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Ohne lange darüber nach zu denken, greife ich mir die kleine Tüte und schiebe sie in meine Hosentasche. Tyler schaut mich verwirrt an, versucht sich dann auf dem Hocker zu drehen, um zu sehen, wer hinter ihr den Raum betritt. Doch diese Bewegung scheint ihr nicht gut zu tun, da sie sehr rasch aufspringt und sich eine Hand vor den Mund hält. Zügig laufe ich zum Badezimmer und Tyler folgt mir. Gerade noch rechtzeitig, kann ich den Toilettendeckel öffnen, bevor sie sich den Tequila das zweite mal schmecken lässt. Langsam höre ich Schritte näher kommen, drehe mich daher zur Tür und sehe Maya mit drei Tüten dort stehen und mich fragend ansehen. Da Tyler noch beschäftigt ist, sage ich ihr, dass ich ihr ein Glas Wasser hole und verlasse das Bad. Zusammen mit Maya gehe ich in die Küche, wo auch sie nun die Flasche Tequila sieht, die beinahe leer ist. "War die voll als sie kam?", fragt sie mich entsetzt und ich nicke nur, während ich Tylers Glas erneut mit Wasser fülle. "Zwei Gläser? Du hast also auch getrunken?", wieder nicke ich und schaue sie dabei nicht wirklich an. In meiner Hosentasche befindet sich immer noch ein Päckchen voller Drogen und vor mir steht ein Detective. "Wieso trinkst du am Vormittag?", fragt Maya nun etwas frustriert. Ich stelle das Glas neben die Spüle und stütze mich auf dem Rand ab. Meine angespannte Haltung ist nun auch ihr aufgefallen, weshalb Maya ihr Hände an meine Schultern legt und sie langsam runter drückt. Sie zieht mich an sich, lehnt sich an mein Ohr und sagt leise:"Bitte rede mit mir.". Ich atme tief ein, doch bevor ich etwas sagen kann, räuspert sich Tyler im Hintergrund. "Kann ich das Glas Wasser haben?", fragt sie nicht ganz deutlich, als wir sie beide anschauen. Sofort greife ich nach dem Glas und trete zwei Schritte auf sie zu. Mit zittriger Hand nimmt sie es entgegen, schaut an mir vorbei und deutet mit ihrem Kopf in Richtung Maya. "Tyler darf ich dir meine Freundin Maya vorstellen?!", sage ich schmunzelnd. Darauf landet das Wasser, das Maya bis gerade noch in ihrem Mund hatte auf meinem Sweatshirt. Ein Glück das sie nicht größer ist, sonst wäre es in meinem Gesicht gelandet. "Dein Ernst?!". Doch bevor ich noch etwas sagen kann, hat sich Tyler bereits wieder umgedreht und läuft in Richtung Bad. "Wow. Scheinbar ist es sehr schockierend, dass du jemanden als deine Freundin bezeichnest.", höre ich Maya sagen und kann mir ihr Grinsen dabei schon vorstellen. Mit einem 'Dein-Ernst'-Blick, schaue ich die Blondine an, bevor ich mich zu ihr umdrehe und meine Hand sanft an ihre Wange lege. "Darf ich dich küssen?", frage ich leise und schaue ihr in ihre braunen Augen. Ein sanftes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, bevor sie diese auf meine Lippen legt. Wir trennen uns erst voneinander, als sich Tyler wieder räuspert. "Mir gehts echt nicht gut.", sagt diese und man sieht es ihr auch an. "Ich bring sie in das Gästezimmer.". Nach diesem Satz stütze ich Tyler und bringe sie vorsichtig die Treppe rauf. "Es tut mir leid. Ich habe länger nichts mehr gegessen.". Nichts was mich wirklich wundert. "Ruh dich aus und wenn du dich besser fühlst, reden wir noch einmal in Ruhe.". Vorsichtig lege ich sie auf dem Gästebett ab, decke sie zu und gehe dann noch einmal einen Eimer aus dem Putzschrank holen, eine Flasche Wasser, sowie eine Kopfschmerztablette. Alles zusammen stelle ich neben das Bett, in welchem Tyler bereits schläft und gehe dann wieder die Treppe runter. Doch anstatt direkt zu Maya in die Küche zu gehen, gehe ich schnell in das Arbeitszimmer, mache ein Foto von den Tabletten und lege sie dann in den versteckten Safe. Meinem Vater schicke ich das Bild. Ich vermute, dass es genau die Drogen sind, die dank Anatoli aktuell im Umlauf sind. Nun brauche ich eine Bestätigung. Noch bevor ich die Küche betreten kann, erhalte ich eine Nachricht von meinem Vater, dass er heute Nachmittag vorbei kommen wird. Ich hatte also recht.

Maya hat bereits die Einkäufe weggeräumt und auch die Gläser und das Brett mit der Zitrone stehen nicht mehr auf dem Küchentresen. "Bist du sauer?", frage ich sie ruhig und sie dreht sich zu mir um. Sie lehnt sich mit dem Rücken an das Spülbecken und schaut mir lange in die Augen. Ihre Arme sind vor der Brust verschränkt, doch ihre restliche Haltung ist entspannt. "Wieso ist sie betrunken und du nicht?", fragt sie mich. Kurz muss ich schmunzeln. "Weil ich gefrühstückt und weniger getrunken habe.". Sie nickt und schaut mich weiter an. "Jason hat auch gerne Vormittags getrunken.". Ihre Kiefermuskeln spannen sich nach diesem Satz an. Nun ist ihre Haltung nicht mehr entspannt, doch ich denke nicht, dass sie nun Angst vor mir hat. "Ich würde dir nie etwas tun.", sage ich ruhig, halte jedoch Abstand zu ihr. "Davor habe ich auch keine Angst. Nur was wäre gewesen, wenn heute Vormittag die Kontrolle wäre und du hättest getrunken? Ich hätte Tristan verloren an Jason.". Jetzt verstehe ich was los ist und sehe entschuldigend zu Maya. Dieser rollt eine Träne über die Wange, weshalb ich auf den Abstand verzichte und auf sie zu trete. Langsam streiche ich mit meinem Daumen die Träne weg. "Es tut mir leid. Auch wenn du es nicht glaubst, ich habe daran gedacht und auch deshalb darauf geachtet, nicht zu viel zu trinken.". Sie schaut in meine Augen. Ein leichter Tränenschleier liegt immer noch über ihren braunen Augen, ihre Muskeln sind weiterhin angespannt. Vorsichtig ziehe ich sie in meine Arme, immer in Sorge gerade zu weit zu gehen, aber sie lässt es zu und lehnt sich an mich. Es dauert einen Moment, bis sie sich entspannt und ihre Arme um meinen Körper legt. "Dein Pulli ist nass.", höre ich sie irgendwann gegen meinen Hals nuscheln und beginne zu lachen. Ich lehne mich ein Stück zurück und ziehe ihn einfach aus. Im Sport-BH stehe ich nun in der Küche und Maya lehnt sich erneut an mich. "Besser?", frage ich sie und bekomme nur ein leises "Viel.", zu hören.

Richtig oder falsch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt