14

431 32 2
                                    

Die Zeit scheint still zu stehen. Natürlich tut es mir leid, dass sie weint, doch diese wunderschöne Frau so eng an mir zu haben, fühlt sich unglaublich an. Das Zittern hat nachgelassen und sie scheint sich zu beruhigen. Langsam beginnt sie sich zu bewegen und rutscht rückwärts von meinem Schoß, sodass nur noch ihre Beine über meinen liegen. Sie reibt sich ihre Augen und streicht sich die blonden Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen sind rot und geschwollen. Ihre Wangen gerötet. Sie sieht wirklich niedlich aus. Meine Hände liegen auf ihren Beinen und ich streiche sanft über ihre Jeans. "Wie..", weiter komme ich nicht, da ihr Handy zu klingeln beginnt. Sofort dreht sie ihre Beine von meinen und steht von der Couch auf, während sie ihr Handy aus ihrer Tasche holt und den Anruf entgegen nimmt. Ich stehe in der Zeit auf und gehe zu meiner Kaffeetasse. Da der Kaffee jedoch bereits kalt ist, schütte ich ihn weg und gieße mir stattdessen eine neue Tasse ein. Als ich gerade einen Schluck trinke, sehe ich Maya bereits auf halbem Weg zur Tür. Nur einmal dreht sie sich noch zu mir um. "Ich muss los.". Mehr sagt sie nicht, sondern ist da schon halb aus der Tür. Langsam lasse ich meine Tasse sinken und starre auf die Tür. Ist das gerade wirklich passiert? Ich schaue zur Kücheninsel, dort steht noch die braune Tüte mit den Donuts. Und auf meinem Sweatshirt sind spuren von ihrem Make-Up, also kann das alles kein Traum gewesen sein. Nun scheint auch endlich mein Verstand wieder ein zu setzen. Ich habe ihr wirklich gesagt, dass ich sie mag und sie geküsst. Ich beginne über mich selbst zu lachen. Das passiert, wenn das Herz die Kontrolle übernimmt, man trifft unkontrolliert Entscheidungen, die man besser nicht hätte treffen sollen. Wird Zeit wieder nur auf meinen Verstand zu hören.

Den Rest des Tages verbringe ich mit Einkaufen und kochen. Am Abend sitze ich auf meiner Couch und schaue einen Film, zumindest bis mein Handy klingelt. Zu meiner Überraschung wird Elisas Nummer angezeigt. "Na, vermisst du mich?", frage ich sie nach dem ich den Anruf angenommen habe. "Alex, komm zum Krankenhaus. Es geht um deine Eltern.". Mehr sagt sie nicht. Im Hintergrund höre ich aufegeregte Stimmen, darunter eine die Elisa zu rufen scheint. Sofort legt sie auf und ich springe von meiner Couch auf. Mein Outfit aus einer hellen Boyfriend-Jeans und einem schwarzen Sweatshirt empfinde ich als akzeptabel. Also nehme ich mir nur meinen Schlüssel und meine Geldbörse und verlasse meine Wohnung. Es dauert keine 15 Minuten, in denen ich vermutlich jede Verkehrsregel breche, die ich kenne, bis ich meinen Wagen auf dem Parkplatz abstelle und in Richtung Eingang eile. An der Information sitzt ein junger Mann. "Lorenzo und Sofia Marino, wo sind sie?", frage ich, sofort nachdem ich an die Information heran getreten bin. Der Junge, der nicht älter als 20 sein kann, schaut ängstlich zu mir auf. Anscheinend ist mein Ton aktuell nicht der freundlichste, doch das interessiert mich relativ wenig. "Lorenzo Marino, wo ist er?", frage ich erneut und lehne mich dabei auf die Theke. Ich funkel ihn mit meinen grünen Augen an, doch er bleibt nur wie erstarrt sitzen. Also drehe ich seinen Computerbildschirm zu mir, tippe kurz auf der Tastatur, den Namen meines Vaters ein und sehe dann, dass er sich in der Notaufnahme befindet, vermutlich genauso wie meine Mutter. Der junge Mann, der immer noch kein Wort gesagt hat, schaut mir nur schockiert zu. Nachdem ich die Information habe, die ich brauche, drehe ich den Bildschirm wieder um, stoße mich von der Theke weg und lächel den jungen Mann kurz an. "Danke.", sage ich nur, bevor ich mich in Richtung Notaufnahme begebe. "Sie können dort nicht rein.", ruft mir eine zittrige Männerstimme hinterher. Mit skeptischen Blick drehe ich mich zu dem jungen Mann. Nach der Skeptik werden meine Augen eng und ich funkel ihm böse entgegen. Aus seinem Gesicht weicht die Farbe und sofort setzt er sich auf seinen Stuhl und sagt nichts mehr. Ich hingegen betrete nun die Notaufnahme und suche sie nach einem bekannten Gesicht ab. Auf einer Trage sehe ich meine Mutter sitzen, sie wird von einer Schwester betreut und eine Wunde an ihrem Kopf wird gereinigt. Mit wenigen Schritten stehe ich an ihrer Trage und lege sanft meine Hand auf ihre rechte Schulter. Meine Mutter trägt ein blaues Cocktailkleid. Sie ist barfuß, hat Schürfwunden an den Beinen, die Wunde am Kopf und eine provisorische Schiene um ihr rechtes Handgelenk. Sie legt ihre linke Hand auf meine. "Gut das du da bist.". Ein sanftes Lächeln erscheint auf ihren Lippen. "Was ist passiert?", frage ich sie und schaue die Schwester an, die nun ein Nähset bereit legt. "Wir wollten Essen gehen und wurden von der Straße abgedrängt. Ich weiß nur noch, dass ich von den Rettungskräften aus dem Wagen gezogen wurde.". Nun sehe ich eine Träne auf der Wange meiner Mutter. Ich streiche sie mit meinem Daumen weg und lege dabei meine Hand an ihre Wange. Meinen Blick richte ich nun wieder auf die Schwester. "Wie sieht es aus?". Sie schaut mich von Kopf bis Fuß an und lächelt kurz. "Das Handgelenk muss noch geröntgt werden, doch vermutlich ist es gebrochen. Sie hat eine Gehirnerschütterung und wird über Nacht hier bleiben müssen. Die anderen Wunden scheinen nur oberflächlich zu sein.". Ich nicke leicht. "Danke.", dann wende ich mich wieder meiner Mutter zu. "Weißt du was von Vater?". Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Sie schüttelt nur den Kopf und ich sehe aus den Augenwinkeln Elisa in einem dunkelblauen Kasack aus einem Raum treten. Sofort laufe ich schnellen Schrittes zu ihr und sehe sehr viel Blut auf ihrer Kleidung. "Was ist mit ihm?", frage ich sie panisch. "Beruhig dich Alex.", sagt sie nur und legt ihre Hände an meine Oberarme. "Er hat ein Schädel-Hirn-Trauma, sein linkes Bein ist mehrfach gebrochen und er hat mehrere gebrochene Rippen. Sein einer Lungenflügel ist kollabiert und wir mussten ihn punktieren. Er ist stabil und wird jetzt für die OP vorbereitet.". Nun legt Elisa ihre rechte Hand an meine Wange. "Er wird wieder.". Ich schließe meine Augen und atme tief durch. "Ich ziehe mich um und schaue dann nach Sofia. Sie wird jetzt in einen Raum gebracht, du kannst sie begleiten.". Ich nicke nur. "Wer operiert ihn?", frage ich nach einem kurzen Moment. "Steven.". Sie lächelt und begibt sich dann in Richtung Umkleide. Steven ist ein Bekannter meines Vaters. Auch ein Italiener und Teil der Mafia, doch das wissen die Wenigsten. Ich bin froh, dass er ihn operieren wird, er ist einer der besten Chirurgen die ich kenne. Ich streiche mir meine Haare aus dem Gesicht und binde sie zu einem Zopf zurück. Danach gehe ich wieder zu meiner Mum und begleite sie nun in einen Raum. Nach etwa 5 Minuten betritt Elisa in einem frischen Kasack diesen und beginnt meine Mum zu untersuchen. Derweil gehe ich mir einen Kaffee holen.

Richtig oder falsch?Where stories live. Discover now