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Ich spüre das kalte Metall an meiner Schläfe. Seine Hand zittert. Immer wieder versucht er seinen Griff zu festigen, doch ich weiß genau, dass er nicht abdrücken wird. Er atmet tief ein und versucht sich mit breiten Schultern aufzustellen. Ich muss mir ein leises lachen verkneifen, während er sich räuspert. "Sie haben 24 Stunden. Ansonsten erschieße ich ihre Tochter.". Er versucht es vollkommen ernst in die Kamera zu sagen, doch ich höre seine zittrige Stimme. Nun kann ich mir ein Kichern nicht mehr verkneifen. Will er wirklich ein solches Video an meinen Vater schicken? Der sitzt doch nur lachend vor seinem Laptop. Das kann er nicht wirklich ernst meinen. Den meisten würde eine solche Situation vermutlich Angst machen, doch wenn man nicht mehr zählen kann, wie oft man bereits eine Waffe an den Kopf gehalten bekommen hat, ist so etwas beinahe Alltag. "Kann ich jetzt gehen?", frage ich nun den Herrn mit seiner Skimaske. "Du kannst erst gehen, wenn dein Vater gezahlt hat.", sagt er mit tiefer Stimme und drückt dabei die Waffe gegen meine Schläfe. Ganz toll, dass wird einen Abdruck geben, den ich überschminken muss. "Er wird nur nicht zahlen.", sage ich kalt und setze mich dabei zurück auf meine Füße. Die Kabelbinder an meinen Handgelenken stören mich wirklich, doch ich werde sie nicht mehr lange tragen. Der Mann mit dem wahrscheinlich hässlichsten Halstattoo das ich je gesehen habe, starrt mich mit seinen grünen Augen verwirrt an und lässt dabei die Waffe sinken. Dummer Fehler. Mit einem Ruck drehe ich mich zu ihm und trete ihm die Beine weg. Er landet vollkommen überrascht auf seinem Rücken und wie schon vermutet, lässt er seine Waffe fallen. Rasch schlüpfe ich durch meine Arme, sodass meine gefesselten Hände nun an meiner Vorderseite sind. Ich schiebe mich hinter den maskierten Mann, lege meinen Arm um seinen Hals und drücke ihm die Luft ab. Er versucht sich zwar zu wehren, nur ist er dabei chancenlos. Nach wenigen Minuten zucken seine Beine ein letztes mal und er bewegt sich nicht mehr. Ein letzter Blick auf seinen Brustkorb um sicher zu gehen, dass er noch atmet. Nachdem ich festgestellt habe, dass er das noch tut, löse ich meine Arme von ihm und stehe auf. Nach kurzer Suche, finde ich ein Messer und löse damit die Kabelbinder von meinen Handgelenken. Kopfschüttelnd werfe ich einen letzten Blick auf den Mann am Boden und nehme dann die Videokamera mit. Auf einem Tisch finde ich mein Handy. Er ist wirklich ein Anfänger, wenn er nicht einmal das entsorgt hat. Kurz zöger ich, bevor ich die Kamera noch einmal einschalte, ihm die Skimaske von seinem Gesicht ziehe und rasch ein Bild von diesem aufnehme. Danach begebe ich mich in Richtung Ausgang. Wieso musste er mich in einen alten Stall bringen? Ich werde Ewigkeiten brauchen um den Geruch aus diesen Jeans zu bekommen. Mein Handy hat hier draußen natürlich auch keinen Empfang und so starte ich meinen kleinen Nachtspaziergang.

Zwei Stunden später sitzen ich nun in einem schwarzen Mercedes und diskutiere mit Jack, dem Fahrer meines Vaters, dass er mich statt nach Hause zur Universität fahren soll. Nur weil dieser Mann meinte, mich gestern beim Einkaufen abzufangen, werde ich jetzt nicht meine letzten Vorlesungen vor den Klausuren verpassen. Ohne Schlaf wird das zwar ein ziemlich anstrengender Tag werden, doch da muss ich wohl durch. Das Semester ist so gut wie vorbei, mir fehlen nur noch 6 Vorlesungen und zwei davon sind heute. Die werde ich jetzt nicht sausen lassen, nur weil mein Vater mich Zuhause haben möchte. Das Video kann er sich auch alleine ansehen. Und so überzeuge ich Jack nach 20 Minuten Diskussion, mich zum Campus zu fahren. Doch nur mit dem Kompromiss, dass er mich am Mittag abholen wird, um mich dann zu meinem Vater zu fahren. Damit bin ich zwar nicht sonderlich glücklich, aber dass werde ich wohl ertragen müssen. Nach einem kurzen Stop am Supermarkt-Parkplatz, um wenigstens meine Tasche aus dem Wagen zu holen, reiche ich ihm nun den Schlüssel, damit er dass Auto zu meinem Vater bringen lassen kann. Schlimm genug, dass mein schwarzer Jeep Wrangler die Nacht auf diesem Parkplatz verbringen musste. Es kommt nicht in Frage, dass er dort auch noch den gesamten Tag stehen bleibt. Während der Fahrt, wechsel ich rasch meine Kleidung, um wenigstens den Stallgeruch etwas los zu werden. Ich suche mein Make-Up aus meiner Tasche und beginne die Augenringe und den Abdruck des Laufes an meiner Schläfe halbwegs gut zu verdecken. Er hätte auch etwas weniger feste drücken können, dann hätte ich jetzt weniger Arbeit. Jack beobachtet mich dabei die gesamte Zeit im Rückspiegel. "Das es unhöflich ist, jemanden anzustarren, hat man dir aber beigebracht oder?", frage ich ihn, während ich mir meine Haare nun kämme und sie danach zu einem Dutt hochstecke. "Verzeihung Miss.", ist seine beschämte Antwort und er versucht star auf die Straße zu blicken. "Jack ich habe dir schon einmal gesagt, nenn mich Alex und nicht Miss. Und wenn du mich anstarren willst, dann tu das wenigstens nicht ganz so auffällig.". Nun läuft er vollständig rot an. Es ist nicht das erste mal, dass er mich so beobachtet, seit er vor 2 Monaten bei meinem Vater angefangen hat. Beinahe vermute ich, dass er Gefallen an mir gefunden hat. Doch er weiß genau, dass er sowohl seinen Job verlieren, als auch vermutlich nie wieder glücklich in seinem Leben werden würde, sollte er etwas versuchen. Dafür würde mein Vater sorgen. Aber das heißt ja nicht, dass ich nicht ein wenig Spaß haben darf, wodurch ich ihn immer wieder in Verlegenheit bringe. Es ist lustig mit anzusehen, wie ein großer, breit gebauter junger Mann rot wird wie eine Tomate. Immer wenn ich mit ihm unterwegs bin, starren ihn alle Frauen in seiner Umgebung an und er bekommt es nicht einmal mit. Er ist einer dieser Menschen, die keine Ahnung haben, wie attraktiv sie für andere sind. Was ihn zwar süß macht, aber für mich auch einen tollen Angriffspunkt darstellt. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag, ganz im Gegenteil, bereits nach der kurzen Zeit, die er für meinen Vater arbeitet, ist er mir einer der liebsten Angstellten geworden. Doch eine kleine Neckerei hat eben noch niemandem geschadet.

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