Kapitel 89 - Slice of Life - A New Life

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Es hatte sich gut angefühlt, mit jemandem über alles zu sprechen. Lisa war eine gute Zuhörerin und sie hatte ihr wirklich alles erzählt. Jedes noch so kleine Detail und sie hatte sie kein einziges Mal unterbrochen. Doch nun fühlte Sheila sich ausgelaugt und ihr wurde bewusst, dass ihr mit Jonathan nicht mehr viel Zeit blieb. Gleich musste sie zur Arbeit und sicherlich würde er ihr morgen aus dem Weg gehen. „Wenn irgendetwas sein sollte, dann ruf an oder komm vorbei, okay?", verabschiedete Lisa sie und drückte sie fest an sich. Sheila nickte, dann ging sie gemeinsam mit ihrem Vater in Richtung nach Hause. Er wollte sich ihr Auto noch einmal ansehen, ob sie es besser reparieren lassen sollte. Das erste Stück gingen sie schweigend, doch dann räusperte Darren sich und sie spürte, dass er sie musterte. „Wie wollt ihr jetzt weiter machen?", fragte er und obwohl es eine einfache Frage war, wusste sie darauf keine Antwort. „Naja, ich denke er wird am Montag oder vielleicht auch schon Sonntag Abend wegfahren. Oder ich soll gehen. Keine Ahnung. Ich wollte noch mit ihm darüber sprechen, aber das ist im Moment gar nicht so leicht", erklärte sie und kam sich auf einmal ziemlich dämlich vor. „Warum ist es nicht so leicht? Blockt er ab?", hakte ihr Vater nach, doch Sheila seufzte nur. „Ach, er ist immer so schnell genervt und dann redet er nicht mehr. Ich weiß, dass er eigentlich will, dass es mit uns funktioniert, doch gleichzeitig sagt er ziemlich gemeine Dinge", erklärte sie und ihr Vater nickte. „Ich weiß, du hast schon mit Lisa darüber gesprochen, aber... vielleicht solltest du am Montag auf jeden Fall zum Arzt gehen. Sprich mit ihm ab, dass du ihn vielleicht anrufst, ob du wirklich schwanger bist", sagte er und auf einmal klang er besorgt. Das Timing für seine Pause oder wie auch immer er es nennen wollte war wirklich ungünstig. „Ja, ich rufe Montag an und mache einen Termin. Vielleicht bleibt er ja dann doch bis zum Termin und wenn der gut verläuft, kann ich ihn vielleicht überzeugen, dass er bei mir bleibt", sagte sie und vor ihrem inneren Auge erschien das Bild, wie sie gemeinsam zum Frauenarzt gingen und dann, wenn sie endlich Gewissheit hatten, wäre alles wieder gut. „Du kannst ihn fragen, ob er mit zum Termin kommen will. Aber wenn er eine Auszeit einlegen will, dann lass es ihn tun. Denn so wie es im Moment zu sein scheint, kann es ja nicht weitergehen", riet er ihr und resigniert nickte sie. „Ich versuche gleich noch einmal mit ihm zu reden", sagte sie und senkte den Blick. Zum Glück verstand ihr Vater, dass sie nicht weiter darüber reden wollte und schwieg ebenfalls, bis sie vor ihrem Auto standen. Darren ging einmal darum herum und betrachtete einige der Beulen. Sheila beobachtete ihn, doch er kratzte sich hin und wieder an der Stirn, was sie als schlechtes Zeichen deutete. Nachdem er seine Begutachtung beendet hatte, warf er ihr einen zerknirschten Blick zu. „Ich an deiner Stelle würde in die Werkstatt fahren. Manche Dellen sind schon tief und es könnte durchrosten. Vielleicht ist auch etwas verzogen", sagte er dann und Sheila nickte langsam. Fantastisch. Wenn Jonathan sie nächste Woche oder sogar noch länger allein lassen würde, hätte sie auch noch kein Auto. „Vielleicht kannst du Matthias Auto leihen. Er wird es doch erst einmal nicht brauchen", schlug er dann vor, als könnte er ihre Gedanken lesen. „Stimmt. Ich frage ihn mal", sagte sie und machte sich eine Notiz auf ihrer To-Do-Liste in ihrem Kopf, die immer länger wurde. Sie seufzte. „Soll ich das mit der Werkstatt für