Teil 21

479 31 0
                                    

Ich spüre ihren warmen Atem auf meiner Haut. Ihr Körper ist am zittern, doch die Tränen haben nachgelassen. Auch ihre Atmung ist wieder langsamer geworden und ihr Körper bebt nicht mehr. Trotzdem streiche ich weiter sanft über ihren Rücken und halte sie fest. Mir fallen ungefähr 1000 Dinge ein, die ich ihrem noch Ehemann gerne antun würde. Doch vermutlich wäre sie von 999 davon nicht begeistert. Also überlege ich, wie ich ihr helfen kann, ohne ihm körperlichen Schaden zu zu fügen. Natürlich ist mir bewusst, dass dafür das Video weg muss. Nur ist jetzt die große Frage, wie viele Kopien er von diesem hat. Während ich noch vertieft in meine Gedanken bin, spüre ich, wie sich die Frau in meinen Armen langsam wieder bewegt. Ich lasse sie sich ein Stück von mir entfernen, doch meine Arme bleiben um ihren Körper gelegt. Mit geschwollenen, roten Augen sieht sie mich nun an und beginnt leise zu Lachen. Überrascht blicke ich in ihr Gesicht. "Gehts dir gut?". Wieder lacht sie leise und reibt sich mit ihren Händen erst das Gesicht und streicht dann durch ihre Haare. "So hast du dir den Abend wohl nicht vorgestellt.". Nun muss auch ich leicht lachen. "Stimmt, aber das macht mir nichts. Wollen wir rein gehen?". Dieses mal schaut sie mich überrascht an. "Dir macht es nichts aus, dass wir noch nicht im Bett waren?", fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Ich lasse meine Arme sinken und drehe mich zur Tür. Nachdem ich die zwei Weingläser eingesammelt habe drehe ich mich noch einmal zu ihr um. "Manchmal lohnt sich das warten.". Dabei zwinker ich ihr zu, bevor ich durch die Tür in die Wohnung trete. Während ich die Gläser in die Spüle stelle und etwas Wasser in den Wasserkocher fülle, höre ich, wie Maya auch den Raum betritt und die Balkontür schließt. "Magst du auch einen Tee?", frage ich sie, wobei ich ihr dabei bereits eine Tasse mit aus dem Schrank nehme. "Gerne.", höre ich nur von ihr und sie setzt sich auf die Couch. Nachdem ich das heiße Wasser in die Tassen gefüllt habe, gehe ich langsam mit diesen zu ihr. Da meine Bluse leicht durchnässt und voll mit Make-Up ist, entschließe ich mich dazu, diese endlich zu wechseln. Ich lege Maya noch rasch eine Decke über die Beine, bevor ich ihre Stirn küsse und dann die Treppe hinauf gehe. Oben angekommen wechsel ich in ein Sweatshirt und nehme meinen Laptop dann mit nach unten. "Hat er das Video nur auf seinem Rechner oder nutzt er eine Cloud?", frage ich Maya, die mich mehr als verwirrt darauf ansieht. "Nutzt dein Ex eine Cloud, oder ist er eher nicht so technisch veranlagt?". Nun scheint sie zu begreifen worauf ich hinaus will. "Er hat es auf seinem Computer und seinem Handy. Eine Cloud hat er nicht! Doch ich kenne weder zu dem einen noch zu dem anderen das Passwort.". Betrübt sieht sie auf den Tee in ihrer Hand. "Das macht nichts, dass kriegen wir auch so hin. Seine Handynummer hast du noch oder?". Mit großen Augen sieht sie mich an. "Was hast du vor?". Ich grinse leicht und öffne meinen Laptop. "Willst du das wirklich wissen, auch wenn es nicht ganz legal ist?". Ihre Augen werden noch größer. "Alex was wirst du tun?". Ich kann mir ein seufzen nicht verkneifen. Es wäre vermutlich leichter, wenn sie nicht wüsste, was ich vor habe. "Ich schicke ihm eine Mail und eine SMS, mit beidem sorge ich für Zugriff auf seine Datein, dann kann ich das Video löschen.". Nun blicke ich in schockierte braune Augen. "Das kannst du nicht tun!", sagt sie leise. Mit fragendem Blick schaue ich sie an. "Und wieso nicht?". Während Maya nach einer guten Antwort zu suchen scheint, trinke ich einen Schluck Tee. "Das ist illegal.", stottert sie nach einiger Zeit und blickt dabei starr an mir vorbei. Ich stelle meinen Laptop neben mir auf der Couch ab und lege eine Hand an ihre Wange, sodass sie mich ansieht. Ihre Augen sind immer noch gerötet und ihr Gesicht leicht geschwollen. "Und ein solches Video zu besitzen und dir weh zu tun ist rechtens?". Langsam schließt sie ihre Augen und ich merke, wie sie wieder mit den Tränen kämpt. "Lass mich dir helfen. Das Video verschwindet und für Montag organisiere ich einen Termin bei meinem Anwalt.". Einige Sekunden sind ihre Augen geschlossen und ihr ist anzusehen, dass sie gerade mit sich kämpft. Nur leider bin ich mir nicht sicher, ob es nur der Kampf gegen die Tränen ist oder gegen den Drang, wieder davon zu laufen. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet sie wieder die Augen und sieht mich an. Man kann ihr ansehen, dass sie wirklich angst vor den Folgen hat. Sanft streiche ich ihr daher mit meinen Daumen über die Wangen. "Bitte vertrau mir. Ich werde nicht zulassen, dass er dir noch etwas antut.". Wieder vergehen Sekunden, die sich für mich wie Jahre anfühlen, bis diese wunderschöne Frau vor mir zaghaft zu nicken beginnt.

Richtig oder falsch?Where stories live. Discover now