„Hanna! Was machst du denn hier?", fragte sie mich und umarmte mich.

„Ich wollte mit dir reden und hab deine Handynummer nicht mehr. Deswegen hat mich Alice – das ist meine Gastmutter – hierher gebracht." Ich konnte auch nicht anders, als sie anzugrinsen. Dieses Mädchen versprühte einfach gute Laune, wie andere Deo versprühten.

„Willst du einen Kaffee trinken gehen?"

Ich fing an zu lachen, denn genau das gleiche hatte ich sie gerade fragen wollen, und nickte euphorisch.

Der Weg zu dem Cafe, das Alison im Plan hatte, war nicht weit. Dort angekommen, suchten wir uns einen Tisch ganz hinten in der Ecke, wo wir hofften, ungestört zu sein. Generell war das Lokal nicht besonders voll, was mich wunderte. Mitten in der Stadt und so nah beim Krankenhaus ...

Sobald wir uns auf die Eckbank gesetzt hatten, wuselte schon eine stark geschminkte, zaundürre Kellnerin mit zwei Speisekarten auf uns zu. Als sie wieder weg war, flüsterte Alison mir grinsend zu: „Die hat einmal voll mit einem Kollegen von mir geflirtet. Naja, nicht nur sie mit ihm ..."

Ich fing an zu lachen. Es war so befreiend, im gleichen Raum wie Alison zu sein. Plötzlich hörte ich mein Handy in meiner Tasche klingeln. Schnell nahm ich es heraus – zum Glück hatte ich nicht viel in meiner Tasche, sodass ich es gleich fand – und sah am Display, dass Austin mich anrief. Zögernd sah ich auf.

„Willst du nicht abheben?"

Doch natürlich wollte ich, aber ich traute mich nicht. Außerdem wollte ich mit Alison reden.

„Ähm ... ich glaube nicht", antwortete ich deshalb zögernd.

„Wer ist es denn?", fragte Alison und nahm mir mein Telefon aus der Hand. „Austin? Der Junge, der im Krankenhaus die ganze Zeit bei dir am Bett gehockt ist?"

Zu meinem Entsetzen erlöste sie das Handy vom Klingeln und sagte: „Hi, Austin. Hier ist Alison, aber du willst bestimmt mit Hanna reden. Ich gebe sie dir gleich. Vorher musst du mir aber eine Frage beantworten." Sie stand auf und zischte mir zu, dass ich mich ja nicht trauen sollte, ihr nachzugehen. Sprachlos sah ich ihr hinterher.

Kurze Zeit später kam sie grinsend wieder zu mir zurück und hielt mir dein Handy hin.

„Hey ...", sagte ich. Da ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte, schwieg ich einfach.

„Hey Hanna. Willst du heute Abend wieder zu uns rüberkommen? Ich habe ein paar Wohnungen zur Auswahl und würde sehr gerne deine Meinung zu ihnen hören. Wäre das okay für dich?"

„Ja, sehr gerne. Wo sind sie?"

„Ganz verstreut in Nashville, aber lass dich überraschen", erwiderte er und ich hörte, dass er lächelte. „Dann bis später?"

„Mhm ... Wolltest du heute nicht eigentlich nach Hause fahren?", erkundigte ich mich, als mir einfiel, was er mir am Tag zuvor erzählt hatte.

„Ja, schon ... Aber erst später ..."

„Okay, dann sehen wir uns am Abend!"

„Bis dann!

Erst als ich aufgelegt hatte, sah ich, dass Alison mich genau musterte.

„Was?", fragte ich sie.

„Nichts ... Es ist nur ... Etwas, was ich aus ihm herausgequetscht haben ..."

„Sag schon!"

„Nein, das wäre unfair"

„Unfair? Und es ist nicht unfair, dass du mich gezwungen hat, mit ihm zu reden?"

„Nein, das war nett von mir!", kicherte sie.

„Komm, sag es mir bitte!", flehte ich die Krankenschwester an.

„Nein!" Alison presste ihre Lippen aufeinander, was unglaublich komisch aussah, da sie immer noch kicherte. Jetzt fing auch ich an, zu lachen.

                   

Viel zu schnell war die Zeit vergangen und schon wieder saß ich im Auto. Dieses Mal allerding in einem Taxi, denn Alice war schon vor drei Stunden mit den Kindern nach Hause gefahren. Zum Schluss hatten Alison und ich Nummern getauscht. Gut, dass sie nun auch meine hatte, falls ich ihre wieder verlor.

Der Taxifahrer hielt und nannte mir den Preis. Es war gar nicht so viel dafür, dass ich in einer Stadt war. Sobald ich ausgestiegen war, brauste das Auto auch schon wieder davon, sodass einige der kleinen Steinchen, mit denen der Platz gefüllt war, herumspritzten. Eines traf mich sogar an meiner Hand. Bestimmt würde ich an der Stelle einen blauen Fleck bekommen.

Als ich fast bei der Haustür der Bakers angelangt war, hörte ich Austins Stimme hinter mir. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Der Junge stand in der Tür und lächelte mich an. Dabei spürte ich das altbekannte Kribbeln im Magen, bei dem ich nie wusste, ob mir übel war oder nicht. Langsam ging ich auf Austin zu, der mich bei jedem Schritt genau und wortlos beobachtete.

„Willst du reinkommen?", fragte er mich schließlich, als ich schon fast vor ihm stand. Stumm nickte ich, denn ich brachte kein Wort heraus.

„Dieses Mädchen, mit dem du dich getroffen hast, ist echt schräg", meinte er, als ich an ihm vorbei in den Flur trat.

Plötzlich waren meine Worte wieder da und ich musste mich zurückhalten, um nicht loszusprudeln. Ein „Was hat Alison denn gesagt?" konnte ich mir dennoch nicht verkneifen. Es interessierte mich brennend, was die beiden beredet hatten. Aber auch Austin schien es mir nicht sagen zu wollen. Er wurde rot und murmelte irgendwas von: „Ach nichts ..."

Es ärgerte mich ziemlich, dass mir die beiden das verschwiegen, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und steuerte schnurstracks auf das Wohnzimmer zu.

„Willst du nicht mit rauf kommen?", fragte mich Austin und klang verlegen. Als ich mich zu ihm umdrehte und ihn verwundert ansah, musterte er den Boden vor meinen Füßen. „Nur weil ... Ich hab dort meinen Laptop ... mit den Bildern der Wohnungen und ... ähm ...", er verstummte.

„Okay!" Ich folgte ihm die Treppe in den ersten Stock hinauf. Dabei wurde mir bewusst, was ich tat. Ich ging alleine mit einem Junge in ein Zimmer, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Überhaupt war ich bis jetzt nur im Erdgeschoss gewesen. Wer wusste schon, ob dort oben nicht gruselige Wesen herumgeisterten. Ich bekam eine Gänsehaut.

„Sei nicht so hysterisch!", befahl ich mir innerlich. „Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen ..."

„Alles okay?" Austin war bereits oben angelangt und betrachtete mich mit einem Blick, den ich nicht ganz deuten konnte. Es lag etwas wie Besorgnis darin, aber auch noch etwas anderes.

Ich nickte. Was sollte ich auch schon sagen. Wohl eher kaum so etwas wie „Mir ist gerade bewusst geworden, dass wir beide allein in einem Zimmer sein werden" oder „Gibt es da oben Zombies?".

I'm only me when I'm with you (Taylor Swift)Where stories live. Discover now