesetzt. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Also habe ich ihr eben viele Briefe und kleine Geschenke geschickt, um ihr zu zeigen, dass ich, auch wenn sie gerade eine schwere Zeit durchmacht und es ihr nicht gut geht, für sie da bin. Diese Unterstützung hat ihr gut getan, denn als ich sie vor vier Tagen am Bahnhof abholte, sah sie erholt und gesund aus.

Anscheinend ist die stressige Zeit jetzt endlich vorbei und ich hoffe, wir erleben nie wieder eine so lange Phase der Trennung. Zum Glück ist ihr Volontariat in ein paar Monaten vorbei. Dann kann sie zu mir nach Berlin ziehen und wir können endlich zusammen leben, wie es sich auch gehört.

Ich habe mich auch schon extra bei ein paar Bekannten erkundigt, die bei Zeitungen in hohen Positionen angestellt sind, ob sie nicht eine fähige Mitarbeiterin brauchen würden. So wie es sich angehört hat, hätte Marie hier gute Chancen.

Jetzt habe ich noch ein etwas verbindlicheres Gespräch mit einem von der Berliner Zeitung. Vielleicht habe ich heute Abend dann eine wunderbare Überraschung für Marie. Sie wird sicherlich begeistert sein, bei der größten Abonnementzeitung in dieser Gegend arbeiten zu dürfen. Ich hoffe nur, dass alles bei diesem Gespräch so läuft wie gewünscht.

Es wäre eine so großartige Nachricht, die ich für Marie hätte. Wir könnten dieses Arbeitsangebot dann auch gleich im Margaux feiern. Sicherlich wird dieses exquisite Restaurant, das brillante vegetarische Menüs zaubern kann, Marie umwerfen. Vielleicht gehen wir davor auch noch shoppen, damit sie auch ein schönes Kleid für diesen besonderen Abend hat. Bestimmt hat sie wieder die schicken Kleider bei sich vergessen. Aber das macht nichts. Ich kaufe Marie gern etwas Neues.

Es könnte also wirklich nicht besser laufen. Alles, was mein Glück jetzt noch perfekt machen würde, ist eine gemeinsame Wohnung mit Marie. Ich hoffe, dass wir spätestens Weihnachten zusammen in unseren eigenen vier Wänden feiern können. Und dann möchte ich auch endlich den nächsten Schritt mit Marie gehen und sie fragen, ob sie meine Frau werden möchte.

Aber bevor ich diesen Wunsch wahr werden lassen kann, muss ich ein noch paar Monate arbeiten, damit ich uns eine unvergessliche Hochzeit und vollkommene Flitterwochen schenken kann. Ich habe schon ein paar Ideen, die ich bereits mit zwei Bekannten aus der Hochzeitsbranche besprochen habe. Sie lassen sich alle realisieren, sind aber sehr kostspielig. Doch mir ist kein Preis zu hoch, um Marie den schönsten Tag ihres Lebens zu bereiten. Marie wird durch mich die glücklichste Frau der Welt werden.

Vater wird sehr stolz auf mich sein, dass ich in jungen Jahren schon so viel erreicht habe. Mutter wird sich freuen, Marie nun ganz und gar als vollwertigen Teil unserer Familie betrachten zu können. All meine Bekannten und Freunde werden vor Neid erblassen. Und Mark wird endlich erkennen, dass ich, der Erstgeborene, der unschlagbare Siegertyp in unserer Familie bin und dass er mir nie das Wasser wird reichen können.

Es wird alles perfekt werden. Ich spüre es und ich sehe es, wenn ich in Maries wunderschöne Augen schaue, die mich auch nach neun Jahren Beziehung immer noch voller Liebe und Verständnis anblicken.

Stille WasserOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz