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"Was hat das zu bedeuten?", fragt mich die blonde Frau vor mir erneut, doch ich starre sie nur an. Was soll ich auf diese Frage antworten? Wenn ich ihr erzähle, was zwischen meinem Vater und Anatoli vorgefallen ist, hat sie entweder genug Ansatzpunkte um meiner Familie zu schaden, oder ich ziehe sie in alles mit hinein und sie kommt zu Schaden. Meine Gedanken überschlagen sich, ich will auf keinen Fall, dass ihr etwas passiert. Ich will sie beschützen, doch müsste ich sie dann nicht auch vor mir und meinem Leben schützen? Bringe ich sie in Gefahr, dadurch dass ich mich immer weiter in sie verliebe? Ihre warme Hand an meiner Wange holt mich zurück auf die Terrasse und ich schaue in die tief braunen Augen der schönen Frau vor mir. "Worüber denkst du nach?", fragt sie ruhig, sieht mich dabei jedoch besorgt an. Kurz schließe ich die Augen und genieße ihre Berührung und das Gefühl, dass sie in mir auslöst. Nachdem ich noch einmal tief eingeatmet habe, zwinge ich mich zu lächeln und dank jahrelangem Training, scheint sie es mir ab zu kaufen. "Ich habe mich gefragt, ob du mich ins Bett begleiten würdest? Noch hätten wir die Chance auf etwas Schlaf.". Sofort sehe ich einen leichtes rot auf ihre Wangen treten und ich merke wie mir meine Wirkung auf sie gefällt. Ihre Hand liegt mittlerweile an meinem Oberarm, langsam trete ich ein Stück weiter an sie heran und lehne mich neben ihr Ohr. "Außer du möchtest nicht mit mir ins Bett?". Die Gänsehaut, die sich über ihren Körper ausbreitet, bleibt mir nicht verborgen, auch wenn sie ihre Hand von meinem Arm genommen hat. Ohne auf ihre Antwort zu warten, gehe ich an ihr vorbei, nehme die zwei Tassen und betrete die Wohnung. Nachdem ich die Tassen in die Spüle gestellt habe, höre ich, wie Maya die Terrassentür schließt. Noch immer an der Spüle stehend, spüre ich, wie sie ihre Arme um meine Taille legt und sich an mich drückt. Ihre Hände streichen dabei unter mein Sweatshirt und ich spüre ihren Atem auf meiner Haut. Die sanften warmen Lippen an meinem Hals, lassen mich meine Augen wieder schließen. Der Moment kommt mir ewig vor, bis ihre Lippen zu meinem Ohr wandern und sie leise "ich weiß genau, dass du an etwas anderes gedacht hast. Ich lasse mich nicht mehr so einfach von dir täuschen." sagt. Schlagartig öffne ich meine Augen, aber bevor ich mich umdrehen kann, hat sie bereits ihre Arme von meinem Körper gelöst und geht in Richtung Badezimmer. Ich hingegen stehe regenungslos dar und weiß zum ersten mal in meinem Leben nicht, was ich nun tun soll. Ich kann niemanden anrufen und fragen, kann mit keinem sprechen und finde wohl kaum bei Google jetzt die Lösung für meine Probleme. Also bleiben mir genau zwei Optionen. Entweder gehe ich zu ihr und weihe sie in alles ein, oder ich tue was ich am besten kann, gehe in das Arbeitszimmer und kümmere mich um die Firma.

Kurz bevor ich die Tür schließe, höre ich wie sich die Badezimmertür öffnet. Mir ist bewusst, dass ich eigentlich mit ihr reden müsste, doch nicht jetzt, nicht heute. Sie sollte sich auf das Gespräch morgen konzentrieren und sich keine Sorgen um mich machen. Auch wenn sie bisher nicht über ihren Sohn gesprochen hat, weiß ich, dass er ihr alles bedeutet. Und ich werde auf keinen Fall eine Ablenkung darstellen, während sie sich zu 100% auf den Kampf gegen ihren Ex fixieren sollte. Und so nehme ich in dem großen Lederstuhl platz und fahre den Computer hoch. Erneut höre ich eine Tür und nehme daher an, dass Maya nun im Schlafzimmer ist. Es ist gut, wenn sie sich noch etwas ausruhen kann. Aufgrund der Schmerzen in meinem Rücken, könnte ich vermutlich sowieso keine Sekunde still liegen. Wobei auch sitzen nicht besonders angenehm ist, allerdings blende ich das aus und fokussiere mich auf die Firma. Da sowohl mein Vater als auch ich die nächste Zeit vermutlich durch Abwesenheit glänzen werden, schicke ich Anweisungen für die komplette Woche raus. Die geplanten Meetings verschiebe ich um eine Woche und kümmere mich dann um einige unerledigte Punkte. Erst als ein helles rötliches Licht den Raum erleuchtet, schaue ich auf die Uhr. Es ist bereits kurz nach 6 Uhr und in zwei Stunden werden wir uns auf den Weg machen müssen, um pünktlich in der Kanzlei zu sein. Ich stehe aus dem Lederstuhl auf und setze mich sofort wieder hin, als der stechende Schmerz meinen gesamten Körper durchfährt. Als ich erneut versuche aufzustehen, merke ich, wie mein Sweatshirt an meiner Seite klebt. Mit der rechten Hand ziehe ich es langsam zur Seite nur um dann das Blut an meinen Fingern zu sehen. Eine der Wunden muss aufgegangen sein und versaut mir gerade auch noch meine Hose. Genervt verdrehe ich die Augen, ziehe das Sweatshirt aus und drücke es auf die Wunde um zumindest bis in das Badezimmer zu kommen, ohne auch noch den Teppich im Wohnzimmer zu versauen, denn dann würde meine Mum mich vermutlich umbringen. Im Badezimmer schmeiße ich den Pulli in die Wanne und schaue mir vor dem Spiegel, die etwa 9cm lange Schnittwunde an. Tief ist sie zwar nicht, doch sie blutet aktuell wirklich stark. Nach einer Zeit, in der ich etwa ein gesamtes weißes Handtuch rot gefärbt habe, fällt mir der Erste-Hilfe-Kasten ein, in welchem sich Wundkleber befindet. Das einzige Problem ist, dass sich dieser Kasten natürlich im Schlafzimmer befindet, in dem Maya liegt. Genervt stöhne ich auf und hoffe, dass sich die Wunde von selbst verschlossen hat. Ein Blick unter das Handtuch und das tropfende Blut verraten mir allerdings, dass sich meine Hoffnung nicht erfüllt. Da mir nichts anderes übrig zu bleiben scheint, nehme ich ein frisches Handtuch und drücke es auf die Wunde, während ich Richtung Schlafzimmer gehe. Würde jetzt einer in die Wohnung kommen, würde er von einem üblen Verbrechen ausgehen, da ich mein Blut erfolgreich an den Türen verteile. Warum einem auch immer gleich schwindelig werden muss, habe ich noch nie verstanden. Also doch, verstehen tue ich es schon, aber nerven tut es mich gerade extrem. Unter großer Anstrengung schaffe ich es, die Tür leise zu öffnen und sehe wie Maya ruhig im Bett liegt und noch tief zu schlafen scheint. Es ist niedlich wie sie sich dabei an dem Kissen neben sich festhält und ich wünschte, ich würde neben ihr liegen und so ihre Arme um mich haben. Ein stechender Schmerz an der Wunde erinnert mich jedoch daran, dass ich dies aktuell nicht ertragen würden und sie zudem wahrscheinlich mit blutigen Händen aufgewacht wäre. Langsam gehe ich zum Schrank und schaffe es auch diesen leise zu öffnen und den kleinen Koffer zu entnehmen. "Was hast du getan?", höre ich die verschlafene Stimme von Maya. Der geschockte Unterton ist mir dabei nicht entgangen. Schneller als ich antworten kann, ist sie aus dem Bett aufgestanden, hat das Licht angeschaltet und steht nun mit verschränkten Armen vor mir. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie ein Shirt und Shorts von mir trägt, was mich kurz schmunzeln lässt. Auch sie bemerkt meinen Blick, der ihren Körper entlang wandert, doch lässt sich dieses mal nicht beirren und greift nach dem Handtuch. "Alex was hast du getan?", fragt sie entsetzt, nachdem sie die Wunde sieht. "Nichts wirklich, ich bin nur aufgestanden.", sage ich und versuche sie dadurch davon zu überzeugen, dass es mal nicht meine Schuld war. Ein verachtender Blick trifft mich, der jedoch nicht ihre Sorge überspielen kann. "Was ist da drin?", fragt sie und deutet auf die Kiste. "Verbandszeug und Wundkleber. Damit dürfte die Wunde zu gehen.". Zufrieden wirkt die Blondine zwar immer noch nicht, aber zumindest scheint das immer weiter fließende Blut sie davon zu überzeugen, später weiter zu diskutieren. Schweigend zieht sie mich hinter sich her, bis wir im Badezimmer sind. Nach einem Blick auf das blutige Handtuch im Waschbecken, ernte ich erneut einen verhassten Blick und werde von ihr auf den Badewannenrand geschoben. Sie nimmt sich ein frisches Handtuch und feuchtet es an und beginnt die Wunde zu reinigen. Die Blutung hat zwar nachgelassen, es sieht trotzdem noch so aus, als wäre mein gesamtes Blut außerhalb meines Körpers. Nachdem sie die Wunde gereinigt hat, halte ich ihr den Kleber hin, den ich derweil bereits aus der Kiste gesucht habe. Sie nimmt mir die Ampulle ab und will das Etikett lesen, was mich leicht schmunzeln lässt. "Nimm die Pipette und trag es auf die Wundränder auf, danach drückst du es zusammen.". In ihren braunen Augen erkenne ich die Angst. Langsam nehme ich die Pipette und beginne die Wundränder zu beträufeln. Die entstandene glänzende Schicht quillt leicht heraus, als ich beginne die Wundränder gegeneinander zu drücken. Scharf ziehe ich die Luft ein und merke, wie mir die Kraft fehlt um die Wunde komplett zu verschließen. Auch Maya scheint dies aufzufallen, denn ich spüre, wie sie ihre Finger über die Wunde legt und die Ränder zusammenpresst. Zwar ist dies nicht weniger schmerzhaft, doch zumindest ist die Wunde nun vollständig verschlossen. Mit geschlossenen Augen sitze ich weiter auf dem Wannenrand und spüre erneut das warme Handtuch auf meiner Haut. "Du solltest deine Hose ausziehen, sie hat viel Blut abbekommen.". Dieser Satz bringt mich zum schmunzeln und Maya zum erröten. "Hilfst du mir?", frage ich sie ruhig und grinse sie dabei weiter ein. Nun scheint sie endlich wieder ihr Selbstbewusstsein zu finden, denn sie beißt sich auf die Unterlippe und nickt. Sie schiebt ihre Hände in meinen Hosenbund und beginnt die Hose langsam nach unten zu schieben. Ihre kniende Position vor mir, macht es für mich nicht weniger schwierig still sitzen zu bleiben. Mit aufgestützten Händen drücke ich mich leicht von der Wanne ab, damit sie mir die Hose über den Po ziehen kann. Nachdem diese zu meinem Sweatshirt in die Wanne gewandert ist, beginnt Maya langsam mein Bein hoch zu küssen. Meine Augen sind geschlossen und ich genieße jede noch so kleine Berührung ihrer Lippen und ihrer Zunge. Die Gänsehaut die sie mir verschafft, als sie meine inneren Oberschenkel erreicht, überzieht meinen ganzen Körper. Ich kann mir ein leichtes Stöhnen nicht verkneifen, allerdings hört sie danach direkt auf. Überrascht und etwas traurig öffne ich die Augen und blicke zu ihr herab. Sie kniet immer noch zwischen meinen Beinen, ihr Gesicht etwa auf höhe meines Bauches und ihr Arm der sich auf meinen Oberschenkel stützt. "Hättest du mehr gewollt, hättest du nicht auf der Couch schlafen dürfen!". Mehr sagt sie nicht, sondern steht auf und verlässt das Badezimmer. Wie kann mich diese Frau so wahnsinnig machen, wenn alles was ich tue darauf aus ist, sie zu beschützen? Immer noch geschwächt stehe ich auf und beginne mich vollständig zu säubern. Mit mehreren Kompressen und etwa einer halben Rolle Tape, habe ich die Wunde abgedeckt und knöpfe mir gerade meine Bluse zu, als Maya mit zwei Tassen Kaffee den Raum betritt. Ich spüre, wie ihre Augen meinen Körper auf und abwandern. Natürlich weiß ich, dass ich gut aussehe. Der graue Hosenanzug liegt perfekt an und die weiße Bluse, lässt aktuell noch sehr tief blicken. In ihren Augen erkenne ich, wie schon so oft, einen inneren Kampf. Vermutlich zwischen ihrer Lust und ihrer Vernunft. Und auch wenn ich gerne wissen würde, wer gewinnt, haben wir leider keine Zeit mehr. Denn sie muss sich auch noch fertig machen. Also knöpfe ich meine Bluse fertig zu und zeige dann auf das Bett. Dort liegt ein dunkelblaues Etuikleid, mit einem schwarzen Blazer und schwarzen High Heels. "Wir müssen in 30 Minuten los. Du solltest dich fertig machen.". Dann nehme ich ihr eine Tasse ab, küsse sanft ihre Schläfe und verlasse den Raum. Sie hat sich in der Zeit nicht geregt, sondern starrte nur auf das Kleid auf dem Bett. Noch bin ich mir nicht sicher, ob es ihr nur so gut gefällt, oder ob sie ahnt, dass es mehr kostet, als sie in einem Monat verdient. Mit der Tasse Kaffee gehe ich in das Arbeitszimmer und öffne den Safe. Aus diesem hole ich eine neue Simkarte, Bargeld und eine Waffe. Mal schauen ob mich die Polizistin gleich verhaften wird, wenn ich sie in das Handschuhfach lege.

Richtig oder falsch?Where stories live. Discover now