dich regeln?", fragte er dann und dankbar nickte sie. „Danke, das wäre nett", antwortete sie und war erleichtert, dass ihr Vater ihr doch noch immer so viel abnahm. „Gut. Aber jetzt solltest du zu ihm rein gehen. Ich habe ihn gerade schon am Fenster gesehen", sagte er leise und sofort riss sie den Blick hoch. Doch er war nicht mehr zu sehen. „Ich melde mich spätestens Montag", sagte sie noch, dann verabschiedeten sie sich. Sheila ging zur Haustür und kramte mit zitternden Fingern ihren Schlüssel aus ihrer Handtasche, doch bevor sie aufschließen konnte, wurde die Tür geöffnet. Jonathan linste durch den winzigen Spalt und eine Weile sahen sie sich einfach nur an, dann öffnete er die Tür weiter und sie trat in den Flur. Jonathan stand unschlüssig vor ihr, doch er sah ihr tief in die Augen. „Hey", sagte sie sanft, doch dann ging sie an ihm vorbei, zog sich die Schuhe aus und holte die Tupperdose mit Essen aus ihrer Handtasche. „Hab ich dir mitgebracht", sagte sie und reichte sie ihm. Zögerlich nahm er sie entgegen, doch er sagte nichts. Sheila ließ ihre Handtasche auf die Ablage an der Garderobe sinken, dann ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa fallen. Sie hatte noch ein wenig Zeit, bis sie sich umziehen musste und sie hoffte, dass Jonathan vernünftig mit ihr reden würde. Es gab viel zu besprechen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er zu ihr ins Wohnzimmer geschlichen kam und die Dose mit dem Essen in die Küche brachte, dann kam er zurück und setzte sich so vorsichtig neben sie, als hätte er Angst, das Sofa könnte unter ihm zerbrechen. Er wirkte irgendwie verlegen oder so, als hätte er etwas ausgefressen. „Wie war es bei deinem Vater?", fragte er dann und musterte sie aufmerksam aber doch irgendwie reserviert. „Gut. Ich habe viel mit Lisa geredet", antwortete sie und er nickte langsam. „Und was hat sie gesagt?", wollte er wissen, doch Sheila konnte es gar nicht in einem Satz zusammenfassen. „Naja, eigentlich habe ich die meiste Zeit geredet und sie hat zugehört. Sie meint, dass ich dir die Zeit geben soll, die du brauchst um... dich zu erholen", erklärte sie und hoffte, dass er es nicht falsch verstand. Doch zum Glück nickte er nur, dann schwiegen sie. Es war nicht unangenehm, aber doch fehlte ihr die Lockerheit von früher. „Meinst du, wir können noch besprechen, wie es in den nächsten Tagen weiter gehen soll?", fragte sie und warf ihm einen schüchternen Blick zu. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er bei ihr bleiben sollte, doch ihr war klar, dass sie sich dann nur weiter streiten würden. „Okay", sagte er schulterzuckend und sie sah ihn abwartend an, doch er sagte nichts mehr. Sie rutschte näher an ihn heran und legte ihre Hand auf sein Knie. Viel lieber wäre sie ihm um den Hals gefallen, doch sie wusste nicht, ob er das wollte. „Wie hast du dir das alles vorgestellt?", fragte sie dann und kam sich blöd vor. Plante man so etwas? Oder war es nicht normalerweise so, dass einer fluchtartig das Haus verließ und für ein paar Tage verschwand? Das hatte Ville immer gemacht. Jonathan rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her, doch dann legte er seine Hand auf ihre. „Zuerst will ich dass du weißt, dass ich dich liebe. Auch wenn ich in den letzten Tagen viele Dinge gesagt habe, die ich am liebsten zurücknehmen würde", sagte er und sah ihr tief in die Augen. Sheila spürte, wie ihre Wangen heiß wurden und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Aber gleichzeitig weißt du genau so gut wie ich, dass es so nicht weitergehen kann. Mir ist klar, dass es an mir liegt und dass ich derjenige bin, der diese Auszeit