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Die Vorlesung ist beendet und ich habe somit alle Veranstaltungen abgeschlossen, die mir zur Prüfungszulassung noch fehlten. Nun muss ich nächste Woche 3 Klausuren hinter mich bringen und noch eine Hausarbeit fertig schreiben. Was zum Glück ein leichtes für mich ist. Und da ich das Wochenende bei meinen Eltern sein werde, denke ich, dass ich bis Sonntag die Hausarbeit fertig haben werde. Meine Tasche habe ich am Vormittag bereits in den Jeep gestellt, wodurch ich, nachdem ich mein Fahrrad an seinen Platz gestellt habe, nicht einmal mehr in die Wohnung muss, sondern mich direkt auf den Weg mache. Auf der Fahrt bemerke ich, dass mir wieder einmal der BMW von Detective Jones folgt. Es wundert mich ein wenig, da ich angenommen hätte, dass sie den Tag frei hat. Doch was mir mehr sorgen macht, ist der zweite Wagen, der sich hinter Detective Jones befindet und uns auch zu folgen scheint. Erst dachte ich, es wäre nur Zufall oder ein zweiter Polizeiwagen. Doch der zweite Wagen hat typische Leihwagen-Kennzeichen und fährt ohne die Verkehrsregeln zu beachten. Das schließt die Polizei schon einmal aus. Da ich heraus finden will, ob sie mir wirklich folgen, fahre ich bei der nächsten Gelegenheit von der Autobahn ab und nutze die Landstraße. Man kann zum Glück beide Wege gut nehmen. Und auf der Landstraße gibt es einige Wanderparkplätze und Waldwege. Das werde ich mir gleich zur Nutze machen. Denn nachdem mir beide Wagen auch weiterhin folgen, fahre ich auf den zweiten Wanderparkplatz und von diesem direkt weiter auf den Waldweg, der am Ende abgeht. Das ist das schöne, wenn man ein Geländewagen fährt. Detective Jones in ihrem BMW habe ich dadurch schon einmal gestoppt, doch der zweite Wagen, ein schwarzer Audi mit getönten Scheiben folgt mir weiter. Nach kurzer Zeit endet der Waldweg und ich stehe an dem See, an dessen anderem Ende unser Anwesen liegt. Der Audi ist noch ein Stück hinter mir, weshalb ich rasch aussteige und mich ein Stück weiter hinter einem Baum verstecke. Etwa 5 Minuten später hält der Wagen in etwas Entfernung und es steigen zwei Männer aus. Beide wieder ganz in schwarz gekleidet. Ich ahne schon, dass es sich wieder einmal um Russen handelt. Dieses mal jedoch, sind beide bewaffnet. Mit gezogener Waffe laufen sie auf meinen Jeep zu. Doch bevor sie überhaupt rein schauen, beginnt der eine wie ein verrückter sein gesamtes Magazin auf den Wagen abzufeuern. Meine Scheiben zerspringen. Der andere beginnt ihn anzuschreien, doch ich verstehe kaum was er sagt, es ist einfach viel zu laut. Erst als der andere keine Kugeln mehr zu haben scheint, habe ich die Möglichkeit zu verstehen, was der andere ihm auf russisch entgegen brüllt: "Bist du bescheuert? Entführen nicht töten!". Genervt stöhnt der zweite auf. "Der Boss sagte, tötet wenn notwendig." Vermutlich meint er damit Anatoli. Eine solche Aussage passt zu ihm. "Und die Kleine ist eh nicht drin gewesen.", sagt der schießwütige und deutet dem anderen in den Wagen zu schauen. "Sie muss hier irgendwo sein.", sagt nun der zweite und beide beginnen sich um zu sehen. Während der eine mit gezogener Waffe langsam in meine Richtung läuft, holt der andere ein neues Magazin aus seiner Jackentasche und läd nach. Jetzt habe ich wohl doch ein kleines Problem. Schnell nehme ich mein Handy und sende meinem Vater eine Nachricht mit meinem Standort. Hilfe wäre jetzt nicht schlecht. Leise schleiche ich mich von Baum zu Baum und bemühe mich dabei, keine Geräusche zu machen. Zu meinem Glück kommt ein lautes knacken aus der entgegengesetzten Richtung.  Sofort laufen die beiden los. Erst nach einigen Minuten wird mir bewusst, woher das Geräusch kam. Detective Jones blonder Haarschopf erscheint zwischen den Bäumen. Auch sie läuft mit gezogener Waffe. Vermutlich hat sie die Schüsse gehört. Die beiden Russen sind noch ein Stück von ihr entfernt, als sie sich meinem Wagen nähert und hinein schaut. In der Ferne sehe ich die beiden nun umdrehen. Wenn sie sie dort sehen, werden sie nicht zögern ab zu drücken und das hat sie nun wirklich nicht verdient. Wieso hätte sie sich nicht einfach fern halten können. Ich bekomme eine Nachricht von meinem Vater, dass er in 2 Minuten da ist, als auch