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Im fünften Stock finde ich das Zimmer meiner Mutter, in dem sie bereits in einem Bett liegt. Da sie von den Schmerzmitteln immer noch in einem Dämmerzustand ist, setze ich mich auf einen Stuhl und beginne mir die Bilder schon einmal auf meinem Handy anzusehen. Nach etwa einer halben Stunde betritt Elisa das Zimmer. "Weißt du, wie es bei meinem Vater aussieht?", frage ich sie sofort und stehe dabei aus dem Stuhl auf. "Es läuft wohl ganz gut, doch die OP wird noch einige Zeit dauern, sein Bein ist mehr beschädigt, als zuerst vermutet.". Sie blickt mich traurig an und ich nicke nur. "Das Handgelenk deiner Mutter ist gebrochen und es muss leider auch gerichtet werden. Sie wird gleich für die OP vorbereitet.". Wieder nicke ich nur. "Alex du solltest nach Hause und dich ausruhen.". Bei diesem Satz tritt Elisa langsam auf mich zu und legt ihre rechte Hand an meine Wange. Wir haben etwa die gleiche Größe, weshalb wir uns direkt in die Augen sehen können. "Du weißt, dass ich nicht gehen werde.". Ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen und dieses mal nickt sie. Sie streicht mit ihrem Daumen sanft über meinen Wangenknochen bevor sie in ihren Kittel greift und einen Schlüssel heraus holt. "In meinem Büro ist eine Couch, dort kannst du dich zumindest etwas ausruhen.". Sie hält mir ihren Schlüssel entgegen, den ich lächelnd annehmen. "Ich weiß, ich kenne diese Couch sehr gut.", sage ich grinsend. Das kann ich mir gerade wirklich nicht verkneifen. Elisas Wangen färben sich rötlich. Auch sie scheint genaue Erinnerungen an diese Couch zu haben. "Du bist unmöglich meine Liebe, jetzt geh und leg dich hin.". Kurz muss ich Lachen. "Darf ich an deinen Computer?". Erst schaut sie mich fragend an, doch sie ahnt wohl schon, dass ich mich mit diesem Unfall befassen will. "Sofias Geburtstag.". Mehr sagt sie nicht, doch ich verstehe sofort, dass sie damit das Passwort meint. Nun betritt eine Schwester das Zimmer und ich drücke noch einmal Elisas Hand, während ich an ihr vorbei gehe und das Zimmer verlasse.

In ihrem Büro angekommen, ziehe ich die Bilder auf den Display und schaue mir alles ganz genau an. Der Wagen meiner Eltern liegt vollkommen demoliert am Straßenrand. Die Stelle erkenne ich nach einiger Zeit auch wieder. Es ist eine kurvige Bergstraße. Den Dellen im Fahrzeug nach zu urteilen, hat der andere Wagen sie mehrmals getroffen, danach haben sie sich überschlagen. Sie haben beide wirklich Glück gehabt, dass hätte viel schlimmer für sie ausgehen können. Ich nehme mein Handy raus und schreibe Don. Der Wagen der Angreifer dürfte deutliche Spuren davon getragen haben, also müsste man ihn auf Straßenkameras wieder erkennen können. Genau das schreibe ich ihm, damit er auf der Strecke nach weiteren Kameras, auf ihrer Fluchtroute sucht und die Bilder besorgt. Nach kurzer Zeit erhalte ich eine Nachricht, mit der Zustimmung von Don. Gleichzeitig schreibt er mir, dass die Bodyguards nun am Krankenhaus angekommen sind. Sie würden in der Empfangshalle auf mich warten um die Anweisungen entgegen zu nehmen. Also lösche ich die Bilder wieder, um keine Spuren zu hinterlassen und begebe mich dann in das Erdgeschoss.

Nach einem kurzen Gespräch mit den beiden Herren im schwarzen Anzug, bringe ich sie in das Zimmer meiner Mutter. Elisa hat mir geschrieben, dass auch mein Vater auf dieses Zimmer gelegt wird. Daher werden beide dort Stellung beziehen. Da meine Eltern jedoch noch im OP sind, entschließe ich mich dazu, mich wirklich eine Weile aus zu ruhen. So kehre ich in das Büro von Elisa zurück und lege mich auf die Couch. Nach einiger Zeit kann ich es nicht mehr verhindern und schlafe langsam ein.

Draußen ist es vollständig dunkel, als ich höre, wie jemand das Büro betritt. Sofort schrecke ich auf und springe quasi von der Couch auf. "Beruhig dich, ich bin es nur.", höre ich die sanfte Stimme von Elisa und sie schaltet das Licht an. Ich atme einige male tief durch, bevor ich mich wieder langsam setze und mein Gesicht in meinen Händen vergrabe. Ich höre Elisa auf mich zu kommen und merke wie die Couch sich langsam senkt. Sie legt ihren Arm um mich und zieht mich an sich. Und so lege ich meinen Kopf auf ihre Schulter und schließe wieder die Augen. "Hast du etwas gehört? Wie laufen die Operationen?". Elisa gibt mit einen sanften Kuss auf den Kopf. "Deine Mutter ist bereits wieder auf ihrem Zimmer. Sie hat jetzt zwei Schrauben im Unterarm. Dein Vater wird gerade noch der Fixateur angepasst. Er dürfte so in etwa einer Stunde im Aufwachraum sein.". Ich nicke nur, lasse meine Augen geschlossen und lege meine Hand auf ihren Oberschenkel. "Danke, dass du dich um alles kümmerst. Könntest du den Schwestern das mit den Bodyguards erklären?". Dieses mal ist es Elisa die nickt. "Geh nach Hause und schlaf. Komm in einigen Stunden wieder, dann wirst du mit beiden sprechen können. Ich rufe dich an, sollte etwas passieren.". Wieder gibt sie mir einen Kuss auf den Kopf. "Ist vielleicht eine gute Idee.". Mehr sage ich nicht, sondern stehe von der Couch auf, drücke vorher noch einmal sanft ihren Oberschenkel und verlasse dann den Raum.

Richtig oder falsch?Où les histoires vivent. Découvrez maintenant