braucht, doch vielleicht kannst du es verstehen", fuhr er fort und sofort nickte sie. „Ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Allerdings wird es mir schwer fallen. Wenn ich schon daran denke, von dir getrennt zu sein wird mir schlecht", erwiderte sie und er nickte. „Mir auch, aber es muss sein. Falls jedoch irgendetwas ist, falls dir was passiert oder so, ruf mich immer an, okay?", fragte er dann und drückte ihre Hand ein wenig fester. „Okay. Da fällt mir noch etwas ein, das ich dich fragen wollte", sagte sie und erinnerte sich an den Rat ihres Vaters. Neugierig sah er sie an. „Ich sollte am Montag zum Arzt gehen, damit wir sicher sein können, ob ich schwanger bin. Willst du mitkommen? Oder soll ich dich anrufen, wie das Ergebnis ist?", fragte sie und auf einmal fing sie an zu zittern. Hoffentlich würde er mitkommen, denn das war doch einer der Momente, den sie sich schon so oft ausgemalt hatten. Wie sie gemeinsam das erste Ultraschallbild ihres Kindes ansahen. Jonathan schluckte schwer, doch dann nahm er seine Hand von ihrer und legte ihr dem Arm um die Schultern. „Wenn du willst, dann komme ich mit. Es ist nur...", setzte er an, doch dann verstummte er. Sheila fiel ein Stein vom Herzen, dass er sie begleiten wollte. „Mir ist klar, dass der Zeitpunkt ungünstig ist, aber wenn ich nicht bald hier raus komme, platze ich noch. Nicht direkt wegen dir, sondern so generell. Ich fühle mich ausgebrannt", erklärte er dann. Sheila sah ihn eine Weile an, doch dann nickte sie langsam. Sie kannte das Gefühl, das er beschrieb nur zu gut. Doch besser er würde kurz am Anfang der Schwangerschaft verschwinden als am Ende und womöglich noch die Geburt verpassen. „Ich verstehe dich ja. Also willst du weg von hier?", fragte sie und obwohl es gemein klang, wollte sie hier bleiben. Wenn er schon eine Pause wollte, dann sollte er gehen. „Ja, ich weiß noch nicht, wo ich hin soll, aber vielleicht nehme ich mir ein Hotelzimmer. Ich will irgendwie auch nicht zu weit weg sein, falls irgendetwas ist", sagte er und Sheila nickte. Es war doch ein beruhigendes Gefühl, dass er sich trotz allem noch um sie sorgte. „Okay. Und... darf ich dir schreiben oder dich anrufen, wenn ich es gar nicht mehr aushalte?", fragte sie, doch ihr war klar, dass sie es zumindest versuchen musste. Jonathan seufzte, doch dann nickte er. „Wir müssen versuchen, zumindest ein paar Tage Abstand zu bekommen", sagte er. Sheila schluckte. Ihr würde es ziemlich schwer fallen und sie musste sich mit Sicherheit irgendwie ablenken. Wahrscheinlich würde sie ihren Bruder und ihren Vater oft besuchen, nur damit sie nicht ganz allein war. „Aber du wirst auf jeden Fall wieder kommen?", fragte sie leise und obwohl sie bisher nicht den Eindruck hatte, dass er sich auf und davon machen und und nie wieder kommen würde, musste sie es doch einmal hören. Er lachte leise. „Ich werde auf jeden Fall wieder kommen. Wir reden doch nur über ein paar Tage", sagte er und schüttelte sie. Nun lachte auch sie. „Na gut. Du hast recht", gab sie zu, dann suchte sie seinen Blick. Sofort fing es in ihrem Bauch an zu kribbeln, als sie seine hellblauen Augen sah. Langsam führte sie ihr Gesicht näher an seines, bis ihre Lippen sich trafen. Es fühlte sich schön und vertraut an, aber gleichzeitig war es doch nicht mehr wie früher zwischen ihnen. Jonathans Atem beschleunigte sich, doch er löste sich schneller als ihr lieb war wieder von ihr. „Weißt du eigentlich, wie sehr es mir leidtut, dass ich dich so oft verletzt habe?", fragte er dann und fing an, ihr über den Oberarm zu streichen. Sheila lächelte, denn ihr war klar, dass er es nicht mit Absicht