das Handy von Detective Jones klingelt und dadurch die zwei Russen auf sie aufmerksam macht. Sie steht an meinem Wagen und nimmt das Telefonat an, während sich die zwei Männer noch etwa 20 Meter entfernt befinden. Ich werde mich später über sie aufregen, jetzt verlasse ich mein Versteck und sprinte zu der Frau, die keine Ahnung zu haben scheint, in was für einer Gefahr sie sich gerade befindet. Sie hat mir den Rücken zugedreht und schaut gerade in den Wagen, als ich ihr von hinten den Mund zuhalte. "Auflegen, Klappe halten und mitkommen.". Mehr sage ich nicht. Erst will sie protestieren, doch da schlägt auch schon eine Kugel in meinen Jeep ein. Ganz toll, die beiden haben uns entdeckt. Während Detective Jones erstarrt zu seien scheint, greife ich nach ihrem Handgelenk und zerre sie in Richtung der Bäume. Bald dürfte mein Vater mit seinen Männer da sein, doch bis dahin muss ich wohl darauf achten, dass diese Frau nicht erschossen wird. Zu meinem Glück scheint wenigstens ihr Körper einen gesunden Selbsterhaltungstrieb zu haben, weshalb sie mir zu folgen beginnt. Immer wieder krachen die Kugeln in Bäume links und rechts neben uns. Wenn wir weiter laufen, könnten wir wirklich noch getroffen werden. Also schiebe ich sie hinter einen kleinen Felsen und drücke sie runter. "Gib deine Waffe her.", sage ich nur und halte meine Hand hin. "Das geht nicht.", antwortet sie mir zitternd. Doch da bereits die nächste Kugel in den Fels einschlägt, reicht ein skeptischer Blick und sie reicht sie mir. Schnell überprüfe ich das Magazin, 7 Schuss. Ich ducke mich und schaue neben dem Fels entlang. Beide Russen sind noch etwa 15 Meter von uns entfernt. Ich ziele auf den ersten und treffe ihn mit zwei Schüssen sowohl am Arm als auch am Bein, er lässt seine Waffe darauf fallen. Nun versteckt sich der zweite und beginnt auf den Fels zu feuern. Ich treffe ihn, nach einigen Fehlschüssen an der Schulter und auch er lässt darauf die Waffe fallen. Sie rutscht einen kleinen Hang hinab und ich sehe, wie er nach der Waffe des zweiten sucht. Nun heißt es, schneller sein. Da ich keine Kugeln mehr habe, gebe ich die Waffe dem zitternden Detective und sprinte los. Mit Wucht ramme ich den Mann zu Boden und lande dann einen ersten Treffer in seinem Gesicht. Er scheint überrascht, doch nicht wehrlos, denn er schafft es, mir an die Kehle zu greifen. Es folgt ein Schlag auf den Treffer an seiner Schulter und er lässt von mir ab. Schnell stehe ich auf, doch er tut es mir gleich. Nachdem er sich einmal geschüttelt hat, hebt er beide Arme in Kampfposition und beginnt auf mich zu zu laufen. Geschickt weiche ich seinen Schlägen aus, bis er mich mit einem an den Rippen erwischt. Scharf ziehe ich die Luft ein. "Doch nicht so ein starkes Mädchen.", sagt er nun hämisch. Das wird er ja noch sehen. Ich richte mich wieder normal auf und atme einmal tief ein. Der Schmerz lässt mich vermute, dass er mir eine Rippe gebrochen hat, doch es ist genug Adrenalin in meinem Körper, dass ich das für einen Moment noch vergessen kann. Ich deute ihm mit der rechten Hand an, dass ich warte, dass er auf mich zu kommt. Dies tut er natürlich auch sofort. Er versucht wieder einige Treffer zu landen, doch dieses mal schaffe ich es, allen aus zu weichen und ihm einige Schläge zu verpassen. Als ihn mein letzter Treffer genau zwischen seine Beine für einen kurzen Moment auf die Knie schickt, höre ich einen lauten knall und danach spüre ich den stechenden Schmerz. Ich blicke mich um und sehe den zweiten Russen, der auf dem Boden kniet und seine Waffe auf mich richtet. Er will gerade ein zweites mal abdrücken, als ein weiterer lauter Knall ertönt und er zu Boden fällt. Hinter ihm sehe ich die Männer meines Vaters, mit gezogenen Waffen. Einer muss gerade den Russen erschossen haben. Neben mir sehe ich, wie der zweite gerade aufstehen möchte und schicke ihn mit einem schwungvollen Tritt gegen den Kopf erst einmal wieder zu Boden. "Mì Bella.", höre ich meinen Vater rufen und sehe ihn dann auf mich zu laufen. Erst jetzt werfe ich einen Blick auf meinen Arm. Zu meinem Glück hat die Kugel mich nur gestreift und eine Fleischwunde hinterlassen. Das mein Shirt jetzt ruiniert ist, ärgert mich beinahe mehr. Mein Vater nimmt mich sofort in den Arm, als er bei mir angekommen ist. Da der Russe neben mir sich bereits wieder regt, ist es nun Don, der ihm eine Kugel in den Kopf verpasst. Er tut dies schneller, als ich reagieren kann, denn es steht immerhin ein Cop hinter dem Fels. Und da diese genau jetzt beginnt sich zu bewegen, richten sofort die Männer meines Vaters ihre Waffen auf den Fels und schließlich auf sie, als sie hervor kommt. "Waffen runter.", sage ich nun mit energischem Ton und löse mich aus den Armen meines Vaters. Die dunkelbraunen Augen von Maya sind geweitet. Der Schock steht ihr in ihr Gesicht geschrieben und als sie die beiden leblosen Körper entdeckt, greift sie zu ihrem Handy. Böser Fehler. Mit schnellem Schritt bin ich bei ihr und nehme ihr ihr Handy ab. Sie will protestieren und sich wehren und da ich keine Ahnung habe, wie ich sie jetzt noch davon abhalten soll, uns zu verraten, nehme ich sie in den Schwitzkasten und schicke sie nach einigen Sekunden in die Bewusstlosikeit. Nachdem sie nun völlig ruhig in meinen Armen liegt, kommt nun einer der Männer meines Vaters und nimmt sie mir ab. "Was machen wir mit ihr?", frage ich meinen Vater und er schaut mich einfach nur an. "Erstmal mit zu uns nehmen. Ich denke, ich kann sie davon überzeugen kein Wort zu sagen.". Es hätte mir klar sein müssen, dass mein Vater bereits etwas über sie ausgegraben hat. So macht er das immer, wenn die Polizei uns verfolgt. Und bisher hat er noch nie versagt. Daher nicke ich nur und mache mich mit meinem Vater auf den Weg zum Jeep um meine Taschen raus zu holen. Da mein Vater und ein Teil seiner Männer mit dem Boot gekommen sind, verladen wir meine Sachen auf dieses und fahren dann mit zwei der Bodyguards und der immer noch bewusstlosen Maya in Richtung Anwesen. Die restlichen Männer kümmern sich in der Zeit um die beiden Leichen und die Fahrzeuge. Auch Detective Jones wurde der Schlüssel von ihrem Wagen abgenommen. Diesen werden die Männer jedoch zu ihr nach Hause fahren. Erst einmal darf keine Spur zu uns führen.

Detective Jones habe ich von Don in mein Zimmer tragen lassen. Sie liegt nun auf meinem Bett und wird vermutlich bald zu sich kommen. Ich hingegen, sitze auf der Dachterrasse in einem Top und beginne die Wunde zu reinigen. Es ärgert mich, dass er mich getroffen hat. Das wird wieder eine Narbe geben und ich habe bereits genügend. Gerade als ich die etwa 5cm lange Wunde an meinem Oberarm ausspüle tritt mein Vater durch die Balkontür. "Wie gehts dir?", fragt er mich mit sanften Lächeln. "Gut, nur mein Shirt ist versaut.". Er lacht und schaut dann auf den hellen Pullover mit Blutflecken und Loch am Arm. "Ich kauf dir einen neuen.". Nun muss ich auch lachen. Mein Vater nimmt mir den Tupfer ab, mit dem ich gerade noch über die Wunde gehen wollte und beginnt selbst sie ab zu tupfen. "Soll deine Mum es dir nähen?", fragt er mich und ich nicke nur. Meine Mutter hat mich schon häufiger zusammen geflickt. Sie ist gelernte Kankenschwester und dadurch ziemlich gut darin. "Was hast du gegen sie in der Hand?", frage ich meinen Vater und deute mit meinem Kopf auf Detective Jones. "Ich könnte dafür Sorgen, dass sie das Sorgerecht verliert.". Überrascht sehe ich ihn an. "Sie hat ein Kind?". Mein Vater nickt nur. "Aktuell ist sie auch verheiratet, doch die Scheidung läuft und es scheint nicht gerade harmonisch zu zu gehen.". Verwirrt sehe ich meinen Vater an, doch bevor ich noch etwas Fragen kann, tritt meine Mutter in mein Zimmer. "Darf ich mit ihr reden? Ich werde sie davon überzeugen nichts zu sagen.". Ich sehe erst Skeptik im Blick meines Vaters, doch dann nickt er. Er vertraut mir und dafür bin ich ihm wirklich dankbar. Wir stehen gemeinsam auf und gehen in mein Zimmer. Dort nehme ich auf der Couch platz, auf der meine Mum gerade ein Handtuch ausgebreitet hat. Sie steht gegenüber des Bettes, dadurch merke ich beim zweiten Stich, dass Detective Jones sich zu bewegen beginnt. Sanft drückt mein Vater mir einen Kuss auf die Schläfe. "Ruf mich, wenn es Probleme gibt.", sagt er auf italienisch und ich nicke nur. Das macht er häufiger, wenn er nicht möchte, dass andere im Raum uns verstehen. Und ganz eindeutig traut er Detective Jones nicht, verständlicher Weise.

Richtig oder falsch?Where stories live. Discover now