tat. Doch gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass sie schon viel Schlimmeres durchgestanden hatte. Nicht, dass es seine Beleidigungen und seine überzogenen Reaktionen wettmachte, doch sie glaubte, dass er es viel schlimmer empfand als sie. „Schon gut. Du musst das nicht immer sagen. Ich weiß, dass du es nicht aus böser Absicht getan hast. Aber trotzdem muss es aufhören", sagte sie, dann lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Sie wollte jeden Moment genießen, in dem sie sich nicht stritten. Jonathan drückte ihr einen Kuss auf den Kopf, doch dann löste er sich von ihr und stand auf. Sofort fühlte Sheila sich verloren und sie folgte ihm in die Küche, doch er holte sich nur die Dose mit dem Essen. Sie folgte ihm wieder zurück zum Esstisch, wo er sich auf seinen Platz setzte und ihr einen belustigten Blick zuwarf. Sie ließ sich ihm gegenüber nieder und streckte die Hand nach ihm aus, doch schnell zog sie sie wieder zurück. Sie wollte ihn nicht nerven und zu anhänglich sein. „Wie war die Arbeit?", fragte sie, einfach nur um noch ein wenig mit ihm zu quatschen. Doch er zuckte kaum merklich zusammen. Schnell lächelte er, schluckte seinen Bissen hinunter und lächelte. „Ganz gut. Ich habe etwas mehr geschafft als die letzten Tage, aber ich freue mich schon, wenn dieser verdammte Gips ab ist", sagte er betont lässig, doch Sheila entging nicht, wie nervös er war. Argwöhnisch sah sie ihn an, doch ihr war sofort klar, dass Karima ihm wieder geschrieben haben musste. Kurz überlegte sie, ob sie so tun sollte, als hätte sie seine Reaktion nicht bemerkt, doch dann entschied sie sich dagegen. Zwar erwartete sie nicht, dass er ihr jedes kleinste Detail aus seinem Leben erzählte, doch Karima war doch im Moment einer der Gründe, warum sie stritten. „Karima hat dir wieder geschrieben, oder?", fragte sie genauso bemüht lässig wie er. Er sah sie ausdruckslos an, offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie es erraten würde. Noch einige Sekunden sah er sie einfach nur an, doch dann nickte er. „Was denn?", wollte sie wissen, doch anstatt zu antworten biss er die Kiefer fest aufeinander und sah auf sein Essen, dann schob er sich eine weitere Gabel in den Mund. „Hast du die Nachricht gelöscht?", bohrte sie weiter und wieder nickte er, doch dieses Mal ohne sie anzusehen. Ihr war klar, dass da mehr war. Er hatte die Nachricht nicht einfach gelöscht. „Hast du ihr davor geantwortet?", fragte sie ihn weiter aus und sie kam sich vor wie in einem Verhör, doch sie musste es wissen. Jonathan legte beinahe behutsam die Gabel beiseite, dann schloss er die Augen und massierte sich die Schläfen. „Du willst es wirklich wissen?", fragte er, ohne sie anzusehen. „Ja, natürlich will ich das wissen. Du würdest es an meiner Stelle genau so wissen wollen", antwortete sie und sah ihn herausfordernd an. Endlich öffnete er die Augen, doch seine Unterlippe zitterte. „Sheila, warum reitest du so sehr darauf herum? Ich habe dir gesagt, dass sie mir egal ist. Aber wenn du es wirklich so genau wissen willst: Sie wollte sich noch einmal treffen und mir zu erklären, warum sie behauptet hat, ich hätte mit ihr geschlafen. Ich habe zugestimmt, damit ich die Sache ein für alle Mal klären kann. Wir treffen uns nächste Woche in einem Café oder so. Ihre Nachricht klang dieses Mal anders als sonst, sie scheint sich wirklich entschuldigen zu wollen", sagte er dann in einem Ton, der ihr gar nicht gefiel. Sheila glaubte, sie würde fallen. „Du willst mir sagen, dass du dich mit der Frau, die ganz offensichtlich auf dich steht und dich rumkriegen will in unserer Beziehungspause treffen willst?", fragte sie, doch sie bekam als Antwort nur ein Schnauben. Panisch drängte sie die Tränen zurück, doch eine einzelne lief ihr über die Wange. „Hör auf zu weinen. Du benimmst dich kindisch. Ich rede nur mit ihr und ich werde sie sofort abweisen, sollte sie etwas versuchen", erklärte er und zu ihrer Überraschung klang er nun nicht mehr ganz so hart. Sheila wischte sich schnell die Wange trocken, dann sah sie ihn wieder eindringlich an. „Du hast sie schon zwei Mal nicht abgewiesen. Aber es ist okay, ich will dir nichts verbieten. Solange du ehrlich zu mir bist und mir erzählst, wenn etwas passiert", erwiderte sie und hoffte, dass er nicht wieder eingeschnappt sein würde. Sie hörte ihn geräuschvoll ausatmen. „Okay. Ich werde dir erzählen, wie es war. Wenn du mir im Gegenzug erzählst, was du so getan hast, wenn ich nicht da bin", sagte er und streckte doch tatsächlich die Hand aus, damit sie einschlug. Als würden sie darüber verhandeln, was sie sich erzählten und was nicht. Demonstrativ ignorierte sie seine Hand. „Wir verhandeln doch nicht. Ich will einfach nur, dass du ehrlich zu mir bist und mich nicht anlügst. Das sollte selbstverständlich sein", erwiderte sie, woraufhin er seine Hand zurückzog und die Augenbrauen hochzog, als wäre er überrascht. „Wenn es selbstverständlich ist, warum sagst du mir das dann so?", fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich...", setzte sie an, doch ihr fiel keine passende Antwort ein. „Du was? Wenn es selbstverständlich ist, warum denkst du dann, du müsstest mich daran erinnern? Glaubst du, ich würde dir so etwas verheimlichen?", bohrte er weiter und sie fühlte sich auf einmal unwohl. „So habe ich es doch gar nicht gemeint", sagte sie, doch dann stand sie auf und verließ das Wohnzimmer. Ihr Körper hatte sich entschieden, sich aus der Situation zurückzuziehen. Einen kurzen Moment hoffte sie, dass Jonathan ihr folgen würde, doch sie wurde enttäuscht. Eilig lief sie die Treppe nach oben ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Tatsächlich wollte sie nun raus. Weg von ihm. Egal was sie sagte, er fühlte sich angegriffen oder provoziert. Er hätte einfach sagen können, dass sie sich keine Sorgen machen sollte und er es ihr erzählen würde. Dann wäre das Thema beendet gewesen und sie würde sich nicht den Kopf zerbrechen. Sie schlüpfte in ihre Arbeitsklamotten, machte sich kurz etwas frisch und lief dann wieder nach unten. Am liebsten wäre sie einfach gegangen, doch das brachte sie dann doch nicht übers Herz. Sie schnappte sich schon einmal ihre Handtasche, damit sie zur Not schnell verschwinden konnte, doch zögerlich ging sie noch einmal ins Wohnzimmer. Jonathan saß noch immer am Tisch, das Gesicht in den Händen vergraben. „Ich fahre jetzt los", sagte sie und ging zu ihm. Sanft legte sie ihm die Hand auf den Rücken und strich darüber. Erst nach ein paar Sekunden hob er den Kopf und sah sie aus tränennassen Augen an. „Es tut mir so leid. Ich weiß nicht, warum ich so empfindlich reagiere. Meine Nerven liegen einfach blank und du bekommst es immer ab", flüsterte er und Sheila nickte. Immerhin erkannte er das Problem. „Ruh dich aus. Ich komme etwa um halb eins zurück", sagte sie, obwohl er wusste, wann sie nach Hause kommen würde. Unsicher beugte sie sich zu ihm herunter und küsste ihn auf die Wange. Doch bevor sie sich wieder aufrichten konnte, legte er ihr die Hand an die Wange und drückte seine Lippen fest auf ihre. „Fahr vorsichtig", sagte er und sie nickte. Doch dann machte sie sich schnell auf den Weg, denn ihr Herz tat weh, wenn sie ihn so sah. 

Slice of Life - A New Life (in Überarbeitung)Where stories live. Discover now